Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 04 - Von Blankenstein nach Nordhalben

04 - Von Blankenstein nach Nordhalben

Die heutige Wanderroute (19 km - 474 Höhenmeter)


Der heutige Wandertag beginnt am Denkmal des Rennsteigwanderers, das 1903 von Anton Wiede gestiftet wurde, der auch im selben Jahr, anlässlich des zwanzigsten Jubiläums seiner Papierfabrik Rosenthal, den Wiedeturm gegenüber von Blankenstein erbauen ließ.


Auf der selben Straßenseite gibt es ein Denkmal, das an den Todesmarsch der Häftlinge aus dem KZ Buchenwald 1945 erinnern soll. In einer niedrigen Mauer ist ein größerer Stein eingepasst. Dieser trägt eine Metallplatte mit der Widmung.

Gedenkstein:Todesmarsch KZ Buchenwald

Wenn man dem Wanderweg parallel der L 1093 folgt, kommt man zu dessen ehemaliger innerdeutschen Grenze mit einigen Informationstafeln.
- Zur Deutschen Einheit
- Zum Kalten Krieg (Spione im Westen)
- Eine Regionalkarte



Etwa 300 m weiter an der Strasse 2196 befindet sich südlich von Blechschmidtenhammer am ehemaligen Bahnhof von Lichtenberg das Informationszentrum Naturpark Frankenwald.
Dieser Bahnhof war der letzte Bahnhof auf der ehemaligen "Westseite".

Man muss von dort wieder etwas zurück gehen und wandert zuerst auf thüringischer Seite direkt an der ehemaligen Grenze entlang, auf dem Weg nahe des Muschwitzbachs in das Moschwitztal.
Erst lange hinter dem Hinweisschild fange ich an, mir wegen dem U bzw. dem O Gedanken zu machen.
Was ist nun richtig, oder welche Bedeutung versteckt sich dahinter?



Nach gut einem Wanderkilometer befindet sich auf der linken Seite die von hier aus leider nicht zugängliche Dorschenmühle.
Auf bayerischer Seite liegt dieser ehemalige Mühlenbetrieb. Heute ist es ein rein landwirtschaftliches Anwesen. Früher wurden in seiner näheren Umgebung in verschiedenen Gruben Malachit, Hämatit, ... gefunden.

Nach weiteren 1,5 Kilometern erreicht man eine Stelle etwa 200 m vom Wanderweg entfernt, an der einmal direkt an der Grenze eine weitere Mühle stand, die Buttermühle. Nichts deutet mehr auf ihre Existenz hin.




Da der weitere Wanderpfad hier sehr zugewachsen war, lag es nahe, auf den freigehaltenen Kolonnenweg wieder auszuweichen, um den Weg fortzusetzen.



Folgt man diesem "Wanderweg" weiter parallel der thüringischen Muschwitz kommt man zu einer Abzweigung, die zur Krötenmühle führt.

Hier, zwischen der ehemaligen Buttermühle und der Krötenmühle fand sie 1979 statt, die aufsehenerregende Ballonflucht. Am 16. September gelangen den Familien Strelzyk und Wetzel aus Pößneck (Thüringen) die Flucht über die innerdeutsche Grenze aus der DDR nach Westdeutschland mit einem selbstgebauten Heißluftballon.

Aufgrund ihrer grenznahen Lage war die Krötenmühle Anlaufstelle für „Grenzgänger“ von den Jahren 1945 bis Mitte der 50er.
Z. Zt. der DDR soll sich hier eine Agentenschleuse des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR befunden haben, sagt man!
Zwischenzeitlich „residierte“ hier der Fisch Club Carlsgrün; 
Mittlerweile ist das gesamte Anwesen in Privatbesitz und eine Lokalität findet man hier auch nicht mehr. Wenn man von der thüringischen Seite kommend die thüringische Muschwitz überquert, trifft man auf dieses Hinweisschild.


Wenn man durch das Anwesen hindurch gegangen ist, kann man rückwärts gerichtet dieses Hinweisschild lesen.


Die Hinweise zur Krötenmühle bzw. zum "Grünen Band" sind nicht gepflegt, sondern zugewachsen und zugestellt.


Die derzeit schöne Seite des Gebäudes der "Krötenmühle"

Ehe man von der bayerischen / fränkischen Seite wieder die Muschwitz überquert, kann man noch linkerhand diese Hinweisschilder lesen.


Dieser ehemalige DDR-Grenzstein stand in früheren Zeiten sicherlich NICHT an diesem Ort!


Nach einer etwas längeren Wegstrecke auf dem Kolonnenweg und anschließend geschottertem Waldweg durch Hochwald passiert man die Wasserscheide zwischen Rhein und Elbe.
Nach Osten hin fließt die thüringische Muschwitz. Sie ist 9,4 km lang und fließt über die Selbitz in die Saale, die wiederum in die Elbe entwässert.
Hier beginnt aber auch die fränkische Muschwitz. Diese ist 7,1 km lang und mündet östlich von Nordhalben in die Rodach, die in den Main / Rhein entwässert.
Nach gut einem weiteren Kilometer erreicht man den Schwarzen Teich.
Gespeist wird er von der Fränkischen Muschwitz. In früheren Zeiten diente der Schwarze Teich der Stammholzflößerei. Die Baumstämme gelangten von hier auf dem Wasserweg bis in die Niederlande.

Der Schwarze Teich

Die Flößerhütte am Schwarzen Teich


Dort, wo der Teich in die fränkische Muschwitz entwässert, hatte man versucht, zwei Kästen Bier getarnt zu verstecken  -  allerdings nur versucht, denn mein durstiges Wanderauge hatte sie sofort entdeckt. Ich ließ sie allerdings unberührt!

nicht gut genug getarnt versteckt

Da man sich nun auf bayerischem Gebiet befindet, wandert man nicht mehr am Kolonnenweg, sondern auf einem breiten Fahrweg talwärts.
Eine Gedenkstätte etwas abseits dieser Route sei dennoch hier erwähnt.
Sie erinnert an Manfred Smolka.
Ab 1957 wohnte der Grenzsoldat Manfred Smolka mit seiner Familie im nahen Titschendorf, flüchtete jedoch alleine Mitte November 1958 nach seiner Degradierung und Entlassung Ende Oktober 1958 nach Bayern.
Als er seine Frau und seine Tochter am 22. August 1959 in den Westen holen wollte, entführte ihn durch Verrat der DDR-Staatssicherheitsdienst an der innerdeutschen Grenze.
Manfred Smolka starb am 12. Juni 1960 in Leipzig unter dem Fallbeil.
2017 wurde am Tiegelsbach für das Opfer der DDR-Diktatur  - etwa 100 Meter entfernt von seiner widerrechtlichen Festnahme und wo der damalige Grenzsoldat auf seiner Flucht angeschossen wurde - 
ein Gedenkstein errichtet.
Sein Bruder, Roland Smolka (2016 gestorben), erklärte, dass schon zweimal dort ein Kreuz aufgestellt wurde, es aber jeweils nach wenigen Tagen entfernt wurde. "Es gebe eben immer noch Leute, die nicht wahrhaben wollten, dass die DDR ein Unrechtsstaat war."
Quelle:

Auch die Krögelsmühle passiert man auf der bayerischen Seite gehend.
Dieses kleine Anwesen liegt im tief eingeschnittenen Tal der Fränkischen Muschwitz direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Der zu Nordhalben gehörende Einzelhof wurde erstmalig im Jahr 1669 im Kirchenbuch von Geroldsgrün als "Obere Mühle im Rodache Grund" erwähnt.
Hier lebte der ehemalige Ingenieur  Horst Ellinger (der 1939 „in der Krögelsmühle“ geboren wurde) mit Frau, Kindern und Enkeln. Mit der Grenzziehung 1952 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt, da insbesondere auch die Kundschaft aus Thüringen wegfiel. Das Anwesen wurde zu reinen Wohnzwecken umgebaut.

Die Landschaft ändert sich, denn mittlerweile hat man das Thüringische Schiefergebirge erreicht.
Das hier vorkommende „Blaue Gold“, wie man den Schiefer einst nannte, hat das Gebirge bekannt gemacht und das Leben der Menschen geprägt. Schiefer wird allerdings nirgends mehr in der Region abgebaut! Die letzte Schiefergrube wurde 2008 geschlossen.

Weiterhin durch den Wald gehend erreicht man recht bald ein weiteres ehemaliges Mühlengebäude, die Schnappenmühle.
Sie liegt direkt am Dreiherrenstein.
“Der Dreiherrenstein ist ein breiter Stein, bei dem auf beiden Seiten zwei kleine Bächlein zusammenfließen und soll daran erinnern, dass hier einst ein „Dreiländereck“ existierte.
Zur Zeit der DDR lag der Grenzstein vor dem verminten Stacheldrahtzaun (Grenzzaun) in der Bachgabelung.
Durch die Ortsgruppe Nordhalben des Frankenwaldvereins wurde 1995 ein Hinweisschild „Dreiherrenstein“ mit den Wappen von drei früher hier angrenzenden Herrschaften erstellt: zwischen dem fürstbischöflich regierten Hochstift Bamberg im Süden, dem markgräflichen Fürstentum Bayreuth im Osten und dem Fürstentum Reuß von Plauen (jüngere Linie) im Norden.
Quelle: „Grenzerfahrungen“, Wunder 2004

Schnappenmühle mit Dreiherrenstein

Die frankische Muschwitz (rechts) mündet hier in die Rodach


Am nahen Wanderweg sah ich das erste mal wieder ein Hinweisschild zum "Grünen Band", das hier abschnittsweise über 300 Meter breit ist, weil die DDR-Grenztruppen den Kolonnenweg im steilen Gelände nicht überall entlang der Grenzbäche, sondern teilweise am Rand der Titschendorfer Rodungsinsel angelegt hatten.

Nach wenigen Metern erreicht man das Rodachtal, doch von hier gilt es nach Nordhalben steil aufzusteigen.
Vorher kann man noch einen Blick auf die Jubilate Kirche werfen.
Es handelt sich um eine Evangelisch-lutherische Kirche mit roter Fassade.

Jubilate Kirche in Grund / Nordhalben

Diese Kirche wurde von 1925 bis 1926 durch evangelische Christen aus Heinersberg, Grund und Nordhalben errichtet. Vorher mussten sie den Gottesdienst in Geroldsgrün aufsuchen, zeitweilig fanden diese aber auch im Speisesaal der Firma Menger (Stoffelsmühle) statt. Die malerische, 1997 renovierte Kirche liegt östlich der Rodach. Der Bach Rodach bildete die ehemalige Grenze zwischen der Markgrafschaft Bayreuth und dem Fürstbistum Bamberg und war damit auch die evangelisch-katholische Glaubensgrenze.

Um 1610 wanderten deshalb die meisten Einwohner aus Nordhalben lutherischen Glaubens ins nahe gelegene Titschendorf aus.
Zur Zeit der DDR lag dieser Ort sehr nahe der Grenze (Sperrgebiet), wurde aber aufgrund seiner Größe nicht geschleift, dafür aber vom Rest der Welt nahezu isoliert.
Dieser Ort ist auch heute noch der südlichste von Thüringen.

Steil geht es nun hinauf nach Nordhalben.
Eine kurze Verschnaufpause kann man in dem Museum bzw. der Klöppelschule einlegen.

Im Gebäude der Klöppelschule Nordhalben mit einer sehenswerten internationalen Spitzensammlung befindet sich auch das Historische Ortsmuseum, das unter anderem mit Exponaten und Dokumentationen das Leben an der innerdeutschen Grenze dokumentiert.
Hier wurden die Lebensumstände der hiesigen Bevölkerung um 1900 dokumentiert. Detailgetreu werden z.B. eine Küche und ein Schlafzimmer dargestellt.
Derzeit sind allerdings Teile des Hauses bzw. der Ausstellung wegen nicht erfüllten Brandschutzmaßnahmen geschlossen!

Klöppelmuseum Nordhalben

Die ehemalige DDR-Grenzsäule (DDR-Grenzpfahl) steht sicherlich nur wegen des Museums hier.

Zuletzt noch etwas anderes aus der Weltgeschichte zu diesem Ort:
Von Nordhalben aus hat Napoleon den Krieg gegen Preußen begonnen!
Napoleon traf am 8. Oktober 1806 von Bamberg kommend in Kronach ein ... . Noch am selben Tag gab er den Befehl: Einmarsch in die preußischen Fürstentümer und die preußische Markgrafschaft. ... Bereits in den frühen Morgenstunden des 9. Oktober traf Napoleon in Nordhalben ein. Der gesamte Höhenrücken entlang der Straße vom Ködelberg bis zur Landesgrenze muss ein einziges Heerlager gewesen sein.
Quelle: Frankenpost 06.10.2006 (mW)

Heute gesehen:



Zur 3. Etappe                      Zur 5. Etappe 

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