Die heutige Wanderroute (25 km - 694 Höhenmeter)
Etwa 200 m hinter dem östlichen Ortsausgang von Schwickertshausen steht am Straßenrand diese Informationstafel.
Sie informiert über die Entstehung des "Grünen Bandes" rund um Schwickertshausen.
Aus Schwickershausen wandert man südwestlich bis zur bayerischen Grenze. Hinter dem Fallbach und den Teichen folgt man dem Weg nach rechts und gelangt wieder auf den Kolonnenweg.
Nach 3,7 Kilometern betritt man bereits wieder thüringischen Boden. Wenn man nun den direkten Grenzverlauf verlässt, kommt man nach 500 m weiter geradeaus nach Unterharles.
Hier kann man noch einen ehemaligen Grenzturm sehen, der sich in Privatbesitz befindet.
Schmuck anzusehen sind hingegen die obere (hier im Bild) und die untere Mühle von Unterharleshausen.
Wenn man nun wieder zurück zum Kolonnenweg geht und diesem von Unterharles aus weitere 2,5 Kilometer folgt, erreicht man den Skulpturenpark Deutsche Einheit, den der Berliner Aktionskünstler Jimmy Fell mitten auf dem ehemaligen Todesstreifen ab 1996 geschaffen hat.
Weitere Infos unter: http://www.skulpturenpark-deutsche-einheit.de/ ↗
Zu sehen sind u.a.:
Eine 6 m hohe Stahl-Glas-Konstruktion, die Barbarossa darstellen soll |
Weiterführende Info: http://www.skulpturenpark-deutsche-einheit.de/barbarossa.html ↗
Auf der Flucht erschossen |
Weiterführende Info: http://www.skulpturenpark-deutsche-einheit.de/flucht.html ↗
An dieser Skulptur haben sich zwischenzeitlich leider"andere Künstler" ausgetobt und "Materialien" hinzugefügt.
Feld der Fahnen |
Auch dieser Bereich entspricht nicht mehr den ursprünglichen Vorgaben; er müsste gepflegt bzw. einmal "überarbeitet" werden.
Die goldene Brücke |
Weiterführende Info: http://www.skulpturenpark-deutsche-einheit.de/bruecke.html ↗
Die Brücke der Einheit zeigte sich bei Ihrer Erstellung 1996 tatsächlich einmal komplett in goldener Farbe.
Mittlerweile gibt es weitere, verschiedene "Künstlerische Ausstellungsstücke", die m.E. aber eher die Gedenkstätte verschandeln. Deshalb nur noch ein paar "Seriöse".
Weitere Informationen zu dieser Familie unter: Familie Erhard ↗
An diesem Skulpturenpark beginnt bzw. endet auch der etwa 40 Kilometer lange Friedensweg - ein Wanderweg entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Wenn man zur Landstraße vorgeht, kommt man zum ehemaligen Grenzübergang Meiningen-Mellrichstadt. Er wurde 1973 für den Kleinen Grenzverkehr zwischen Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) und Meiningen (Lkr. Schmalkalden-Meiningen) eingerichtet.
Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden die umfangreichen Sperranlagen „auf der Schanz“ beseitigt.
Auf thüringischer Seite sind deshalb nur noch ein Wachturm sowie ein unvollendeter Backsteinbau erhalten, er war geplant für Büroräume der Passkontrolle, des Zolls und der Grenztruppen. Den ehemaligen Garagenkomplex versteckt mittlerweile die Natur.
Auf bayerischer Seite wurden im Wald - als Grenzmuseum - Teile der Grenzanlage sogar wieder aufgebaut. Erdbunker, Grenzzäune, schwere Schranken und Tore, Grenzpfosten sowie eine KFZ-Sperre sind zu sehen.
Direkt an der Landstraße steht auch ein imposanter Grenzstein, der Meininger Grenzstein.
Folgt man nun dem Grenzwanderweg, trifft man immer wieder auf Hinweisschilder entlang des Friedensweges, die die Geschichte einzelner Personen oder Gehöfte wiedergeben.
Die ersten kann man bereits auf dem Skulpturenpark Deutsche Einheit finden.
So z.B. die Info-Tafel 4 - Flucht mit dem Kehrfahrzeug.
Der Autor und Friedensweginitiator Gerhard Schätzlein berichtet, dass ein 62-jähriger Berufskraftfahrer aus Meiningen im Mai 1989 bei Eußenhausen, mit einem Kehrfahrzeug unversehrt bayerischen Boden erreichte. Der Kraftfahrer aus der damaligen DDR hätte wohl die Flucht nicht gewagt - meinte der Autor weiter -, hätte er gewusst, dass der aufsichtführende Major bereits am 6. August 1969 zwischen Mendhausen und Rothausen einen 19-jährigen flüchtigen Grenz-Pionier der DDR auf dem Weg in den Westen verfolgt und erschossen hatte.
Während man ab dem Meininger Grenzstein zumindest für heute der Wegauszeichnung F für Friedensweg folgen kann, passiert man nach wenigen Metern eine Stelle, die zu einem etwa 100 Meter weiter nordwestlich gelegenen ehemaligen US Beobachtungspunkt (BOP) Auskunft hätte geben konnen. Die Info-Tafel fehlt. Hier hätte man lesen können, dass der Beobachtungspunkt auch als OP 11 oder „Kehrspitze auf der Schanze“ gewesen war. Dieser BOP hatte zuerst den Code „Sierra“; er wurde Mitte der 80er Jahre umgebaut und in „Tennessee“ umbenannt.
Richtung Osten konnte man weit einsehen, bei gutem Wetter war die Sicht bis Meiningen möglich.
Die stationierten Soldaten „kämpften“ sowohl mit der Witterung an diesem zugigen Fleckchen als auch mit dem örtlich zuständigen Förster, der sich beharrlich weigerte die Bäume zu fällen beziehungsweise zurechtzuschneiden, damit weiterhin eine ungehinderte Sicht möglich war. Selbst eine reguläre Toilette gab es anfangs nicht, erst später wurde eine portable Toilette aufgestellt, welche zweimal die Woche geleert wurde.
Die Teams, bestehend aus 6 Mann, wechselten sich alle 24 Stunden ab. Es finden sich heute kaum noch Spuren des einstigen BOP.
Quelle: http://www.fulda-gap.de/poin_tennes.htm ↗
Nach weiteren gut 2,5 Kilometern erreicht man den Dachsberg mit einem ehemaligen Fühtungsturm sowie das Friedenskreuz.
Das bereits 1991 aufgestellte, aber 1996 hierher umgesetzte 8 m hohe Holzkreuz wurde 2014 durch ein neues, jetzt 14 m hohes Kreuz ersetzt, da die bauliche Substanz des ersten Kreuzes immer schlechter wurde. Dennoch, als Sitzgelegenheit ist es heute noch gut genug.
Das Kreuz überragt den ehemaligen Führungsturm und weist die Inschrift auf: „Frieden sei dieser Welt beschieden“.
Das Kreuz ist eines von sechs Weltfriedenskreuzen, die Gottfried Fischer ab 1980 in fünf Kontinenten aufstellen ließ.
Eine Schautafel informiert über die Entstehung und Bedeutung des Kreuzes. Man hat von hier, vom Dachsberg, einen schönen Blick in alle Richtungen.
Die nahegelegene Fasanerie des einstigen Herzogs von Meiningen. |
Leider ist der Zustand des bereits 1976 erbauten Grenzturmes nicht mehr sehr gut. Er ist zwar frei zugänglich, das Betreten ist aber auf eigene Gefahr.
Rückseitiger, unterirdische Eingang, mit drei Stahltüren gesichert. |
Der Weg von beiden (Kreuz und Führungsturm) führt nun wieder Richtung Kolonnenweg. Man folgt dazu weiterhin dem ausgeschilderten F.
Nach gut 3 Kilometern erreicht man die Herrmannsfelder Straße.
Hier sollte den Grenzwegwanderer eine weitere Tafel (Tafel 9) zum Thema "Verfluchtes Minenfeld" informieren; es fehlt!
Gut 2 Kilometer weiter auf dem Kolonnenweg kommt man zu einer weiteren Informationstafel,
Info-Tafel 10 - "Flucht eines Grenzsoldaten". Er desertierte 1985.
An dieser Stelle verläßt man den Kolonnenweg (der weiter nach Westen führt) nach Norden und kommt nach 300 m zu der Info-Tafel 11 - "SM 70 - Tödliche Selbstschussautomaten".
Nach einem weiteren Kilometer erreicht man die Straße von Willmars nach Stedtlingen [K 2522], die man quert. Hier findet sich leider auch nicht mehr die Informationstafel, Info-Tafel 13 - "Ein Zöllner wird an der Grenze erschossen".
Dafür kann man auf dem angelegten kleinen Rastplatz eine Verschnaufpause einlegen.
Etwa 800 m weiter fehlt erneut die ehemals vorhandene Information über das geschleifte Rittergut Rupperts.
Das ehemalige Rittergut wies 89 ha auf und wurde 1980 dem Erdboden gleichgemacht. An die Stelle trat eine Schweinestallanlage der LPG. Auch von ihr finden sich heute hier keine Spuren mehr, dafür kann man rechts zwischen den Büschen und Bäumen noch die Reste der ehemaligen Kapelle des Gut Ruppers erkennen.
Man folgt weiter dem Friedensweg und nach fast 3 Kilometern erreicht man die Infotafel 15 des Friedensweges zur "Kirchenruine Mauerschädel".
Hier handelt es sich um eine Kirchenburgruine aus dem 11. Jahrhundert.
1975 verlegte die deutsch-deutsche Grenzkommission die Grenze so, dass das ruinöse Bauwerk nun komplett auf bayerischem Gebiet lag, vorher verlief die innerdeutsche Grenze zwischen Altarraum und Kirchenschiff.
Die Infotafel 15 des Friedenswegs klärt aber auch darüber auf, dass die Ruine sich etwa noch gut 2 Kilometer von dieser Stelle Richtung Westen - bei Filke - (hinter der ehemaligen Grenze) befindet.
Nach einem weiteren Wanderkilometer trifft man erneut auf eine Informationstafel, Info-Tafel 16 - "Fahnenflucht". Sie erzählt die Geschichte des fahnenflüchtigen Heiko Nyck.
Von hier aus wandert man weiter nordwärts bis zur Landstraße Unterfilke - Helmershausen.
Dann folgt man dem Friedensweg auf der Straße nach links und sieht dabei rechter Hand mitten im Feld eine Busch- bzw. Baumgruppe.
Hier befindet sich ein Friedhof, etwas weiter vorne steht ein einsames Trafohäuschen im Feld.
An dieser Stelle stand einmal bis 1974 das Dorf Schmerbach.
Das Dorf lag mit etwa 350 m zu nahe an der innerdeutschen Grenze.
Unter einem Baum mit einer Ruhebank befindet sich ein Gedenkstein mit der Inschrift:
Ursprünglich war Schmerbach ein Gutsdorf nebst Ziegelei. 1945 wurde der Gutsbesitzer enteignet und das Land an die Arbeiter und Neusiedler (meist auch Flüchtlinge) verteilt. Jede Familie erhielt damals etwa 8 ha Land sowie ein Haus. Doch 19 Jahre später wurden alle Bewohner zwangsumgesiedelt. 1974 machten die DDR-Grenztruppen das Gut und das Dorf dem Erdboden gleich.
Hier fiel mir wieder der Satz ein: „Nur die Toten durften bleiben!“, denn der Friedhof und wie sooft auch die Trafostation blieben erhalten. Sie stehen mitten im weiten Acker, kein offizieller Weg führt zu ihnen hin.
Dort, wo den Friedensweg wieder auf den Kolonnenweg trifft, wandert man etwa 800 m nach rechts zum Dreiherrenstein:
Der Stein stammt von 1829. Hier trafen das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Königreich Bayern zusammen.
Zur Zeit der innerdeutschen Grenze existierte an dieser Stelle der Postenpunkt ( PP) 132.
Wenn man auf dem Kolonnenweg weiter wandert, kommt man zu einem weiteren Hinweisschild, der
Info-Tafel 18 - Der ehemalige Gereuthof".
Der Hof, der seit 1893 in Familienbesitz der Familie Bender war, wurde 1952 im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ durch die Staatssicherheit und die Volkspolizei auf Anweisung des Ministerrats geräumt, um damit die Grenze gegen den Klassenfeind zu festigen und gegen Saboteure und Spione zu sichern.
Nach der Umsiedlung der Familie Bender nach Gotha lebten und arbeiteten „Linientreue“ auf dem Gereuthof, um die Landwirtschaft zu erhalten. Denn die Gebäude waren staatliches Eigentum und die Wohnungsnot nach dem Krieg noch immer groß. 1974 rissen jedoch Feuerwehrmänner aus benachbarten Ortschaften den Hof ab, der 1428 erstmals Erwähnung fand. „Aus Sicherheitsgründen“, wie es hieß. Den Schutt kippten Bauarbeiter in einen der beiden Seen, der im Sommer immer für Abkühlung gesorgt hatte.
Heute zeugen nur noch die Reste einer Grundmauer und ein alter Brunnen vom Gereuthof.
Etwas weiter trifft man erneut auf eine Informationstafel, die Info-Tafel 19a - "DDR Grenzsperranlagen ab 1980".
Hier, im ehemaligen Stedtlinger Grenzabschnitt, steht auch noch ein Stück Streckmetallgitterzaun.
An dieser Stelle versahen die Soldaten auch im PP 131 (Postenpunkt) ihren Dienst.
Nach weiteren 800 m, an der Straße Weimarschmieden – Helmershausen (man hat bereits 24 km zurückgelegt) erwartet den Wanderer eine erneute Hinweistafel, die Info-Tafel 20 - "Tod eines Leutnants".
Es wird die Geschichte von Leutnant Schmidt erzählt, der, fahnenflüchtig in den Westen, seine Frau zu sich holen will. Durch Verrat wird er gestellt, doch vor dem Zugriff erschießt er sich selbst.
Die letzten 800 m der heutigen Etappe führen links entlang der Straße nach Weimarschmieden.
Nach etwa 500 m zweigt links ein Weg ab. 50 m weiter liegt der Jüdische Friedhof von Weimarschmieden.
Das verschlossene Eingangstor befindet sich auf der Nordwestseite des Friedhofes. Er enthält 80 Grabsteine. Möglicherweise sind aber auch einige Grabsteine durch ihr Eigengewicht im Erdreich eingesunken und so "verloren" gegangen, denn, viele der Grabsteine sind schon teilweise im Erdreich versunken.
Die Gräber sind in Reihen angeordnet und nach Südwesten ausgerichtet. Die neueren Steine stehen im später hinzugefügten nördlichen Bereich. Fast alle Steine sind sehr einfach, ohne Rahmung, und nur wenige neue stehen auf Sockeln. Die Inschriften sind hebräisch. Nur bei den neueren Steinen sind sie auf der Rückseite auch in deutscher Sprache.
In einer 1817 erfolgten Bestandsaufnahme steht, dass der Friedhof bereits an die 100 Jahre alt und der älteste in weitem Umkreis sei. Es konnte zumindest ein Grabstein gefunden werden, der aus dem Jahr 1709 oder 1718 stammt.
Der Friedhof wurde 1909 geschlossen.
Außer dem Friedhof besaß die jüdische Gemeinde Weimarschmieden noch eine Synagoge. In den Jahren von 1816 bis 1910 ging jedoch der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Weimarschmieden von 36 Prozent (85) auf fünf Prozent (7) zurück. Die jüdische Gemeinde wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst.
Die Synagoge Weimarschmieden diente nach Auflösung der Gemeinde ab 1909 als Wohnhaus.
Quelle:
Nun sind es nur noch wenige Meter bis in den kleinen Ort Weimarschmieden. Zu hoffen ist, dass nach dieser langen und ereignisreichen Tagesetappe das nördlichste Gasthaus in Bayern,
das Wirtshaus „Zur Weimarschmiede“, geöffnet hat.
Die Weimarschmiede in Weimarschmieden |
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