Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 23 - Weg der Hoffnung

23 - Weg der Hoffnung

Sehenswürdigkeiten am Rand

Zur Erinnerung an den Widerstand gegen kommunistische Diktaturen in Ost- und Mitteleuropa initiierte die Point-Alpha-Stiftung einen “Weg der Hoffnung” nahe dem "Blauen Haus" in Geisa.

An einem Ort, an dem sich Soldaten der Nato und des Warschauer Paktes jahrzehntelang Auge in Auge gegenüber standen, soll dieser Weg mit seinen Kunstwerken Mahnmal und zugleich Anstoß zum Nachdenken sein.

Der Weg erstreckt sich, beginnend am “Blauen Haus”, über 1,5 Kilometer und zeigt 14 Stationen mit monumentalen Eisen-Figuren, teilweise sind sie bis 6 m groß, die einem christlichen Kreuzweg nachempfunden sind.

Geschaffen wurden sie von dem Künstler und Philosophen Dr. Ulrich Barnickel, der zu den führenden Metall-Bildhauern in Europa gehört. Er wurde 1955 in Weimar geboren, machte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Schmied und konnte ab 1978 in Halle ein Studium zum Metallbildhauer absolvieren. 1984 wurde er aus der DDR ausgebürgert, nachdem er einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Er lebte viele Jahre in Schlitz im Vogelsberg, wohnt aber heute wieder in Weimar. 2007 promovierte er in Weimar zum Doktor der Philosophie. Er verarbeitet in seinen Metall-Kunstwerken Rohre, Stangen und flächige Elemente und verwendet dabei sowohl die Technik des Schmiedens als auch des Schweißens.

Man hat sich bewusst für den christlichen Kreuzweg entschieden, weil durch ihn das Leiden und gleichzeitig der Glaube an gewaltlose Veränderung symbolisiert wird. Jedoch soll der Schwerpunkt nicht auf dem christlichen Glauben liegen, sondern man soll seinen eigenen Schicksalsweg an den Stationen reflektieren können und die Diskrepanz zwischen Freiheit und Unfreiheit erkennen. Die Konfession ist ohne Bedeutung, sondern es geht um das Erkennen der Situation - aus diesem Grund tragen die einzelnen Stationen nur einen beschreibenden Begriff.

Station 1 - “Willkür”


Beim christlichen Kreuzweg geht es darum, dass Jesus hier verurteilt wird. Aber was ist wirklich Gerechtigkeit? Wer darf wen verurteilen? Und da wären noch viele weitere Fragen, die auch heute zum Thema Gerechtigkeit in verschiedenen Staaten gestellt werden müssten.

Station 2 - “Unterdrückung”


Bei dieser Station nimmt Jesus das Kreuz auf seine Schultern. Wer trägt Lasten, sowohl seine eigenen oder die von anderen? Wer bürdet einem anderen auf, Lasten zu tragen? Wo unterdrücke vielleicht sogar ich andere? Fragen, die sich der einzelne, aber durchaus auch Gesellschaften stellen sollten.

Station 3 - “Zwang”


Jesus bricht das erste Mal unter dem Kreuz zusammen. Symbolisch steht dies für die Problematik, dass persönliche, kulturelle, soziale, politische oder gesellschaftliche Zwänge für den Einzelnen so groß werden können, dass sie/er daran zerbricht.

Station 4 - “Entsetzen”


An dieser Station begegnet beim christlichen Kreuzweg Jesus seiner Mutter. Und sie hält nicht für möglich, was sie dort sieht. Sie wird mit Sicherheit ein unbeschreibliches Entsetzen gefühlt haben, aber auch Hilflosigkeit. So wird es jedem von uns schon einmal ergangen sein und man denke hier ganz besonders an die innerdeutsche Grenze, die bei vielen genau diese Gefühle ausgelöst haben mag.

Station 5 - “Solidarität”


Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen. In den letzten Jahrzehnten haben viele solidarische Aktionen großen Erfolg gezeigt, bspw. die friedliche Revolution in der DDR. Auch im menschlichen Miteinander des Alltags wird von vielen selbstlosen Hilfsaktionen berichtet.

Station 6 - “Mitleid”


An dieser Station wird beim christlichen Kreuzweg daran erinnert, dass eine Frau namens Veronika Jesus ein Schweißtuch reicht. Hier ist wohl weniger gemeint, dass die großen Spendenaktionen in unserer Gesellschaft  recht erfolgreich sind, sondern es geht um die Hilfsbereitschaft von Mensch zu Mensch.

Station 7 - “Gewalt”


Jesus bricht das zweite Mal unter dem Kreuz zusammen. Warum lassen wir es zu, egal wo und wann, dass Menschen so weit gequält werden, bis sie zusammen brechen? Jahrhunderte haben Menschen für Humanität und Pazifismus gekämpft. Letztendlich haben sie viel erreicht und doch nicht genug.

Station 8 - “Trost”


Beim christlichen Kreuzweg heißt die Station: “Jesus begegnet weinenden Frauen.”
Wir sind soziale Wesen, wir brauchen einander! Eine ausgestreckte Hand, ein freundliches Lächeln, ein tröstendes Wort - diese Dinge können dahzu beitragen, dass wir wieder Kraft schöpfen.

Station 9 - “Erniedrigung”


Jesus bricht das dritte Mal unter dem Kreuz zusammen. [Hier direkt in den ehemaligen Kfz-Sperrgraben.] Was hält ein Mensch an Verzweiflung und Versagen aus? Was halten andere Menschen aus, wenn sie in einer solchen Situation der persönlichen Verzweiflung und des Versagens die Zuschauer sind?

Station 10 - “Entwürdigung”


Jesus wird nackt ausgezogen; dies ist Station 10 des christlichen Kreuzweges. In Geisa wird die Station “Entwürdigung” genannt.  Die Würde des Menschen ist unantastbar - so steht es in den Grundrechten der UNO. Wo beginnt  “Entwürdigung” - wo endet sie? Dies ist eine aktuelle Frage.

Station 11 - “Mord”


“Jesus wird an das Kreuz genagelt.” Hier fehlen einem deutende Worte.

Station 12 - “Verzweiflung”


“Jesus stirbt am Kreuz.” Auch in Geisa sieht man den Golgatha-Hügel mit den drei Kreuzen, ähnlich wie beim christlichen Kreuzweg. Auch hier ist der Einzelne gefragt, sich seine persönlichen Gedanken zur “Verzweiflung zu machen.

Station 13 - “Opfer”


Die Station beim christlichen Kreuzweg heißt: “Jesus wird vom Kreuz abgenommen.” Die Skulptur in Geisa zeigt eine Piéta: “Maria, die ihren toten Sohn hält.”

Station 14 - “Hoffnung”



“Jesus wird in das Grab gelegt.” So ist die letzte Station des christlichen Kreuzweges benannt. In Geisa geht man einen Schritt weiter - man sieht drei offene Tore. Dies ist die Aussage, die Hoffnung macht - ein offener Blick in die Zukunft. Trotz allen Leidens, trotz aller Willkür, Unterdrückung oder Gewalt - überall gibt es Zeichen der Hoffnung. Vielleicht abschließend mit einem Gedanken von Martin Luther, den Dietrich Bonhöffer 1945 wieder aufgegriffen hat: “Wenn morgen die Welt untergeht, werde ich heute noch einen Baum pflanzen!”

Quelle und weiterführende Informationen:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot - einem Googleprodukt - erstellt und wird von Google gehostet.