Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 36 - Von Brochthausen nach Osterhagen

36 - Von Brochthausen nach Osterhagen

Die heutige Wanderroute (15 km - 441 Höhenmeter)


Man verlässt den Ort Brochthausen in Niedersachsen am Landgasthaus „Zur Endstation“.
Auf dem Radweg neben der Landstraße L 531 wandert man nordöstlich in Richtung Nachbarort Zwinge, auf thüringischem Boden gelegen.
Dort, wo man nach gut 200 m die Eller überquert, steht seit über 500 Jahren die ehemalige Sägemühle, die Ellermühle.

Genau hinter ihr, bzw. der Kilometermarkierung 1139 des DDR-Grenzverlaufs, trafen früher wie heute nicht nur zwei Konfessionen aufeinander; Zwinge ist evangelisch, Brochthausen katholisch. 
Heute treffen hier zwei Bundesländer und zwei Landkreise (Thüringen, Landkreis Eichsfeld und Niedersachsen, Landkreis Göttingen) aufeinander, von einer unüberwindbaren Grenze ist nichts mehr zu sehen.
Hier entlang der Eller wurde nicht nur ein Grenzzaun gezogen, sondern auch eine Sichtmauer mit Lichttrasse gebaut. Sie führte unmittelbar an der Ellermühle und der heutigen Straße vorbei.

Nach gut 700 m verlässt man Niedersachsen an dem Bach Schmalau und wechselt auf die thüringische Seite. Die nächste Gelegenheit links ist schon der Kolonnenweg, dem man heute etwa 10 Kilometern folgt.

Man passiert das Gelände der Bürgersolarkraftwerk Zwinge GmbH
Auf diesem Gelände stand früher einmal eine Ziegelei, deren Gebäude jedoch bereits 1991 abgerissen wurden.
An dieser Stelle existierte auch ein mittlerweile abgerissener Beobachtungsturm (PP 53 - BT Ziegelei). 

Der Wanderweg steigt allmählich an. Man passiert den Schnakenberg (268m). Nach insgesamt 3,3 Km passiert man den links liegenden GCRR, den Golf Club Rittergut Rothenberghaus e.V., zu dem ein kurzer, schmaler Pfad führt.


Das Rittergut Rothenberger Haus wurde im 12. Jahrhundert von den Freiherren von Minnigerode erbaut. Sie besaßen in dieser Region große Ländereien und nutzten es als „Nebengut“. Zum eigenständigen Gut wurde es erst 1920 erklärt. 


Das bereits im Jahr 1700 im Fachwerkstil errichtete Herrenhaus dient nach wie vor als Wohnsitz des momentanen Eigentümers.

Nach weiteren einsamen 3,5 Kilometern auf dem Kolonnenweg erreicht man eine auf niedersächsischem Gebiet liegende Rasthütte; weiter geht es auf dem Kolonnenweg, der weiterhin leicht ansteigt.
Nach weiteren 1,3 Kilometern führt ein kleiner Pfad 100 m nach rechts zu einem Schäferdenkmal.
Dieser von einem eisernen Gitter umfassten Gedenkstein soll an den tragischen Tod zweier Menschen vor etwa  120 Jahren erinnern. Hier sollen ein Mann, eine Frau und ein Hund vom Blitz erschlagen worden sein. Freunde der Toten hatten diesen Stein vor langer Zeit aufgestellt..

Auf dem Kolonnenweg geht es nach bisher etwa 8 Tageskilometern weiter bis zur 
Landstraße Bockelnhagen-Bartolfelde, der L 1013, die man nach ca. 2 Kilometern erreicht. Insgesamt ist man bisher durch Wald und Feld etwas mehr als 10 Kilometer gewandert.

Etwa 100 m vor der Landstraße steht der ehemalige Grenzturm "Am Kreuzbusch".
Es handelte sich um den damaligen Führungssturm Bartolfelde. Fredi Willig hat im Harzvorland diesen alten DDR-Grenzturm bereits im Jahr 2001 gekauft und saniert.



Kunst am Grenzweg, bzw. Grenzturm darf natürlich auch nicht fehlen.


Die Straße selbst wurde am 17.12.1989 wieder geöffnet.
Neben dem „Erinnerungsschild“ gibt es Sitzmöglichkeiten unter der "Einheitseiche Kreuzbusch". Ihre Pflanzung wurde in Erinnerung an die Grenzöffnung am 03.10.1990 von der Gemeinde Bockelnhagen und der Stadt Bad Lauterberg vorgenommen; am 03.10.2001 wurde die nicht wachsen wollende Eiche durch eine neue ersetzt. 


Der bisher begangene Kolonnenweg wird von Herrn Willig (Grenzturm-Besitzer) gepflegt, auf der anderen Seite der Straße sieht es nicht danach aus. Empfehlung: man verlässt den Kolonnenweg und wandert nach links auf der Landstraße, wechselt dabei „über die Grenze“, von der L 1013 auf die L 531 (thüringische-niedersächsische Seite).
Nach etwa 250 m, dort wo der Wald endet und freies Feld beginnt, kann man etwa 500 m am Waldrand entlang gehen; dann trifft man wieder auf einen befestigten Weg und den "Brockenblick".
Allerdings sollte das Wetter mitspielen!


Nur wenige Meter, nachdem man das erste mal auf den Karst-Wanderweg getroffen ist, verlässt man diesen auch schon wieder nach rechts in die „Danziger Straße“. Sie führt nach einem Kilometer direkt in den schmuck hergerichteten Ort Osterhagen, unser heutiges Etappenziel, wo man jedoch erst nach einem weiteren Kilometer endgültig das Quartier erreicht!

St. Martin-Kirche in Osterhagen

Eine dringende Bitte, die man an den verschiedensten Stellen lesen kann:

So schön die Landschaft hier zu unterschiedlichen Jahreszeiten sein kann,
so verlockend vielleicht eine Abkürzung „quer Feld ein“ sein mag,
bleiben Sie bitte auf den Wegen!


Das Logo des Karst-Wanderweges

Grund:
Diesmal sind es nicht vermeintlich noch im Todesstreifen vorhandene oder gar durch Hochwasser bzw. sonstige Ereignisse vertriftete Minen, nein, es sind Erdfälle, die in dieser Region anzutreffen sind.

Der Untergrund dieser Landschaft besteht aus Gipsgestein, das sich in Wasser auflöst. Dadurch können unterirdische Hohlräume entstehen, die einbrechen.

Hier in der Südharzer Gipskarstlandschaft ist aufgrund der hohen Löslichkeit des Gipsgesteins das Gebiet stark verkarstet und weist als typische Karsterscheinungen z.B. Bachschwinden, Karstquellen, Trockentäler und Erdfälle auf.
Die Ausbildung der hier vorkommenden Dolomit-Lagerstätte ist einer alten Meeresschwelle zu verdanken, die während der Zeit des Zechsteinmeeres (vor etwa 250 Millionen Jahren) ein östliches und ein westliches Meeresbecken formte, in denen sich die mächtigen heutigen Gipsvorkommen von Osterode im Westen und Walkenried im Osten des Landkreises Osterode ablagerten. An der Schwelle, die als „Eichsfeldschwelle“ bezeichnet wird, war das Meer flach, so dass es günstige Lebensbedingungen im Wasser gab (Lagunen-Charakter). Abgestorbene, kalkschalige Meerestiere und kalkhaltige Ausfällungen hinterließen in der Untiefenzone mächtige Ablagerungen von Kalkstein – CaCO3 -, der sich durch das Vorhandensein von Magnesium im Meerwasser mit der Zeit in Dolomit umwandelte.

Da die Wanderstrecke heute nicht sonderlich lang war, kann man noch einen Abstecher zu einem Gedenkstein unternehmen.
Am ehemaligen Gelände des KZ-Außenlagers Osterhagen, an einem Feldweg an der B 243, stehen seit 1999 ein Gedenkstein sowie eine Informationstafel der Arbeitsgemeinschaft „Spurensuche in der Südharzregion“.



Zum Gedenken an die KZ-Häftlinge
der III. SS-Baubrigade, die aus vielen
Ländern Europas in den Südharz
verschleppt wurden.
Vielen wurde 1944/1945 in diesem
Aussenlager des KZ Mittelbau Dora
und beim unvollendet gebliebenen
Bau der Helmetalbahn ihr Leben genommen.


Schade, dass die Designer solcher Infotafeln nicht wissen bzw. nicht lernen:
weiße Schrift auf hellgrauem Untergrund - wo bleibt da der Kontrast, um die Schrift gut erkennen zu können; erst recht, wenn diese Tafeln zusätzlich der Sonne ausgesetzt sind und mit der Zeit obendrein noch verblassen.

Hintergrundinfo:
Ab Juni 1944 begannen KZ-Häftlinge mit dem Bau einer  Eisenbahnlinie von Osterhagen nach Nordhausen, der Helmetalbahn. Die Grundbesitzer wurden enteignet; ihnen wurden lediglich finanzielle Entschädigungen nach dem siegreichen Ende des Krieges zugesichert.
Am März 1945 wurden jedoch sämtliche Arbeiten eingestellt. Bereits 1946 begann man mit der Demontage.


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