Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 52 - Von Wustrow nach Bockleben

52 - Von Wustrow nach Bockleben

Die heutige Wanderroute (25 km - 369 Höhenmeter)


Den Innenstadtbereich der niedersächsischen Stadt Wustrow-Salzwedel verlässt man Richtung Osten auf der Bahnhofstraße. Dabei überquert man den Fluss Jeetzel und wandert weiter entlang der Straße L 262 bis etwa auf die Höhe des alten Bahnhofsgebäudes (heute: "Landhandel & Brennstoffe"), das linkerhand liegt. Hier biegt man nach bisher einem Kilometer rechts ab in den Weg „Am Bahndamm“ und folgt dann der ehemaligen Eisenbahntrasse.


Nach etwa 1,2 Kilometern kommt man nahe an den Lüchower Landgraben, an dessen nördlichem Ufer man nun entlang wandert. Dabei passiert man den nördlich liegenden Ort Teplingen, durch den die „Deutsche Storchenstraße“  führt, eine etwa 450 km lange Ferienstraße.
Störche waren keine mehr zu sehen, dafür aber rastende Wildgänse.


Nach insgesamt 4,8 Kilometern erreicht man die Bundesstraße 248. Hier hält man sich rechts und geht südwärts an ihr Richtung Salzwedel.
Nach nur wenigen Metern überquert man dann den Lüchower Landgraben und nach weiteren 50 m die Landesgrenzen (Niedersachsen / Sachsen-Anhalt) bzw. die ehemalige innerdeutsche Grenze. 

Lüchower Landgraben - Blick gen Osten
Lüchower Landgraben - Blick gen Westen

Man läuft weiter neben der Bundesstraße 248 und quert den etwa 50 m parallel zu den Landesgrenzen verlaufenden "Parallelgraben"; als Grenzgänger biegt man  - jetzt wieder auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt -  links auf den sichtbaren Kolonnenweg, einen Lochplattenweg, ein und kann bereits den ehemaligen Grenzturm Hoyersburg sehen. Ihn erreicht  man nach insgesamt 5,7 Tageskilometern.


Bei diesem Turm handelt sich um einen ehemaligen 12 m hohen Führungsturm, der derzeit nur im Rahmen einer Führung zugänglich ist. 
Der ehemalige Grenzstreifen wurde aufgrund der hohen ökologischen Bedeutung vom Bund für Umwelt- und Naturschutz gekauft; er ist auch Eigentümer des Turmes, der wiederum unter Denkmalschutz steht.
Nun wandert man tatsächlich wieder einmal am "Grünen Band" entlang, der südlich liegende Wald "Bürgerholz" besteht hauptsächlich aus Erlen.
Nach knapp 2,5 weiteren Wanderkilometern entlang der ehemaligen Grenze kommt man rechts an einem Standort einer ehem. Erkundungsstätte für Erdgas vorbei. Hinter ihr schwenkt der Wanderweg nach rechts, dem ehemaligen Grenzverlauf folgend.
Nach etwa 3 Kilometern erreicht man die Kreisstraße K 1002, die von Klein Chüden nach Volzendorf (Niedersachsen) führt. Kurz vorher befindet sich am Wegrand ein Hinweisschild, das an den ehemaligen "Bohldammer Hof" erinnern soll, der von 1805 bis 1945 an dieser Stelle existierte.


Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wandert man am Waldrand auf dem Kolonnenweg weiter. 


800 m weiter steht rechts ein erhalten gebliebener Beobachtungsturm, der Grenzturm Chüden. Ab hier kann man sich für fast die gesamte weitere Wanderstrecke an dem „Parallelgraben“ orientieren.
3 weitere Wanderkilometer bringen den Grenzgänger zu einer links befindlichen Pontonbrücke, die über den Parallelgraben führt. Man bleibt allerdings auf dem Weg geradeaus.
Die nächste Möglichkeit rechts abzubiegen kann man wählen, wenn man in das geschleifte Dorf Jahrsau gehen möchte. Bis dorthin sind es 600 Meter. Ansonsten kann man dem Parallelgraben weiter folgen und in einem größeren Bogen die Wüstung Jahrsau umgehen.


Die Wüstung Jahrsau (Jeebel-Jahrsau) war vom 14. Jahrhundert bis zur endgültigen Schleifung im Jahr 1970 ein Rundlingsdorf in Sachsen-Anhalt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze nordöstlich von Salzwedel. Heute führt eine kopfsteingepflasterte Zugangsstraße nur noch zu Obstbäumen und wenigen überwachsenen Mauerresten am ehemaligen Dorfplatz. Ein Trampelpfad im Wald führt zu Informationsschildern, die u. a. zeigen, wo die Bauernhöfe standen und die Namen der Familien aufweisen, die in den Häusern wohnten. Wenn man Glück, hat findet man Relikte, die an die einstigen Bewohner erinnern. So ist der Rundgang durch das ehemalige Dorf wie ein Gang durch ein Freilichtmuseum, das sich die Natur zurückholt.
Nach der deutschen Teilung war Jahrsau nach drei Seiten von der innerdeutschen Grenze eingeschlossen. In der DDR bestand die Meinung, das Dorf liege zu nahe an der innerdeutschen Grenze -  da es im 500 m breiten Schutzstreifen der Grenze lag  - und man wolle ein freies Schussfeld schaffen. Bis zur Vertreibung von drei Familien am 06. Juni 1952 im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ bestand das altmärkische Rundlingsdorf Jahrsau aus vier Bauernhöfen. Es beherbergte insgesamt 39 Einwohner incl. Vertriebene aus Ostpreußen; sie wurden nach Delitzsch in Sachsen zwangsausgesiedelt, zusammen mit den Ausgesiedelten aus Groß Grabenstedt.
Nur eine Bauersfrau mit ihrer Tochter sowie einige Aussiedler durften im Dorf bleiben. Zwangsweise verließen die Bauersfrau und ihre Tochter im Jahre 1969 unter der „ Aktion Kornblume“ Jahrsau. Im März 1970 wurde das Dorf durch Einebnung aller Gehöfte endgültig geschleift.
Die Glocke der Kapelle aus Jahrsau  aus dem Jahr 1488 wurde zuerst in die Kapelle von Klein-Chüden und von dort mit Kirchlein in das Freilichtmuseum Diesdorf verbracht. Ab 2020 sollen beide wieder zu sehen und zu hören sein.
Ein paar Fotos und Detailinformationen zur Wüstung Jahrsau kann man hier ↗ ansehen.

Vom ehemaligen Standort Jahrsau muss man wieder zurück zur Grenze, um dann nach Osten weiter entlang an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu wandern. 5,5 Kilometer hinter der Wüstung Jahrsau erreicht man die Kreisstraße 1414 (Mechau - Großwitzeetze), die es zu queren gilt.
Der Parallelgraben wird nun zum Flötgraben; ihm folgt man weiter und nach knapp 1,7 Kilometern erreicht man eine Brücke, die den Flötgraben überspannt. 
Nach 200 m auf dem Kolonnenweg kann man - wie hier vorgeschlagen übernachtungsbedingt - links, d.h. nach Norden, Richtung Bockleben abbiegen oder geradeaus weiter Richtung Kaulitz wandern. Mechau liegt südlich!.


Hinter einer hohen Hecke versteckt steht eine Gedenktafel für Rainer Burgis, er starb an den Verletzungen durch eine Splittermine am 15. Oktober 1978.


Die ehemalige Grenzführung überquert man nach 100 m. Rechts vom Weg steht zwischen Mechau in der Altmark und Bockleben im Wendland eine original erhaltene, aber restaurierte Grenzsäule, die sichtbar die Nummer 347 trägt.
[2.735 solcher Grenzsäulen standen einmal an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, durchnummeriert in nord-südliche Richtung. Die Nummern waren sowohl in den Stabskarten der DDR-Grenztruppen als auch auf den Meßblättern des Militärtopographischen Dienstes des Ministeriums für Nationale Verteidigung zur exakten Standortbestimmung festgehalten.] Jürgen Starck vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat sich für ihren Erhalt eingesetzt.


Kurzinformationen zum Standort in Verbindung mit den Grenzsteinen gibt dieses Schild.


Noch sind es gut 2 Kilometer durch Felder bis man, den Lüchwower Landgraben erneut überquerend, den kleinen Ort Bockleben erreicht, in dem man den heutigen Wandertag beenden kann.


Lüchower Landgraben

Richtung Bockleben
Altes Anwesen in Bockleben
Haus von 1840 in Bockleben

Ja, und dann sieht man noch dieses Zeichen an Scheunentoren, Hauswänden oder einfach nur im Garten stehend, ein gelbes X

Das große „X“, mit dem Atomkraftgegner vor allem gegen Transporte mit radioaktivem Müll protestierten, ist nicht etwa eine Anspielung auf radioaktive Röntgenstrahlen („X-rays“), wie manche Aktivisten vermuteten. Das Symbol entstand 1984 im Wendland. [Eine Erklärung von Jochen Stay von der Anti-Atom-Initiative „Ausgestrahlt“: >> Damals standen die ersten Atommülltransporte an, aber keiner wusste das genaue Datum. Also verteilten Atomgegner Plakate, auf denen zu Protesten am „Tag X“ aufgerufen wurde. <<]
Das Symbol verselbstständigte sich. 1985 unterzeichnete sogar Jospeh Beuys ein „Tag X“-Plakat und erklärte es zu Kunst, um somit ein polizeiliches Verbot zu unterlaufen.
Nach und nach tauchte immer öfter das „X“ als alleiniges Symbol auf. Rund um Gorleben stellten viele Bewohner zwei gekreuzte Holzlatten in ihren Vorgarten, um den Protest gegen die Atompläne der Regierung auszudrücken. Inzwischen gibt es das Symbol tausendfach als Anstecker, auf Fahnen und Transparenten.

Quelle:



Zur 51. Etappe                        Zur 53. Etappe

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