Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 57 - Von Doemitz nach Hitzacker

57 - Von Doemitz nach Hitzacker

Die heutige Wanderroute (22 km - 211 Höhenmeter)


Man startet diese Tour in der Altstadt von Dömitz. Leider prägen viele leerstehende Häuser und stark renovierungsbedürftige Anwesen das alte und dennoch sehenswerte Stadtbild.

Der Weg führt uns zuerst zur Festung Dömitz , die man auch innen besichtigen kann. Sonderausstellungen kann man besuchen, nur sollte man dann etwas mehr Zeit mitbringen.


Diese Festungsanlage wurde von 1559 - 1565 auf Veranlassung von Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg auf den Ruinen einer frühmittelalterlichen Burganlage erbaut. Der etwa 750 Jahre alte Festungskeller der Anlage stammt noch von der alten Burg.
Diese Festung sollte nicht nur die Elbdurchfahrt, sondern auch die Zolleinnahmen im nahen Dömitzer Hafen sichern.

Eingangstor mit Zugbrücke  -  Ein breiter Wassergraben
umgibt auch heute noch die wehrhaften Mauern

Den Festungsgraben hatte man im Jahr 2021 entschlammt ↗ (deshalb sieht er so "aufgewühlt " aus), um bessere Lebensqualitäten für die Rotbauchunke zu schaffen.

Das Eingangstor von 1565 ist mit seinen sandsteinernen Verzierungen noch im Original erhalten. 


Der Eingangsbereich zur Festung Dömitz

In dem mit Sandstein verblendeten Haupttor sind die Wappen von Mecklenburg und Preußen (rechts) eingearbeitet.



Ab 1705 wurde in der Festung Dömitz ein Gefängnis eingerichtet, in dem u.a. der niederdeutsche Schriftsteller und Dichter Fritz Reuter von Juni 1839 bis August 1840 den letzten Teil einer siebenjährigen Festungshaft verbrachte, ehe er amnestiert wurde. Eine Gedenkstätte ↗ an ihn, der die größten Teile seiner Werke in Plattdeutsch verfasst hatte, kann in der Festung besichtigt werden.
Im Zeughaus der Festung Dömitz kann man auch eine Ausstellung zum UNESCO - Biosphärenreservat   Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern besuchen.


Wenn man von der Festung am Parkplatz vorbei Richtung Elbe geht, kommt man zu einem weiteren Platz, der an die Zeit der DDR, die Grenze mit ihrem Grenzsicherungssystem, aber auch an Ihre Öffnung, die "Friedliche Revolution", erinnern soll.



Nach nur wenigen weiteren Metern steht man auf dem Deich und kann halb links die Reste der Dömitzer Eisenbahnbrücke sehen.Sie wurde von 1871-1873 erbaut und überspannte mit fast 1000 Metern die Elbe und die westlichen Elbauen.
Infolge eines amerikanischen Luftangriffs am 20. April 1945 wurde der östliche Überbau zerstört. Da nach dem Krieg die Brücke die innerdeutsche Grenze querte, kam ein Wiederaufbau nicht mehr infrage.
So endet die heute unter Denkmalschutz stehende, mit 16 Vorlandbrücken (Flutöffnungen) errichtete, westliche Brückenrampe der ehemaligen Elbbrücke nach 542 m - im Nichts!
In den Jahren 1978 und 1988 wurden die auf DDR-Gebiet verbliebenen Brückenteile abgerissen.
Quelle:






















Nun gilt es aber, die heutige Wanderetappe anzugehen. Dazu orientiert man sich auf dem Elbdeich nach rechts und folgt u.a. der Ausschilderung "Grünes Band".


Ein letzter Blick nach rechts zeigt, wie nahe die Festung Dömitz an der Elbe bzw. dem Deich liegt.




Während man Silberreiher in den Elbauen beobachten kann, wandert man vor bis zur Bundesstraße 191, um dort rechts in den Radweg einzubiegen. Nach 600 m erreicht man erneut einen Deich. Hier biegt man links ab und wandert auf der Deichkrone weiter. Nach nicht ganz 2 Kilometern kommen von rechts ausgeschilderte Wander- und Fahrwege, denen gemeinsam man nun geradeaus nach Westen folgt.

Nach bisher 5,4 Tageskilometern erreicht man die erste Ortsbebauung von Rüterberg, das bis 1938
Wendisch-Wehningen-Broda-Sandwerder hieß. Der Ort wurde im Rahmen der "nationalsozialistischen Germanisierung"  umbenannt, da es nicht "arisch" genug klang und eher an die Wenden, die Slawen, erinnerte. 
Nach dem Krieg begannen insbesondere ab 1952 auch in und um den Ort Rüterberg verstärkte Maßnahmen zur Grenzsicherung. Eine Sperrzone mit Passierscheinpflicht wurde eingeführt sowie ein Grenzzaun entlang des Elbeufers errichtet. Auch wurden im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ Familien zwangsumgesiedelt sowie 1961 durch die „Aktion Festigung“ 26 bebaute Grundstücke eingeebnet. Einhergehend war der verstärkte Ausbau der Grenzanlagen am Elbeufer. Selbst 1988 wurde noch einmal das Grenzsicherungssystem um den Ort Rüterberg für angeblich elf Millionen DDR-Mark "aktualisiert".
Durch diese erneuerte “Einzäunung” im Jahr 1988 fühlten sich die verbliebenen Bewohner endgültig provoziert. Nach langen Diskussionen beantragten sie bei den Behörden in Ost-Berlin im Oktober 1989 eine Einwohnerversammlung. Diese wurde ihnen für den 08. November 1989 genehmigt. Es ging darum, dass man sich in Rüterberg nicht weiter von den DDR-Behörden bevormunden und einsperren lassen wollte. Die anwesenden und sichtlich aufgebrachten Bürger entschieden, dass sie entsprechend der Urform der Schweizer Demokratie (“Rütli-Schwur”) ihren Ort zu einer eigenständigen Dorfgemeinschaft mit eigenen Gesetzen umbilden wollten und gründeten an diesem Abend die Dorfrepublik Rüterberg. Ihr Ruf erschallte "Macht das Tor auf". Sie meinten das Tor zur Rest-DDR, denn auch dort war ein Zaun, dessen Durchgang ab 23 Uhr bis früh morgens geschlossen wurde. Sie wollten eigentlich "nur" einen freien Zugang in die DDR!
Niemand ahnte jedoch an diesem Abend in Rüterberg, dass sich bereits am nächsten Tag sogar die bis dahin tödliche innerdeutsche Grenze nach Westen hin öffnen würde. Bereits am 10.11.1989 zogen die Grenzsoldaten aus Rüterberg ab; Tore und Zaun waren Geschichte!



Von 1991 bis 2001 hieß die ehemalige Gemeinde offiziell Rüterberg „Dorfrepublik“ 1961 – 1989, nachfolgend bis 2002 Rüterberg „Dorfrepublik“ 1967 – 1989.
Wegen seiner exponierten Lage direkt an der Grenze zu Niedersachsen war das Dorf von 1967 bis 1989 komplett mit einem drei Meter hohen Metallzaun umgeben.
2004 erfolgte die Eingemeindung von Rüterberg in die Stadt Dömitz.

Wenn man der Friedhofstraße in Rüterberg folgt, kann man einige nach der Wende restaurierte und neu gebaute Häuser sehen. Einige von ihnen stehen sogar wieder dort, wo früher der breite Grenzstreifen verlief.



Die Naturparkverwaltung Mecklenburgisches Elbetal errichtete von der Friedhofstraße erreichbar 1999 einen hölzernen Aussichtsturm am hoch gelegenen Elbufer. Von dort hat man einen weiten Blick in die Elbtalaue.



Auf dem Weg zu diesem Turm passiert man einen weiteren, einen 11 m hohen ehemaligen Führungsturm, der sich seit 1990 in Privatbesitz befindet und indem sogar eine Ferienwohnung  angeboten wird.



Von dem Turm geht man über die Friedenstraße / die Straße Am Elbufer hinunter zum Bootshafen Rütersberg. Nur wenige Meter weiter trifft man am auf Relikte der ehemaligen Grenzsicherungsanlagen. Von ihnen ist nur noch wenig erhalten. Sehen kann man ein Stück des drei Meter hohen Metallgitterzauns mit dem einstigen Tor zum Dorf.
Eine Informationstafel und die permanente Beflaggung soll an der Gedenkstätte "Dorfrepublik Rüterberg" an die Zeit der Teilung der beiden deutschen Staaten erinnern.





Von der Gedenkstätte folgt man der Straße zunächst etwa 200 m, um dann links abzubiegen. Nach weiteren 200 m quert man die Landesgrenzen; man verlässt Mecklenburg-Vorpommern und wandert in Niedersachsen weiter.
Auf dem Europäischen Fernradweg EV13 (entlang am Eisernen Vorhang) wandert man weiter Richtung Wehningen.


Nach 7,9 Kilometern erreicht man die Bundesstraße 195.

An der Bundesstraße 195  -  ein Blick nach rechts

Man folgt der Bundesstraße für ein kurzes Stück nach links und quert dabei das Wehr der Löcknitz.
Bei Elbhochwasser kann das Wehr geschlossen und somit das rückwärtige Einströmen von Elbewasser in die Löcknitz verhindert werden.


Nachdem man die Löcknitz überquert hat, orientiert man sich links und nimmt den rechten oder mittleren Weg (auf dem Deich) Richtung Wehningen.






Wählt man den Weg über den Deich, passiert man die verbliebenen Reste einer Burgruine. Mächtige Eichen markieren die Stelle. Bis 1979 stand hier ein 1888 erbautes Wasserschloss der Familie Bernstorff, das 1979 komplett abgerissen und eingeebnet wurde, wegen "Grenzsicherungmaßnahmen" der DDR. Heute findet man dort nur noch Fundamentreste aus Beton sowie einen Torbogen, der aus unbekannten Gründen stehen gelassen wurde. Das dazugehörige schmiedeeiserne Tor hatte man aber bereits 1961 auf der gegenüber liegenden Elbseite in die Bundesrepublik geschmuggelt. Dort fand es im Gut Jasebeck der Familie von Bernstorff Verwendung.
Eine ältere Aufnahme auf einer Informationstafel vorort zeigt das noch existente, heute jedoch stark zugewachsene Tor mit Teilen des ehemaligen Schlossgebäudes nebenan.


In Wehningen selbst befindet sich zwischen der Bundestraße 195 und der Hauptstraße ein kleiner Platz mit Holzstatuen, der "Wehninger Gruppe", die bis 6 m hoch sein können. Bildhauer um Hartmut Hornung hielten 1996 auf dem Schloßpark ein Bildhauersymposium ab. Übrig geblieben sind die stark verwitterten hölzernen Skulpturen.



Wehningen hat man schnell passiert und nun orientiert man sich wieder an dem Europäischen Fernradweg EV13 bzw. dem "Grünen Band".

Nach insgesamt 12,5 Kilometern läuft man weiterhin auf dem Deich an Bohnenburg vorbei.


Hinweise auf den Deichneubau und die damit verbundene Flurneuordnung sind hier in Stein gemeisselt.



Ein Blick zurück auf die Elbe

Der nach vorne gerichtete Blick auf die Elbe

Den nächsten Ort, Wilkensdorf, erreicht man etwa einen Kilometer weiter. Auch ihn hat man schnell wieder hinter sich gelassen.


Nach weiteren 500 m passiert man die Ansiedlung Raffatz und kommt kurz danach nach Strachau.


Deich und Elbe bei Strachau

Elbauenblick bei Strachau

In Strachau macht die heutige Tagesetappe einen rechtwinkligen Schwenk nach Nordwest. Der Weg führt zwar immer noch am bzw. neben dem Deich etwas weiter von der Elbe weg.
Die nächsten kleinen Ansiedlungen (Gosewerder, Laake, Brandstade) hat man nach insgesamt 18,7 Kilometern passiert.
Jetzt steht nur noch das letzte Stück des heutigen Wandesweges bevor, das weiter entlang des Deiches zuerst nach Herrendorf führt.


In Herrenhof führt der Radweg wieder hoch auf den Deich.


Vom Deich aus hat man einen Blick auf die Elbauen, ...


... aber auch auf die Stadt Hitzacker, auf dem gegenüberliegenden Elbeufer.


Da man zur Übernachtung nach Hitzacker übersetzen muss, geht man vor bis zum Fähranleger. 
Die Fähre, die nur Fußgänger und Radfahrer über die Elbe bringt, ist soweit die Wasserstände, die Witterungsverhältnisse und andere Umstände es erlauben, jährlich ab 01. April bis 15. Oktober in Betrieb. Fahrzeiten täglich von 9.00 Uhr – 18.00 Uhr
Der Fährbetrieb ist auch außerhalb der genannten Zeiten nach Absprache möglich. Dazu kann man unter der folgenden Telefonnummer anrufen: 0160 / 959 60 668.


Schön anzusehen ist der bronzene Weinbergzwerg "Vocatus". Er steht auf einem Stein aus Granit neben dem Deichweg.
Sein Pendant ist "Audi", der ebenfalls auf einem Stein allerdings auf der anderen Seite der Elbe am Hitzackeraner Fähranleger steht. "Audi" hört, was "Vocatus" ihm über die Elbe zuruft.


Kurios hingegen anzusehen ist der "neue Fähranleger", den die Stadt Hitzacker für 360.000 Euro bauen ließ. Gut gegründet und breit z.B. auch für Traktoren, doch die Fähre ist klein und schmal und kann nur Personen, Fahrradfahrer mit ihrem "Velo" oder Kleinstmotorräder transportieren. Und bei Niedrigwasser im Sommer kann die Fähre hier auch nicht anlegen. Sie nutzt weiterhin die alte Buhnen-Anlegestelle, die über einen holprigen Kopfsteinweg erreichbar ist.

Direkt am Fähranleger befindet sich ein Gedenkstein mit dieser Gedenkplakette.


Nachdenklich und still wird man auf der Überfahrt nach Hitzacker, wo man den Rest des heutigen Tages ausklingen lassen kann.

Zur 56. Etappe                        Zur 58. Etappe

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