Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 41 - Vom Brocken ins Eckertal

41 - Vom Brocken ins Eckertal

Die heutige Wanderroute (18 km - 240 Höhenmeter)




Wenn Sie wissen möchten, auf welchen Wanderwegen auch Sie hier hoch zum Brockenplateau kommen können, möchte ich Ihnen diese Seite empfehlen:
Viele Bilder, aufgenommen zu unterschiedlichen Jahreszeiten, kann man auf dieser Seite genießen.

Der "Berg der Deutschen", wie der Gipfel auch genannt wird, hat einige Besonderheiten aufzuweisen: Geografisch liegt er an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und war von 1961 bis 1989 Sperrgebiet. Klimatisch sorgt seine vorgehobene Position im Norden Deutschlands für raue Winde und kalte Temperaturen, vergleichbar mit den Bergen Islands. Naturschutzbezogen gehört der magische Berggipfel zum Nationalpark Harz und liegt mitten in der Kernzone des Parkes. Deshalb bleibt der öffentliche Verkehr ausgesperrt. Die Brockenstraße führt zwar von Schierke zum Gipfel, diese ist jedoch nur mit Sondergenehmigung zu befahren.

Der Abstieg vom Brocken beginnt hinter dem Nationalparkhaus; auf dem Gipfelrundweg wendet man sich zuerst nach links.
Rechts kann man noch einmal von einem besonderen Punkt die Aussicht gen Norden genießen, ehe man sich endgültig wieder dem Kolonnenweg zuwendet, der dem einstigen Hirtenweg (deshalb Hirtenstieg) folgt, auf dem man früher Kühe bis zum Gipfel des Brockens trieb.











Die Rangerstation ist das nächste größere Ziel.


Bei herrlichem Sonnenwetter (strahlendes Blau über dem Brocken) beginnt der Abstieg.



Selbst für das Foto-Objektiv waren die Strahlen und Reflektionen schon fast zu viel. Dafür sieht man sehr schön auf diesem Bild, wie steil der Kolonnenweg talwärts führt.


Nach 1,3 Kilometern passiert man eine Rastmöglichkeit mit Informationen zum Heinrich-Heine Wanderweg.


Bereits gut 150 m weiter befindet man sich nur noch unter 1.000 Höhenmetern; der Kleine Brocken liegt rechts.

Nach insgesamt 1.8 Kilometern erreicht man  - kurz hinter der Trafostation  - die Schutzhütte Eiserner Tisch (935 m)


und 200 m weiter bietet sich direkt vom Kolonnenweg aus erneut ein guter Fernblick an.


Nach weiteren 200 m kann man nach links zu einer Klippe vor gehen: der Bismarck-Klippe.
Auch von hier ist die  Aussicht einfach grandios.


Bald darauf erreicht man nach einem stark abschüssigem Teilstück des Kolonnenweges ein Hinweisschild zu der rechts in etwa 200 m befindlichen Hermanns-Klippe.
Ein Fernblick von den Granitklippen von dort ist schon nicht mehr so beeindruckend, dennoch eine Rast wert.

Zurück auf dem Hirtensteig kann man plötzlich links, dort wo der Baumbewuchs etwas lichter ist, einen ersten Blick auf die Eckertalsperre werfen. Sie ist nach der Rangerstation das nächste Wanderziel.
















Dem Kolonnenweg weiter folgend erreicht man zuerst eine Info-Tafel zum Frickenplatz und dann die Rangerstation Scharfenstein. Auch der Nationalpark Harz begrüßt und informiert die Wanderer.



Die Rangerstation

Geschichtliches kann man vom ehem. Oberförster Wernecke vor Ort in der Rangerstation lesen (reich bebildert).
Seit 1875 existierte an dieser Stelle bereits ein Forsthaus, ab 1925 wohnte hier sogar eine Waldarbeiterfamilie, 4 Jahre später zwei weitere Familien. Es gab Stallungen, später eine Gastwirtschaft als Ausflugsziel.
Strom hatte man ab 1943 vom Kraftwerk der neu errichteten Eckertalsperre.
Deren Flak-geschützte Staumauer wurde am 12. April 1945 kampflos den Amerikanern übergeben. Hier am sogenannten Scharfenstein richteten sie sich ein, ehe sie diesen Ort am 01. Juli 1945 an sowjetische Soldaten übergaben. Deutsche Bewohner hatten innerhalb von 2 Monaten das Areal zu verlassen.
1949 übernahmen dann DDR-Grenztruppen das Anwesen. Sie waren zuerst im Hirtenhaus, ab 1951 im Forsthaus stationiert. 1955 zogen sie in ein neu errichtetes Kasernen-Holzgebäude, ab 1969 in einen soliden Plattenbau am nahen Frickenplatz; alle anderen, noch vorhandenen Gebäude sowie das Forsthaus wurden zwischen 1961und 1964 abgerissen; das Kasernengebäude folgte im Jahr 2000 mit gleichzeitiger Renaturierung der Flächen durch den Nationalpark Hochharz.
2002 baute man zwei Blockhäuser (ehemals Messegebäude aus Magdeburg), die heutige Rangerstation.
Dank einer immer noch gültigen Schanklizenz bekommt der Wanderer auch etwas gegen seinen Durst sowie einen Imbiss angeboten.
An der Rangerstation findet man auch die HWN-Stempelstelle-02.



Von diesem Schnittpunkt vieler Wanderrouten orientiert man sich nun nach links Richtung Eckerstausee, den man bereits in 2,5 Kilometern erreichen sollte.

Doch zwischendurch gibt es noch einiges zu sehen.
So passiert man auf dem Weiterweg das Gelände der ehemaligen Viehweide. Sehr gut erkennbar sind immer noch die Grundmauern des ehemaligen Viehstalls.
Detaillierte Informationen hierzu auch unter: 


An dieser Stelle verlässt man den ehemaligen Kolonnenweg und wandert geradeaus weiter.


Jetzt geht man teilweise durch hohen Laubwald, aber auch durch Waldbereiche, in denen der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet hat. Zum Schutz der Wanderer wurden an einigen Stellen seitens der Forstverwaltung die Bäume gefällt und Richtung Wald "gelegt", damit sie später nicht auf den Weg fallen können.


Bald tritt man aus dem Wald heraus und hat von einer Ruhebank aus - insbesondere bei schönem Wetter - einen ebensolchen Blick auf den Eckerstausee.



Nach weiteren 700 m ergibt sich erneut die Möglichkeit einer Rast, diesmal in unmittelbarer Nähe des Gedenksteins für Hermann von Frankenberg.


Hermann von Frankenberg und Ludwigsdorf (* 10. März 1865 in Blankenburg (Harz); † 10. Januar 1931 Köterberg) war ein deutscher Verwaltungsjurist und von 1920 bis 1931 Vorsitzender des Harz Clubs. Er bemühte sich erfolgreich um die Förderung des Fremdenverkehrs in der Region. Frankenberg veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten über den Harz, die er in mehreren Bänden zusammenfasste. Gestorben an einem Herzschlag, wurde seine Asche auf seinen Wunsch hin im Eckertal beigesetzt, wo der „Frankenberg-Stein“ oberhalb der heutigen Eckertalsperre an ihn erinnert. 

Auf dem weiteren Weg entlang des Stausees folgen Informationen zur Eckertalsperre:
Die Trinkwassertalsperre wurde zwischen 1939 / 1943 errichtet. Ein Gletscher der letzten Eiszeit schuf das Tal.
Obwohl mehrere Schilder entlang des Weges auf die Trinkwassergewinnung und dementsprechend auf die Schutzwürdigkeit des Gewässers hinweisen, kann man an einigen Stellen sehen, wie sich Hundebesitzer freuen, wenn ihre nicht angeleinten Lieblinge das von ihnen ins Wasser geworfene Stöckchen zurückbringen.


Auch existieren Informationstafeln, die den Wanderer über die Beschaffenheit und Entstehung des hiesigen Gesteins, den Eckergneis, unterrichten.


Direkt vor dem Zugang zur 235 m langen und bis zu 60 m hohen Staumauer findet man
die HWN-Stempelstelle-01.



Auf der Staumauer des Eckerstausees mit Blick zum Brocken - in der Bildmitte am Horizont.

Die ehemalige innerdeutsche Grenze verlief mitten durch den Eckerstausee und damit auch mitten durch die Staumauer.



Hier endete die östliche Seite. Damals gab es an dieser Stelle eine Backsteinmauer quer über die Mauerkrone der Sperrmauer. 


Ab hier war es das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik. Über die damit verbundenen Schwierigkeiten informieren Schilder am Winden- und Schieberhaus.




Die Grenzsperranlagen der DDR verliefen nicht direkt am Seeufer, sondern weit oberhalb.

Aber auch Informationen vom bzw. zum "Grünen Band" in Bezug auf diesen Abschnitt des Harzer Grenzweges findet man hier.



Nachdem man vom Brocken kommend den Eckerstausee erreicht hat, wendet man sich nun Richtung Eckertal. Abwärts auf einem schmalen Pfad führt der Weg von der Staumauer kommend wieder in dichten hohen und feuchten Wald. Er wird als Naturwald / Bannwald geführt, in den der Mensch nicht eingreift. Als die Grenze noch existierte, war dieser Wald für Wanderer nicht zugänglich.



Entlang der "gurgelnden" Ecker führt der Wanderweg nur wenig mäandernd immer geradeaus.


Etwa 2 Kilometer hinter der Eckerseestaumauer wechselt man an der "Käsewieter Brücke" auf die andere Bachseite, von links nach rechts, und damit auch über die ehemalige Grenze, heute Niedersachsen / Sachsen-Anhalt.


Nach weiteren 3 Kilometern durch den dunklen Forst passiert man die Ahlsburg.


Bis 1989 existierte an dieser Stelle ein Beobachtungsposten der NVA-Grenzsoldaten (Grenzaufklärer).


Nach vielen Kilometern bieten an dieser Stelle auch Ruhebänke eine erste Rastmöglichkeit auf diesem bisherigen Waldweg.

Wenn man weiter wandert, sieht man gut 7 Kilometer hinter der Staumauer zwischen Büschen und Bäumen das erste Mal wieder Gebäude. Es handelt sich um eine ehemalige Schleifmühle, die heutige Fabrik A. Obenauf GmbH & Co. KG., Hersteller von Zellstoff, Holzschliff, Papier und Pappe.
1926/27 wurde die Schleifmühle von Arno und Wilhelm Obenauf erworben und wieder betriebswirtschaftlich aufgebaut. 
Eine Holzschleifmühle ist eine Anlage, die in der Regel mit Wasserkraft rohes oder gekochtes (= gedämpftes) Nadelholz mittels großer sich drehender Sandsteine zu Holzschliff faserig zerkleinert und so einen Rohstoff für die Papier- und Pappenindustrie erzeugt.
Während des 2. Weltkriegs wurde das Werk geschlossen und wurde später sogar Wehrmachtslager. Am Ende des Krieges ließen sich die Engländer darin nieder. Zwischenzeitlich wurde alles aus den Gebäuden herausgeholt, was in der damaligen schlechten Zeit brauchbar war. Die Filze der Pappenmaschinen wurden zu Mänteln verarbeitet, und aus den Treibriemen machte man Schuhsohlen.
Aber in der Schleifmühle stapelten sich aus Wehrmachtsbeständen noch die herrlichsten Uniformstoffe und Schneehemden aus weißer Fallschirmseide. Letztere eigneten sich für die Fertigung von Blusen und Kostümen, während man aus den Uniformstoffen Anzüge und Mäntel schneiderte.
Nach dem Krieg wagten die Obenaufs mit der weiterhin im Familienbesitz befindlichen Mühle einen Neuanfang. So musste zuerst eine komplett neue Zuwegung geschaffen werden, da sich jetzt streckenweise die ehemalige Straße auf DDR-Gebiet befand; doch das weitaus größere Problem war die "Kraftversorgung". Da durch den Eckterstausee bedingt das Wasser nahezu versiegte, mussten Ersatzlösungen her. Strom war zu teuer und so experimentierte man mit Steinkohle, Braunkohle, Holzspänen und Torf bis hin zum Heizöl und Flüssiggas. Nicht nur in einem Kesselhaus, sondern auch mit einem Lokomobil.
Auch die Abwasserproblematik der neueren Anspüche versuchte man zu genügen, so dass die Pappenfabrik 1969 wieder voll arbeiten konnte.
Quelle und lesenswerte Lektüre zur Schleifmühle:


Nach nur wenigen Metern passiert man ein Hinweisschild zur Schullerhütte. Es existierte einmal ein mittelalterlicher Betrieb, in dem Kupfererze verarbeitet wurden. Die Schlackenhalde ist geblieben, die aber aufgrund ihrer "Giftigkeit" und Unfruchtbarkeit des Bodens so gut wie keinen Bewuchs ermöglicht. U.a. gedeiht auf dieser Fläche dennoch die Grasnelke (Armeria maritima). Sie zeigt schwermetallhaltige Böden an.



Etwa 100 m weiter steht links etwas abseits des Weges eine Erinnerungsstele für Otto Scholz.


"Am Morgen des 13. September 1959 wurde dem Soldaten Scholz von dem Wirtschaftsgruppenführer der Grenzabteilung Ilsenburg befohlen, in der Nähe der Pappenfabrik Eckertal Holz zu schlagen. Kontrollposten, die über den Holzeinschlag nicht informiert waren, nahmen unweit der besagten Stelle ein abgestelltes Motorrad wahr und hielten Otto Scholz für einen Fahnenflüchtling. Der Kontrollposten machte von seiner Schusswaffe Gebrauch und tötete den 21jährigen Otto Scholz."
Scholz war 23 Tage verheiratet!
Quelle: Stadt-Ilseburg 

Dass man sich immer noch auf dem richtigen Wanderweg befindet, besagt dieser Hinweis.


Zum Schluss der Tagesetappe wird es noch einmal richtig interessant. Man erreicht den Gedenkstein Eckerkrug gegenüber einer Rast- bzw. Schutzhütte.




Ein altes Bild erinnert an "das alte Forsthaus Eckerkrug", das im Rahmen von Grenzsicherungsmaßnahmen 1964 abgerissen wurde. Unmittelbar hinter der Schutzhütte kann man noch in den ehemaligen, jetzt stark zugewachsenen Keller des Hauses sehen. 

An dieser Schutzhütte findet man auch den HWN-Sonderstempel.


Nur wenige Meter weiter stand einmal die ab 1898 erbaute ehemalige Kuranstalt Jungborn.
Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts existierte an dieser Stelle eine kleine „Stadt“ mit einem Krankenhaus incl. OP-Sälen, Badehäusern für diverse Anwendungen (geschlechtlich getrennt), ,Freikörperkultur"-Anlagen, Gemeinschaftshäusern, ... unter dem Motto: „Kehrt zurück zur Natur“.



Adolf Just und sein Bruder betrieben die weiträumige Licht-Luft-Heilanstalt Jungborn. 



Ab 1946 wurde die Anlage ein Tuberkuloseheim, von 1960-1962 war es ein Altersheim.
1964 wurde die gesamte Anlage im Rahmen der verschärften Grenzausbaus eingeebnet.


Ein rekonstruiertes Licht-Luft-Häuschen: in diesen einzeln mit Namen versehenen kleinen Holzhäuschen wohnten die Kurgäste. Zeitweise soll es 100 solch kleiner Häuschen gegeben haben.


Hinter solchen Sichtschutzblenden ging man getrenntgeschlechtlich den Luft-Freizeit-Übungen nach.


Der Wanderweg führt durch welliges Land weiter. Man trifft auf eine äußerst ramponierte, aber noch an ihrem originalen Standort stehende Grenzsäule. Sie hatte die Nummer 947.


Aber auch Grenzsteine mit den Initialien B und P säumen den Weg.



Wie aus dem Nichts taucht eine größere Brücke auf, die einen Seitenarm der Ecker überspannt.
Wenn man sie erklimmt, sieht man, dass es sich um eine ehemalige Eisenbahnbrücke handelt.


Es handelt sich dabei um die ehemaligen Schimmerwaldlinie (Bad Harzburg / Ilsenburg), die bereits 1894 eröffnet, aber aufgrund der innerdeutschen Grenzziehung 1957 stillgelegt wurde.


Hinter der Brücke wendet man sich auf dem Harzer Grenzweg, dem "Grünen Band"-Weg, nach Norden Richtung Siedlung Eckertal (Grenzdenkmal Stapelburg), dem Ende der heutigen Tagesetappe.



 
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