Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 38 - Rund um Walkenried

38 - Rund um Walkenried

Die heutige Wanderroute (13 km - 378 Höhenmeter)


Die Rundtour um Walkenried beginnt zuerst mit einer ausgiebigen Besichtigung vom ehemaligen Kloster Walkenried, das ich in diesem Blog unter "38 - Kloster Walkenried" beschreibe.


Die gotische Kirche des im 12. Jahrhundert gegründeten Klosters wurde nach rund 80-jähriger Bauzeit im Jahr 1290 geweiht. Das ruinöse Kirchenportal ist als mächtige Fassade noch vorhanden und zeugt von der einstigen Größe dieser Klosterkirche.


In unmittelbarer Nähe befindet sich das Jagdschloss Walkenried.
Das frühere Jagdschloß Wildenhof ist ein im 18. Jahrhundert als fürstliches Jagdschloss erbautes Barockgebäude  Es diente von 1756 bis 1966 als Forstamt und seit 1976 ist das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude eine Hotel-Pension in Privatbesitz.


Eine Besonderheit des Gebäudes findet sich an der südlichen Eingangsseite unterhalb des Gesims, welche darauf zurückzuführen ist, dass beim Bau Reste der nahen Kirchenruine verwendet wurden. Unter dem Gesims ist die Inschrift „WA-GALLIABBIS“ zu finden, die auf dem Kopf steht, allerdings bislang nicht gedeutet werden konnte.
Weiterfühende Info: https://www.jagdschloss-harz.de 

Von hier nimmt man als Grenzwanderer denselben Weg (Am Röseberg), auf dem man gestern von der Ländergrenze gekommen ist. Hinter der Eisenbahnlinie bzw. der letzten Bebauung steigt der Weg von 265 auf 333 Höhenmeter (bis zur  Ländergrenze), um dann wieder leicht abzufallen. Vorher jedoch wandert man noch am neuen Steinbruchgelände entlang. Nach 1,2 Kilometern hat man den Kolonnenweg wieder erreicht, von dem man auf der vorherigen Tour 37 abgebogen war.
Links geht man auf dem Kolonnenweg gut 7 Kilometer weiter.


Den Ort Obersachsenwerfen sieht man rechts und nach insgesamt 3 Kilometern auf dem Kolonnenweg erreicht man die Kreisstraße K 15. Sollte das Wetter mitspielen, kann man von hier aus bereits den Brocken sehen.
Von dieser Einmündung muss man nun etwa 300 m nach rechts auf der Straße bis zu einer Straßenkreuzung weiter gehen, orientiert sich dort links, um nach 700 Metern wiederum links auf dem ehemaligen Kolonnenweg weiter laufen zu können.
Kurz vor der CASEA GmbH Werk Ellrich führt der Weg, der nun identisch ist mit dem Karst-Wanderweg, steil abwärts. 
Dieses Werk gewinnt und vertreibt die unterschiedlichsten Calciumsulfate.

grobkörniger Gipskarst

Wenn man dem Weg weiter folgt, erreicht man das Gelände des „fast vergessenen“ ehemaligen KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte, das von 2. Mai 1944 bis zum 6. April 1945 bestand und in dem zeitweise bis zu 8.000 Häftlinge aus verschiedenen europäischen Ländern untergebracht waren.


Zuerst wurde das Lager in den halb verfallenen Gebäuden der 1877 vom Namensgeber Julius Bergmann gegründeten Gipsfabrik errichtet, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur größten Gipsfabrik Deutschlands entwickelte. 1927 wurde sie allerdings gegen eine große Abfindungssumme wegen Überkapazitäten geschlossen. 9 Jahre später begann man Gebäudeteile erneut zur Weiterverarbeitung von Holzmehl zu nutzen.
Die britisch-sowjetische Demarkationslinie teilte das frühere KZ-Gelände; auf Seiten der DDR wurden fast alle erhalten gebliebenen Baulichkeiten des Lagers im Zuge der Grenzsicherung nach 1952 eingeebnet. 
Auf westdeutscher Seite wurden nach dem Krieg in den verbliebenen Baracken Flüchtlinge untergebracht; doch 1964 wurde das mittlerweile verwaiste Gelände von Pionieren des Bundesgrenzschutzes abgerissen und auch weitestgehend eingeebnet.
Trotzdem sind, sowohl im ehemaligen west- wie ostdeutschen Gebiet noch zahlreiche Fundamente und Grundmauern zu erkennen.

Heute befindet sich hier die Gedenkstätte Ellrich-Juliushütte
Informationstafeln geben einen Teil der hier stattgefundenen Geschichte wieder.
Weiterführende Info:













Nach insgesamt 8,5 Tageskilometern kommt man zum Appellplatz.
Auf dem einstigen Appellplatz des Konzentrationslagers steht ein Gedenkstein für die von den Nazis in diesem Lager ermordeten Menschen. Dieser mit einer dreisprachigen Inschrift versehene Stein wurde im Jahre 1994 von der belgischen Stadt Leuven gestiftet.


Wenn man 300 m rechts weitergeht, kommt man zum ehemaligen Grenzturm am Bahnhof Ellrich.
Ihm gegenüber liegt der Bahnhof Ellrich. Ihn durften zu DDR-Zeiten nur Güterzüge passieren.


Eisenbahnschienen queren den Kolonnenweg

Bahnhof Elrich heute

Das Gebäude stand schon vor dem Krieg

Um dem Grenzweg bzw. dem Karst-Wanderweg zu folgen, muss man wieder zurück zu der ehemaligen Gedenkstätte. 


An seinem Wegrand erinnert die Initiative "Gegen das Vergessen", das noch vieles von diesem Lager aufgearbeitet bzw. neugestaltet werden müsste.


Nur ein Sichtschutzzaun hält keine Erinnerung wach. Auch das einfache Ignorieren und Stehenlassen alter Gebäude (hier ehemalige Unterkunftsbaracken der Gefangegen) ist sicherlich nicht im Sinne des Erhalts eines KZ-Gedenkortes.



Wenn man zurück in die Gedenkstätte geht, passiert man den rechts liegenden, teilweise erhalten gebliebenen Küchentrakt des ehemaligen Lagers. Seine Ruinen gehören zu den wenigen baulichen Überresten des Konzentrationslagers und sind - auf eigene Gefahr - jederzeit frei zugänglich.


Blick auf den Frontbereich des Küchentraktes - 1945

Das obige Bild, das aus der Schautafel vor Ort 2021 entnommen wurde, gibt den damaligen Zustand wieder. Im direkten Vorfeld Stacheldrahtzaun und Eisenbahnschienen. Heute ist dieser Bereich eine grüne Wiese!

Nur wenige Meter weiter befindet sich der ehemalige Appellplatz des KZ-Lagers.


Ein Grenzstein (N 51°34.704’; E 010°39.834’ / 51.578400, 10.663900) aus längst vergangener Zeit weist auf die frühere Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig (HB) und dem Königreich Preußen (KP) hin, einer Linie, die auch Grenze zwischen der BRD und der DDR war.
Wenn man das ehemalige Lager in Richtung Westen, über eine Holzbrücke verläßt, bevor man das ehemalige Krematorium erreicht, findet man den Stein linker Hand in einem Wall.
Mir blieb das Auffinden dieses Steines leider verwehrt, denn der offizielle Weg war im nahen Umfeld leider gesperrt.

Desweiteren erfolgte dieser Hinweis mit einer "Umleitungsmöglichkeit".


Etwas weiter auf dem Karstwanderweg passiert man die Fundamente der ehemaligen "Krankenstation" des Lagers.




Danach kommt man an dem ehemaligen Standort des 1964 gesprengten Krematoriums vorbei.
Anfang März 1945 wurde das mit nur einem Ofen ausgestattete Krematorium in Betrieb genommen.  Bald reichte es für die Zahl der Toten nicht mehr, so dass man begann, Leichen zusätzlich auch auf Scheiterhaufen zu verbrennen.

Der Gedenkstein nahe des Krematoriums

Das KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte wird unter der Bezeichnung „Dora-Ellrich“ am Eingang des Mémorial des Martyrs de la Déportation, das 1961 Präsident de Gaulle neben der Kathedrale Notre Dame in Paris einweihte, in einer Aufzählung der wichtigsten Lager der Deportation von Résistance-Kämpfern neben den KZ Auschwitz, Bergen-Belsen und Buchenwald aufgeführt.
Quelle:

Mehr als nachdenklich geht man auf dem Karst-Wanderweg aus dem Bereich der Juliushütte hinaus und passiert dabei den ehemaligen Steinbruch Juliushütte. In seiner unmittelbaren Nähe steht auch noch rechts, komplett zugewachsen, der ehemalige Trafoturm der Juliushütte.





Etwa einem Kilometer, nachdem man das Gelände der ehemaligen Juliushütte verlassen hat, überquert man im Wald das Deckgebirge der Bahnlinie Northeim - Nordhausen.


2002 kam es über dem Ostportal des Himmelreichtunnels zu einem Erdrutsch, der jedoch ohne Personenschaden ablief. Auf dem Steilhang über dem Osttor des Tunnels hatte man danach aus Sicherheitsgründen den Bewuchs entfernt, was eine gute Fernsicht garantierte. Mittlerweile hat der Bewuchs allerdings wieder stark an Höhe gewonnen.
100 m weiter erreicht man den Hexentanzblick, auch bekannt unter "Ellrichblick".


Auch von hier ist die direkte Sicht auf die unten liegenden Eisenbahnschienen extrem eingeschränkt.
In früheren Zeiten soll es sich bei diesem Ort um eine ehemalige Kulturstätte der Chatten gehandelt haben, weshalb die Mönche des Walkenrieder Klosters ihn „Himmelreich“ nannten.


An diesem kleinen Rastplatz befindet sich die Stempelstelle HWN 167.


Nun führt der Karstwanderweg weiter, Richtung Himmelreich! Doch leider, die Durchquerung des Tunnels ist strengstens untersagt (gemeint ist hier der Eisenbahntunnel!).


Als man im Jahre 1868 die Bahnlinie zwischen Walkenried und Ellrich baute, untertunnelte man das „Himmelreiche“. Geologisch handelt es sich um ein Gipsmassiv im stark verkarsteten Werra Anhydrit. Bei den Vortriebsarbeiten des Tunnels wurde am 9.7.1868 eine sehr große Höhle entdeckt. Der Hohlraum besteht im Wesentlichen aus einer Halle von 182 m Länge und 15 m Höhe. Man baute den Eisenbahntunnel direkt in diese Höhlenhalle und deckte ihn jedoch meterhoch gegen eventuellen Nachfall aus der Höhlendecke ab. Eventuelle Öffnungen der Höhle wurden verschlossen.
Quelle: 

Über die Bergkuppe des Himmelreichs (ca. 300 m) führt der Wanderweg wieder hinab ins Wiedatal.


Anschließend läuft man südwärts Richtung Hasenwinkel, findet dort eine Informationstafel, an der man sich links hält. So wandert man ein kurzes Stück entlang der Eisenbahnlinie.
Nach gut einem Kilometer erreicht man wieder den Ausgangspunkt dieses Rundwanderweges, den Parkplatz am Kloster Walkenried.


Zur 37. Etappe                  Zur 39. Etappe

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