Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 42 - Von Eckertal nach Hornburg

42 - Von Eckertal nach Hornburg

Die heutige Wanderroute (26 km - 489 Höhenmeter)


Die heutige Tagesetappe startet in Eckerkrug und führt zuerst auf der Ilseburger Straße zur Brücke der Einheit, die man nach nur wenigen Metern erreicht.


Viele sehenswerte Bilder zur Grenzöffnung Eckertal - Stapelburg unter:


An die Grenzöffnung wird ein paar Schritte weiter in den verschiedensten Formen erinnert.
Bebilderte Informationstafeln halten das damals Vorhandene und Geschehene wach.




Und auch ein Gedenkstein erinnert insbesondere an die Grenzöffnung im November 1989.




Auf der Stapelburger Seite (also östlich der Brücke), befindet sich der Platz des 11. November 1989.



Hier sieht man noch den Kolonnenweg sowie Teile der ehemaligen "Schmuckmauer" aus Beton, die hinter dem Metallplatten-Zaun (Sichtblendzaun) errichtet wurde.


Aus östlicher Sicht die Schmuckmauer und am Ende der Vollplatten die Bodenplatte für den ehemals hier stehenden Beobachtungsturm.


Schräg gegenüber steht eine Informationsstelle vom Förderverein Jungborn Harz e.V.;
Details und auch viele Bilder aus früheren Tagen findet man unter: https://www.jungborn-harz.eu/ 
In der gestrigen Tour passierte man das Areal, in der die ehemalige Kuranstalt Jungborn lag.



Auch das "Grüne Band" in Verbindung mit dem Harzer Grenzweg informiert an dieser Stelle.


Zurück auf der Ilsenburger Straße führt der Wanderweg auf dem Harzer Grenzweg weiter nach Norden in den unteren Schimmerwald.
Auf einer nahen Bank ausruhend kann man die "neuere Geschichte" dieser Region kurz an sich vorbeiziehen lassen.
Seit 1936 existierte westlich in diesem Waldareal ein Munitionslager der Luftwaffe, die "Luftmunitionsanstalt 4/VI Stapelburg", im Volksmund "Muna Schimmerwald" genannt.
Die Hauptaufgabe der Munitionsanstalt war die Bezünderung und Lagerung von Abwurfmunition und Granaten für die Luftwaffe. Die Munition kam in der Luftmunitionsanstalt bereits mit Sprengstoff befüllt per Eisenbahn an. Einsätzfähig, d.h. mit Zündern versehen, wurden von hier Flugplätze beliefert, die sich nach Beginn des II. Weltkrieges zum größten Teil in den besetzten Ländern Europas befanden.
Am 10. April 1945 wurde die Anlage von den Deutschen vor dem Anrücken der amerikanischen Soldaten gesprengt, was auch zu schweren Schäden in den umliegenden Orten führte. Familien der Arbeiter bewohnten die "MUNA-Siedlung" in Stapelburg, gleich östlich der Ecker.
Bereits am 11. April kamen die ersten amerikanischen Soldaten in den Schimmerwald und nach Stapelburg.
Quelle und weitere Informationen unter: https://www.relikte.com/stapelburg/index.htm 

Nach insgesamt etwa 2,5 Kilometern erreicht man im Wald eine Infostelle mit Häuschen und vielen historischen Aufnahmen. Es handelt sich um die Gedenkstätte im Schimmerwald.
Mit anschaulichen Informationstafeln wird nicht nur von der ehemaligen Luftmunitionsanstalt berichtet, sondern insbesondere von den Tagen nach der Sprengung.


Es wird aber auch von Altfeld berichtet; hier standen einmal ein Jagdhaus von 1757, ein „Vegetarisches Erholungsheim“ sowie eine Villa von 1607 und ein Mühlengebäude von 1609.
1945 wurden die Bewohner von russischen Soldaten enteignet.
Ab 1948 diente die Villa als Altenheim, doch da für deren Insassen Fluchtmöglichkeiten bestanden, wurde es bereits 1952 wieder geschlossen. 1960/61 wurden alle Gebäude im Rahmen des Ausbaus der innerdeutschen Grenze abgerissen.
 

Auch die in dieser Region ansässigen Mühlen werden thematisiert.
Informationen hierzu liefert der rührseelige Heimatverein unter https://www.abbenrode-harz.de/muehlen-wanderweg.html 
Wenn man Zeit hat, sollte man nicht nur diesem Weg folgen, sondern auch noch dem Heimatmuseum einen Besuch abstatten.


Nach soviel Orts-Geschichte und einer kurzen Ruhepause in der "Altfelder-Rast" geht es weiter.



Bald führt ein Weg links nach Altfeld Krug, doch das lag damals schon im Westen und blieb somit erhalten.

Der Harzer Grenzweg führt auf der "Alten Halberstädter Straße" weiter Richtung Abbenrode.



Bald, nach insgesamt 3,5 Tageskilometern, verlässt man diesen Weg und biegt rechts Richtung Abbenrode ab. Hier steht eine nachgebildete Grenzsäule und eine Informationstafel.



Der Leser wird an dieser Informationstafel über die Entwicklung des Grenzausbaus der innerdeutschen Grenze im Allgemeinen und mit belegten Fotos im Bereich Altfeld unterrichtet.



Nach Abbenrode sind es jetzt nur noch ca. 1,3 km. Da wir in Eckertal gestartet, nach Stapelburg und wieder zurück nach Eckertal gegangen sind, ist die hier beschriebene Laufstrecke etwa 1 Kilometer länger als oben angegeben.

Hochsitz am Kolonnenweg

Auch hier: Grundstücksbesitzer nahmen sich der abgebauten Teile des Streckmetallzauns der ehemals vorgeschobenen Grenzanlage an und nutzen diese jetzt zur Einfriedung ihres Grundstücks.


Der Weg nach Abbenrode führt, wenn man möchte, an der ehemaligen Mühle Hinze vorbei.


Von der 1607 errichteten Mühle, später einer Eisenverhüttungsstätte, ab 1850 eine chemische Fabrik zur Herstellung von Waschpulver und Schuhcreme, danach erneut Stärkefabrik und Kornmühle wurde das landwirtschaftliche Anwesen im 2. Weltkrieg aufgegeben und 1975 abgerissen.

Kurz darauf erreicht man nach 4,5 Kilometern den Ort Abbenrode, der etwa 900 Einwohner hat.
Bereits 937 entstand hier ein Kloster, das Augustiner-Chorherren von 1141 an und ab ca. 1250 von Zisterzienserinnen betrieben wurde. Während des Bauernkrieges 1525 wurde es zerstört, nicht wieder aufgebaut und 1554 aufgehoben.
Interessant ist die etwa um 1575 gebaute St. Andreas-Kirche.



Ihre Kanzel besteht aus Lindenholz. Mit ihren Schnitzereien wurde sie 1710 eingebaut. 
Der Altar stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Er wurde 1728 von der Stephanie-Kirche in Goslar gekauft. Der kunstvoll bemalte und geschnitzte Sockel ist eine Szene vom letzten Abenmahl,


Die Orgel stammt von 1708. Sie ist ein Werk des Wernigeröder Orgelbaumeisters Contus.
Die Schnitzereien bestehen ebenfalls aus Lindenholz.


Besonders auffallend in dieser alten und ehrwürdigen Kirche sind die Buntglasfenster. Sie sollten anlässlich der Grenzöffnung gestiftet werden, doch von dem Vorhaben 1990 bis zur Realisation dauerte es 7 Jahre.
Bei den Fenstern handelt es sich einmal um den Namenspatron der Kirche, St. Andreas und um "das Mauerfenster".  Es zeigt die Eckerbrücke links unten sowie in der oberen Bildhälfte zwei Engel mit Posaunen, deren Klang bekanntlich auch die Stadtmauer von Jericho zum Einsturz gebracht haben soll. 


Auf der K 1336, der Hahnstraße, verlässt man Abbenrode nach Westen. Da die Brücke, die einst zum westlichen Nachbarort Lochtum führte, nicht mehr existierte, dauerte es bis zum 27. Januar 1990, ehe die "Brücke der Einheit" erstellt wurde und der offizielle Weg nach Westen offen war.
Einen behelfsmäßigen Übergang hatte man aber schon früher geschaffen.


An dieser Stelle steht eine nachgebaute Grenzsäule (Nr. 933) und eine Informationstafel, die mit markanten Bildern an diesen Grenzpunkt erinnert.


Über die „Brücke der Einheit“ mit einer nahe stehenden „Engelsbank“ führt der Weg nach Sachsen, jetzt auf der K 27. 



Direkt hinter der Brücke biegt man rechts ab. Der Weg führt durch Wiesen und Felder zur Unterführung der Nordharz-Autobahn A 36, die man 2,5 Kilometer hinter Abbenrode erreicht.
Nach 2 weiteren Kilometern durch offenes Feld unterquert man die Eisenbahnlinie Ilseburg-Vienenburg und kommt so zur L 519, auf der man kurz nach rechts entlang läuft, sie aber nach 150 m wieder nach links verlässt. Bei jetzt exakt nach 10 Tageskilometern unterquert man erneut eine Eisenbahnlinie, um sie nach weiteren 500 m nochmals zu unterqueren.
Nach 11 Kilometern erreicht man den Ort Wiedelah. Eine hier befindliche Wasserburg ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Die Burg ist eine teilweise erhaltene mittelalterliche Festungsanlage, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Renaissanceschloss umgebaut wurde. Von der einstigen vierflügeligen Kernburg existieren heute noch drei Seitenflügel, wobei der etwa 30 Meter hohe Wachturm im Nordflügel auffällt. 


Aus dem Ort heraus führt der weitere Weg erneut durch Felder, am Wiehdelaher See entlang nach Wülperode. Am Seeende kann man nach links einen 700 m langen Abstecher zum Grenzdenkmal Wülperode machen.


Das original erhaltene Gelände dort war über Jahre zugewachsen; es wurde von Mitgliedern des Heimatvereins Abbenrode sowie von Lehrern und Schülern des Fallstein-Gymnasiums im nahen Osterwieck als Denkmal hergerichtet. Informationstafeln wurden erarbeitet und aufgestellt. Ebenso findet man hier einen  nachgebildetern Grenzpfahl aus Stahl als Mahnmal. Das Gelände steht seit 2016 unter Denkmalschutz.



Wieder zurück auf dem Harzer Grenzweg erreicht man Wülperode, das man in einem Linksbogen durchquert. Auf einem "Vollplattenweg" geht es nahe des Ufers etwa 3 Kilometer entlang des Eckergrabens nach Göddeckenrode.
Über Lochplatten geht es im nahen ehemaligen Grenzbereich steil hinauf weiter, oben wartet eine weite Sicht.


Man wandert anschließend gut 3 Kilometer Richtung Landstraße Hornburg-Rimbeck (K 1340) und quert dort wieder einmal die ehemalige innerdeutsche Grenze zur K 36.


Nach 300 m geht man in einem Rechts-Links-Schwenk geradeaus über die Ilse zur K 620 vor. Man überquert sie und wandert vom dortigen Parkplatz im Hasenwinkelgrund leicht bergwärts zu dem Ausflugslokal 



Die heute in der 5. Generation geführte Waldgaststätte "Willecke´s Lust" war vor der Grenzöffnung ein gern angesteuertes Ausflugslokal, denn von ihr konnte man früher in "den Osten" sehen!

Hinter dem Haus führt ein steiler Pfad hinauf in den Wald zum "Kleinen Fallstein".


Dieser Höhenzug ist zwar nur 160 m hoch, aber etwa 10 km lang. Birkenwald und Halbmagerrasen prägen ihn. Wenn man den Hügel erreicht hat, befindet man sich auf dem Kammweg des Kleinen Fallsteins, dem Fastweg, von dem man, sobald der Wald sich lichtet, eine gute Sicht auf die ehemalige Grenzregion um Probsteiholz hat.
Von hier führt der Weg zunächst nach rechts, Richtung Grenzturm.


Nach 600 m erreicht man die im Jahr 2015 aufgestellte EngelskulpturSola Fide“. Es sind zwei Engel mit nur je einem Flügel.
Man muss sich also umarmen, um fliegen zu können oder gemäß einem Grundsatz von Martin Luther „Allein durch Glauben“ ...
Die beiden eng umschlungenen Figuren blicken Richtung Brocken und strecken ihre Flügel gen Himmel.  Die Skulptur des Braunschweiger Bildhauers Magnus Kleine-Tebbe ist 3,60 m hoch und wiegt 3 Tonnen. Die Figur selbst besteht aus Korallenoolith.


Wenn man auf dem Fastweg weiter geht, kommt man nach etwa 300 m zum ehemaligen Standort einer Grenzsäule (hier Nr. 880).
Bemerkenswert: selbst der Nistkasten trägt die Landesfarben.


Nach wenigen weiteren Metern erreicht man dann die Reste der DDR-Grenzanlagen. Links und rechts des Wanderweges stehen noch einige Meter Original-Metallgitterzaun, die man durch ein ehemaliges Grenztor im Streckmetallzaun durchschreitet. 


Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Kfz-Sperrgraben noch sichtbar. Informationstafeln beschreiben die damalige örtliche Situation (die Teilung Deutschlands, die Grenzöffnung Rhoden, der Grenzturm Rhoden) und überdachte Ruhebänke laden wieder einmal zur nachdenklichen Rast.



Von der Gedenkstätte folgt man nun dem Kammweg, dem ehemaligen Kolonnenweg, weiter südostwärts. Nach 300 m bzw. etwa 1,8 Kilometer hinter dem Ausflugslokal und 300 m hinter der ehemaligen Grenze erreicht man den ehemaligen Grenzturm Rhoden


Der 8 m hohe ehemalige Beobachtungsturm wurde 1975 errichtet. Das Besondere an diesem Turm ist, dass sein oberes Drittel gemauert wurde und nicht, wie sonst üblich, komplett aus zusammengesetzten Beton-Fertigteilen besteht.
Vor dem Turm steht eine Tafel mit Informationen über den Grenzturm und das „Grüne Band“.

Neben dem Grenzturm Rhoden befindet sich die HWN-Stempelstation-23 „Galgenberg – Kleiner Fallstein“.


Hier, am ehemaligen Führungsturm startet bzw. endet der Themenwanderweg „Harzer Grenzweg“.
Auch die hier beschriebene Tagestour endet vorläufig hier, denn nun muss man auf demselben Weg, dem Fastweg, erst einmal wieder zurück und dann weiter geradeaus (insgesamt gut 3,5 Kilometer) nach
Hornburg, dem tatsächlichen heutigen Etappenende.


Während man diesen Weg zurück geht, kann man sich kaum vorstellen, das damals, als auf diesem Weg noch die Fahrzeuge der NVA und der Grenzschützer patroullierten, rechts und links kein einziger Strauch, kein einziger Baum stand. Es herrschte freie Sicht für freies Schussfeld! Und heute: schnellwachsende Birken dominieren in diesem Abschnitt den Randbewuchs.


Bald erreicht man die ersten neueren Häuser von Hornburg, dann das Burgareal.
Die Burg, auf einem niedrigen Kalksteinplateau, ein nordwestlicher Ausläufer des Kleinen Fallsteins inmitten der Stadt gelegen, war ab 1005 die nördliche Grenzfeste der Halberstädter Bischöfe. 
1113 zerstörte Kaiser Heinrich V. die Burg, sie wurde aber gleich wieder aufgebaut.
Heinrich der Löwe eroberte die Hornburg gleich dreimal in seinen Kämpfen gegen den Bischof von Halberstadt und zerstörte sie (1170, 1179, 1189). Auch war die Hornburg mehrmals Sammelpunkt von Truppen, so unter Barbarossa und Kaiser Heinrich VI.
Nach einer weiteren Zerstörung 1430 wurde die Burg zu einer mächtigen Festungsanlage mit drei Mauerringen und sieben Ecktürmen ausgebaut.
1645 zerstörten die Schweden unter General Königsmarck die Burg. Danach wurde die Burgruine zum Steinbruch.
Ab 1922 machte sich der damalige Besitzer, Georg Lüdecke, an die Rekonstruktion. Das Äußere sollte dem Vergangenen ähneln, innen jedoch sollte es modern werden. 
Die Burg ist weiterhin in Privatbesitz und kann nur bei gelegentlichen Führungen besichtigt werden.

Dafür kommt man aus dem Staunen nicht heraus, wenn man sich die alten Häuser der Stadt, insbesondere um den Marktplatz, ansieht. Farblich bunt und reich verziert - sind sie fast alle! Da der heutige Wandertag hier endet, hat man sicherlich auch genügend Zeit, noch die vielen individuellen Sprüche an den Hausbalken zu entziffern.

Das alte Zeughaus von 1565


 
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