Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 30 - Von Doeringsdorf nach Asbach-Sickenberg

30 - Von Doeringsdorf nach Asbach-Sickenberg

Die heutige Wanderroute (24 km - 834 Höhenmeter)


Der Start in Döringsdorf ist unspektakulär; er beginnt am ehemaligen Gelände der Grenzkompanie (1952 - 63), auf dem man heute keine Hinterlassenschaften mehr erkennen kann. Das ebene Gelände dient derzeit als Holzlagerplatz.
Der Weg beginnt jedoch mächtig zu steigen; nach 300 m und 70 Höhenmetern bietet es sich an, nach rechts weiter zu wandern auf den Hülfensberg.
Dieser Berg gehörte zu DDR-Zeiten zur Sperrzone. Auf dem lindenbestandenen ebenen Gipfel des Muschelkalkberges befinden sich unter anderem eine Kirche, eine Kapelle, ein Franziskanerkloster (von 1860) und ein weithin sichtbares Kreuz. Wallfahrten sind seit dem Spätmittelalter bekannt. Dem Bischof, Dr. Konrad Martin von Paderborn, ist es mit zu verdanken, dass die Franziskaner auf dem "Berg der heiligen Hülfe" im Jahre 1860 die Betreuung von Wallfahrtskirche und Kloster übernahmen, um die sich bis 1810 Zisterzienserinnen kümmerten 
Die Entstehung des etwa 900 Jahre alten Kruzifixes (= Hülfenkreuz) wird ins 11. oder 12. Jahrhundert datiert. Es befindet sich am „Gnadenaltar“ in der um 1360 bis 1367 erbauten Erlöserkirche „St. Salvator“.

Das Dr.-Konrad-Martin-Kreuz

Das Friedenskreuz

Blick vom Friedenskreuz in das Werratal
Am (Wald)Horizont ist links der
Aussichtsturm Heldrastein zu erkennen.

Nachdenklich macht an dieser Stelle die folgende Feststellung:

Zum Hülfenberg, der Kirche und weiteren Einrichtungen auf diesem Berg kann man weitere Detailles in diesem Blog nachlesen unter:  30 - Hülfenberg

Nach so viel Geschichte geht es nun wieder abwärts, bald auf einem Wanderweg, ausgeschildert mit einem sechsspeichigen roten Rad auf weißem Grund Roten (dem Symbol des Mainzer Bistums). Von 450 auf 200 Höhenmeter fällt nun der Wanderrweg auf den nächsten 1,5 Kilometern.
Gleichzeitig ist dieser Wegeabschnitt aber auch der Wanderweg Leine-Werra,  ausgeschildert mit einem roten Viereck, der Werra-Burgen-Steig (X5) und der Jakobsweg.

300 m vor dem Erreichen der Friedaer Straße, der Landesstraße 1007, unterquert man die Trasse der
ehemaligen Kanonenbahn (Trasse von Dingelstädt nach Eschwege).
Die Berlin – Coblenzer Eisenbahn, im Volksmund „Kanonenbahn“ genannt, war ein Teilstück einer strategischen Eisenbahnlinie von Berlin über Wetzlar nach Metz-Straßburg (Elsass-Lothringen). Sie wurde nach dem Krieg 1870/71 geplant, fertiggestellt und betrieben. Zum größten Teil wurden die Baukosten in Höhe von 360 Millionen Mark aus französischen Reparationszahlungen finanziert.
Die Strecke wurde eingerichtet, um auf ihr binnen kurzer Zeit Truppen und Kriegsmaterial von Berlin aus bis an die Grenze vom damaligen französischen Feind transportieren zu können. 
Heute ist diese ehemalige Trasse über weite Strecken ein Fahrradweg.

Die folgende Landstraße überquert man und wandert nach bisher 3 Tageskilometern in den kleinen Ort hinein Großtöpfern
Gleich an der evang. Kirche (Der gute Hirte) aus dem Jahre 1771 wendet man sich nach links in den Paradiesweg und wandert auf ihm aus dem Ort hinaus Richtung Kolonnenweg. Nach einem Kilometer beginnt der Weg wieder zu steigen.

Vorbei geht man an Informationstafeln „Eichsfeld-Hainich-Werratal“.
Nach weiteren 3 Kilometern wandert man unterhalb der Burgruine Greifenstein nach Westen.
Finden kann man hier nur noch einzelne Teile vom Kellergewölbe, den unteren Teil des ehemals runden Bergfriedes sowie Teile des Burggrabens.
Geradeaus führt nun der Wanderweg 1,5 Kilometer wieder durch Wald bis zur Kreisstraße K 113.
Bisherige Wanderstrecke: 8 Kilometer! Man folgt dieser Straße etwa 500 m nach rechts Richtung Kella, biegt dann nach links in einen Feldweg am Kellaer Bach ab.
Eigentlich ist dieser Wegverlauf nicht zu verfehlen, folgt er doch weiterhin dem Mainzer Rad, dem Werra-Burgen-Steig (X5) und dem ausgeschilderten Jakobsweg.
Nach insgesamt 9 Kilometern hat man den Ort Kella erreicht. Der Weg gewinnt wieder permanent an Höhe. Über die Gobertstraße geht man nördlich aus Kella heraus; am Waldrand erreicht man die Rastanlage Kell´sche Blick. und nach weiteren 150 m die Hütte des Heimatvereins.
Diese liegt direkt neben dem Kolonnenweg, dem man nun wieder Richtung Norden folgt.


Nach 300 m erreicht man die Kapelle von Kella.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Kapelle neben dem bereits existierenden Kreuzweg erbaut, doch die Nationalsozialisten zerstörten bereits 1939 Türen, Fenster sowie das Altarbild. Sofort nach Kriegsende begannen die Einwohner von Kella mit Reparaturarbeiten und 1950, ein Jahr nach der Gründung der DDR, erstrahlte sie in neuem Glanz. Doch: auf Anordnung der Grenztruppen musste wenige Wochen später der Kapellen-Gottesdienst eingeschränkt werden, da die Kapelle unmittelbar an dem 500 m – Schutzstreifen lag, den die DDR-Regierung 1952 längs ihrer gesicherten Grenze ausgewiesen hatte. 
1961 wurde der Besuch der Kapelle gänzlich untersagt.
Sie stand jetzt zwischen zwei Grenzzäunen und war – außer für Grenzsoldaten – nicht mehr zugänglich.



In unmittelbarer Nähe der Kapelle steht dieser Gedenkstein an die Anthropologin Daphne Berdahl, die sich mit ihrer Arbeit über Ostdeutschland und das postsozialistische Europa einen Namen gemacht hatte. 
"Where the World Ended" ist ihre diesbezügliche Veröffentlichung, das auch den Ort Kella zum Thema hat.


Hinter dem Kapellenplatz steigt man halb links in den Kreuzweg hinauf und folgt NICHT dem Kolonnenweg weiter, sondern wieder den bisherigen ausgeschilderten Wanderrouten.


Der Weg steigt anfänglich steil in Richtung „Grenzeck“ und Pfaffschwender Kuppe.


Bald nach der Aufnahme fing es an zu regnen; deshalb blieb der Foto für ein Teil der nächsten Wegstrecke eingepackt und die erhofften Aussichten gab es ja auch nicht!
Eschen und Birken wachsen dort dicht an dicht, wo früher der ehemalige Spurensicherungsstreifen existierte. Nach 1,3 Kilometern erreicht man, durch mehr oder weniger dichten Wald gehend, das
Grenzeck.
Die Aussicht von diesem Rastplatz  – vorausgesetzt das Wetter spielt mit – soll phänomenal sein!  Manchmal starten von hier Paragleiter; früher dominierten hier ausschließlich Grenzsicherungsanlagen.
Auf dem Kolonnenweg geht es nun weiter in nordwestlicher Richtung.
Nach 1,3 Kilometern könnte man rechts auf einem kurzen Weg zur Volkeröder Aussicht mit Schutzhütte abbiegen.
Bleibt man jedoch auf dem leicht wellig verlaufenden Kolonnenweg, kommt man nach insgesamt 13 Wanderkilometern zur Schutzhütte Sägewerk.
1962 hat man ein in Richtung Volkerode befindliches Forsthaus und ein Sägewerk abgerissen; sie sind Namensgeber dieser Gedenksätte.
In unmittelbarer Nähe zu den Sitzbänken wurde am 28.12.1989 eine Eiche gepflanzt. Endgültig geöffnet und abgebaut wurden die Grenzsicherungsanlagen allerdings in diesem Abschnitt erst Ende Februar 1990. Zur Erinnerung an die Grenzöffnung hat man 5 Felder vom ehemaligen Grenzzaun stehen lassen.

Weiterhin leicht ansteigend und schnurgerade verläuft nun der Kolonnenweg für etwa einen Kilometer weiter, ehe er nach rechts abknickt.

Nach insgesamt 14,5 Tageskilometer gelangt man wieder einmal zu einer Agentenschleuse.
Diesmal führt eine 38 m lange Betonröhre unter dem Kolonnenweg hindurch auf die hessische Seite.

Der Weg führt weiter in Richtung Uhlenkopf mit 520 m, den man jedoch links liegen lässt.
Nach weiteren 700 m erreicht man mit 550 m die höchste Stelle des Eichsfeldes.

Auffallend: früher standen an der Grenze Beobachtungstürme, heute sind es Hochsitze, die hier in diesem Abschnitt besonders häufig vorkommen.
Der ganz in der Nähe gelegenen Schutzhütte „Antennenstation“ ist eine Bewirtungsstation angegliedert; dieses Gebäude ist jedoch nur sonntags geöffnet.

Auf dem Kolonnenweg geht es nun weiter durch das NSG des Iberges zum Hesselkopf mit 506 m.
Nach bisher 17 Tageskilometern fällt der Kolonnenweg auf den folgenden 2 Kilometern steil ab. Dabei umrundet man im weiten Bogen den Iberg (426 m) und gelangt an der L 1004 in den Ort Asbach.

Quelle: Grenzmuseum Schifflersgrund

Dieser und der Nachbarort Sickenberg gehörten 1945 zu den 5 hessischen Orten, die im Rahmen eines Gebietsaustauschen (Wanfrieder Abkommen vom 17.09.1945) zwischen den amerikanischen und den sowjetischen Siegermächten der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt wurden.
30 Häuser gab es 1990, von denen 14 leer standen, da viele Einwohner Asbach in den 1950er Jahren verließen.
Nach der Wiedervereinigung blieben diese Dörfer thüringisch!
Übrigens: der Premiumwanderweg P 16, der von der Besitzerin des Landgasthofes mit initiiert wurde, beginnt hier.

In dem Ort gibt es einige wenige wieder schön restaurierte Fachwerkhäuser sowie ein uriges Restaurant.



Hinter dem Ort, nach insgesamt 20,3 Tageskilometern, ehe man rechts wieder den Kolonnenweg als weiteren Weg einschlägt, befindet sich ein Denkmal zur Grenzöffnung.
"Zur Erinnerung an die Grenzöffnung am 20. Januar 1990  -  Errichtet am 20. Januar 2010"


Über den ehemaligen Kolonnenweg und die Kreisstraße K 117 gelangt man nach Sickenberg.
Auch der "Eichsfelder-Wanderweg" mit dem sechsspeichigen roten Rad auf weißem Grund folgt nun wieder dem Kolonnenweg.

In Sickenberg passiert man den links befindlichen Friedhof und wandert dann direkt auf den Hof Sickenberg zu.


Der sehenswerte, restaurierte Vierseitenhof ist einen Besuch wert. Hier gibt es eine kleine Pension, ein Hofcáfe, ...

Von hier ist es noch gut einen Kilometer bis zum Grenzmuseum Schifflersgrund.
Das kann man jedoch auch in aller Ruhe erst am folgenden Tag vor dem Weiterwandern besichtigen.


Zur 29. Etappe                  Zur 31. Etappe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot - einem Googleprodukt - erstellt und wird von Google gehostet.