Die heutige Wanderroute (17 km - 136 Höhenmeter)
Heute wartet auf den Wanderer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwar wieder einmal eine etwas kürzere Etappe, dafür bietet sie viele Details, für die man sich Zeit nehmen sollte.
Zuerst muss man jedoch wieder die Elbe mit der Fähre von Hitzacker nach Herrenhof überqueren, um dann der Elbe flussabwärts folgen zu können. Richtung Boizenburg lautet die Tagesdevise, obwohl diese Stadt erst morgen das Tagesziel sein wird.
Auch wenn in dieser Richtung wesentlich mehr Cafés und Einkehrmöglichkeiten locken, es wäre die falsche - aus ihr ist man gestern gekommen!
Auf der Deichkrone, dem geteerten und ausgewiesenen Fahrrad- und Wanderweg, geht man nordwärts.
Heute weist (fast) nichts mehr darauf hin, das in unmittelbaren Nähe zum Fähranleger einmal die Ansiedlung Bitterwerder stand, das hauptsächlich aus einem Gasthaus und einer Fischerei bestand. Dazu ein weiteres Wohnhaus und landwirtschaftliche Nutzgebäude. Hier legte die Fähre Hitzacker an, die damals auch für Fuhrwerke zugelassen war. Das Gasthaus wurde nicht nur von den Fuhrleuten gern aufgesucht, sondern hatte sich wegen der großen Schatten spendenden Kastanie zu einem beliebten Ausflugsziel für die Hitzackeraner und ihre Gäste entwickelt. Besonders wenn in Hitzacker Gallusmarkt war, fanden im Gasthaus von Hauels große "Vergnügen" statt. Der Saal war immer voll und "de jung Lüü' " wechselten gern zwischen den Tanzveranstaltungen in Hitzacker und Bitterwerder hin und her.
1972, also relativ spät im Vergleich zu anderen DDR-Aktionen der Zwangsumsiedlungen ("Aktion Ungeziefer" (1952), "Aktion Festigung"(1961), auch „Aktion Kornblume“, „Blümchen“ oder „Neues Leben“ genannt), teilte man den Bewohnern von Bitterwerder mit, dass sie fort müssten. Im Frühjahr 1974 war es soweit. Nach dem Verlassen der Anwesen wurden diese sofort abgerissen. Selbst die Apfelbäume wurden gerodet!
1993 waren an dieser Stelle Mitglieder des internationalen Bildhauersymposiums aktiv und erstellten im Rahmen der Aktion "Fährstation" einen stilisierten Vogel, die Holzskulptur "Phönix" auf. Der Bildhauer Klaus Großkopf hatte damals dieses mythische Motiv gewählt, den Feuervogel, der sich aus der Asche erhebt.
Kilometer 13,4 am Elberadweg in Bitter Richtung Nordwest |
Der Radweg auf dem Deich führt zwischen Elbe (links) und Bitter entlang. Hinter der Ansiedlung wendet sich der Deich etwas nach rechts von der Elbe weg, um aber relativ schnell wieder sehr nahe an dem Fluß weiter zu führen.
Der nächste Punkt, den man passiert, ist der Weiler Privelack, der scheinbar nur aus dem "Privelacker Paradiesgarten" ↗ besteht.
Den Grenzwanderer erwartet nach bisher 10 Tageskilometern am rechten Wegesrand nichts Aufregendes, so hat es den Anschein, doch wenn er sich die Zeit und die Muße nimmt, die Schrift auf dem weißen Schild an dem Granitpfosten entziffern zu wollen, erfährt er auch von dieser Stelle am Deich wieder etwas Unvorstellbares.
Nach der Zwangsaussiedlung 1952 erfolgte der Abriss des ehemaligen Bauernhofes.
Hof Riecken in Pommau Foto: Museum Popelau |
Texte: Ausstellung im Museum Popelau |
Nicht weit von dieser Stelle wird der Interessierte über die "Neueinordnungen" der Gemeinden und der Region informiert.
Das auf der rechten Seite der Elbe gelegene Amt Neuhaus gehörte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zum Landkreis Lüneburg und damit zur preußischen Provinz Hannover. Nach Ende des Krieges gehörte es für kurze Zeit zur britischen Besatzungszone (wie der gesamte Landkreis Lüneburg). Am 30. Juni 1945 wurde es jedoch an die sowjetische Besatzungszone übergeben und ins Land Mecklenburg eingegliedert. Nach der Wiedervereinigung beschlossen die neugewählten Gemeinderäte der acht zugehörigen Gemeinden einstimmig einen Wechsel des Amtes Neuhaus zurück in den Landkreis Lüneburg und damit nach Niedersachsen.
Nur wenige Meter weiter entlang des Deiches passiert man dieses Haus. Irgendwie hat es den Anschein, als ob Richtung Hinterland die komplette Stallung fehlen würde.
Ein halbes Haus - Blickrichtung Süd-West |
Blickrichtung Nord-Ost |
Der Deich und damit auch der Weg zieht sich weiter, bis rechts etwa 100 m hinter der Wiese, an der Straße 57, ein einsames Trafohäuschen steht.
Hier um das Trafohäuschen herum standen einmal Anwesen. Vom „Kolepanter Hof“ ist nichts mehr übrig, so wie von den allermeisten Höfen in Vockfey. Sie wurden komplett abgetragen, nachdem die Bewohner zwangsumgesiedelt waren.
Geht man nun Richtung Nordwesten auf der Kreisstraße etwa 300 m weiter, kommt man zu einem kleinen Holzhäuschen.
Seit 2006 erinnern dieses an die verschwundenen Höfe mit einer Dauerausstellung und einem Mahnmal, ↗ einer Pyramide aus den geborgenen Steinen ehemaliger Höfe.
200 m sind es wieder bis zum Deich, dem man nun wieder nach rechts folgt. Die wenigen, hier stehenden zu Vockfey gehörenden Häuser hat man bald hinter sich gelassen.
Nun gilt es, gut drei Kilometer weiter auf dem Deich zu wandern. Die Ansiedlung Groß-Kühren wird dabei in einem großen Bogen umgangen.
Links vom Deich, nahe an der Elbe, kann man wieder einen ehemaligen Führungsturm der Grenzsoldaten ausmachen. Seine Umgebung ist stark verwildertet. Es hat den Anschein, dass er nicht gepflegt wird und eher auch wieder nur Fledermäusen als Quartier dient.
Das alte Schild "Gasthof zur Elbe" hing noch bis 1952. So lange konnte der Betrieb aufrecht erhalten werden; dann war Schluss und die LPG nutzte den alten Backsteinhof.
Heute ziert dieses Schild die Querseite des Hauses, in dem bereits im August 1990 ein Café eröffnet wurde. Die Familie von Rautenkranz betreibt dieses Anwesen in der 10. Generation.
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