Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 55 - Von Schnackenburg nach Moedlich

55 - Von Schnackenburg nach Moedlich

Die heutige Wanderroute (18 km - 99 Höhenmeter)


Die im Folgenden beschriebene Wanderstrecke beginnt am Fähranleger in Schnackenburg (sofern eine Überquerung der Elbe mit der Fähre möglich ist) oder am gegenüber liegenden Elbufer, am Fähranleger in Lütkenwisch.
Die Inbetriebnahme der Fährverbindung geht auf den Schnackenburger Klaus Reineke zurück, der als Privatmann 1991 in Holland eine Fähre kaufte und dann die Konzesion erwarb.
Die Fähre ist für Personen / Radfahrer sowie Fahrzeuge bis 4 to geeignet. Telefon: 015161640199

An der Fähranlegestelle Lütkenwisch
An der Fähranlegestelle Lütkenwisch

Nur wenige Meter auf etwas erhöhtem Land sieht man links die Gedenkstätte für Hans-Georg Lemme, der am 19. August 1974 in der Elbe verstarb, als er sie Richtung Westen fliehend durchschwimmen wollte. Der eigentliche Grenzverlauf der DDR verlief am rechtsseitigen Ufer der Elbe, doch die Organe der DDR hielten sich nicht daran und deklarierten für sich die Flussmitte. Lemme wurde von einem DDR-Patrollienboot entdeckt. Da er der Aufforderung nicht nachkam, auf DDR-Territorium zurückzukehren, fuhr man mit dem Boot über ihn hinweg. Die Schiffsschraube muss ihm tödliche Verletzungen beigebracht haben.

Gedenkstätte Hans-Georg Lemme

Gedenkstätte Hans-Georg Lemme

Der Platz vor dem Fähranleger Lütkenwisch-Schnackenburg erhielt am 3. Oktober 2014 - im Rahmen einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung der Gemeinden Schnackenburg und Lanz - den Namen Hans-Georg-Lemme-Platz.

Von dieser Stelle aus läuft man auf der Landstraße L 121 etwa 900 m leicht ansteigend auf den Deich Richtung Lütkenwisch, um dann links auf dem Deich, dem Elberadweg, weiter zu gehen.

Lütkenwisch ↗ ist heute nur noch eine Siedlung mit etwa 20 Einwohnern, obwohl es Ende des 19. Jahrhunderts einmal 282 Einwohner beherbergte. Aber: dieser Ort lag im 500-m-Sperrbereich der DDR-Grenze. Jedes Mal, wenn dort jemand starb, wurde dessen Haus abgerissen; erst durch die Wende wurde der Fortbestand des Dorfes gesichert.
Quelle:

Grenzwanderer suchen "den Kolonnenweg" östlich der Elbe vergeblich. Dennoch gibt es keine Orientierungsprobleme, denn die Elbe bildete ja die Grenze.
Dafür kann man an einigen Deichab- bzw. auffahrten noch Teilwegstrecken erkennen, die mit den typischen Lochplatten belegt sind, manchmal sogar auch Wege unterhalb entlang des Deiches.

Schafe als Landschaftspfleger in Lütkenwisch
Schafe als Landschaftspfleger

An diesem "Wendepunkt" erfährt man von dem Naturschutzprojekt "Lenzer Elbtalaue".
Ziele waren:
  • die Wiederherstellung einer naturnahen, dynamischen und funktionsfähigen Flusslandschaft.
  • die Beseitigung einer Engstelle
  • die Deichrückverlegung
  • Auwald-Initialpflanzungen
Kurz: durch dieses Prokekt hat die Elbe 420 Hektar (= 4,2 Quadratkilometer) Überschwemmungsraum zurückerhalten. Dort, wo bis vor wenigen Jahren ehemalige Auenflächen durch den Deichbau vom Fluss abgeschnitten waren und intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden, kann sich nun eine naturnahe Auenlandschaft entwickeln. Dazu wurde zunächst ein 6 km langer neuer Deich errichtet, der jetzt bis zu 1,3 km weit von der Elbe entfernt ist. Anschließend wurde der alte, sehr nah am Fluss gelegene Deich an 6 Stellen auf ca. 200 bis 500 m abgetragen. Im Hochwasserfall kann das Wasser durch diese "Deichschlitze" in den neu gewonnenen Überflutungsraum eintreten.
Projektdauer: 2002-2011
Kosten: rund 3.860.000 €
Quelle:


Abseits des Weges befindet sich dieser Gedenkstein, der an die an der Elbe zu Tode gekommenen zwischen den Jahren 1961 und 1989 erinnert.
Die Schiffsschraube steht wohl nicht zuletzt symbolisch für H.-G. Lemme. 

Den Grenzopfern der Elbe zum Gedenken

Auf dem Deich, der zugleich Radweg ist, kann man nun die heutige Etappe Richtung Lenzen fortsetzen.

Von Lütkenwisch nach Lenzen

Beäugt wird man dabei eventuell von einem Silberreiher, oder ...

Ein Silberreiher

... man wird gleich von einem ganzen Wildgänse -"Geschwader" überflogen.

Wildgänse im Formationsflug

Auf dem Deich geht es entlang bis zu einer ausgeschilderten Abzweigmöglichkeit ins brandenburgische Wustrow. Eine Ruhebank auf der Deichkrone lädt zum Verweilen ein und eine Informationstafel klärt über den sich hier befindlichen "Bösen Ort" auf. In dieser Elbschleife, die jetzt im Rahmen des Naturschutzprojektes "Lenzer Elbtalaue" mit renaturiert wurde, kam es früher oft zu schlimmen Hochwassersituationen.

Richtung Dömitz

Links am See "Kleiner Brack" wandert man auf dem Deich weiter, bis sich der Deichweg gabelt.
Der "neue Deich" verläuft im Bild rechts, während man dieser Beschreibung folgend auf dem "alten Damm" bis zum "Unterstand Auenblick" weitergeht.

Auf dem alten Deich nach Lenzen

Wie aus diesem Foto zu entnehmen, wird an dieser Stelle auch noch einmal auf das Naturschutzprojekt "Lenzer Elbtalaue" hingewiesen. 

Das Naturschutzgroßprojekt Lenzer Elbaue


Fahrradfahrer hingegen sollten die Strecke über den neuen Deich wählen.

Die Deichrückverlegung nahe Lenzen

Selbst vom "alten Damm" bis zur Elbe ist es noch relativ weit!

Nahe Lenzen an der Elbe - Auenblick

Bald ist der Unterstand Auenblick erreicht. An seinen Wänden informieren Schautafeln über die Elbaue und die hier lebenden Tiere.

Unterstand Auenblick

Ein Blick aus dem Unterstand heraus auf die Elbe.

Die Elbe, vom Unterstand Auenblick gesehen

Nur wenige Meter hinter dem Unterstand ist der "alte Deich" zu Ende. Er wurde abgetragen, damit im Falle eines Hochwassers dieses in die Retentionsflächen bis zum neuen Deich fließen kann.


Bald darauf nähert man sich dem ehemaligen Grenzturm, der die Funktion eines Führungsturms hatte.

alter Grenzturm nahe Lenzen

Grenzturm bei Lenzen

Der Grenzturm bei Lenzen


Hinter dem ehemaligen Grenzturm befindet sich eine kleine offene Schutzhütte zum Rasten; der Turm selbst ist verschlossen. Nach bisher 7 Tageskilometern geht man für weitere 5 Kilometer am "alten Damm" bzw. direkt an der Elbe weiter Richtung Lenzen.

Nach Lenzen noch 6 Kilometer

Die unterschiedlichsten Wasservögel kann man dabei beobachten.

Wasservögel in der Elbe

Als nächsten Punkt erreicht man den in einem ehemaligen Nebenarm der Elbe liegenden "Eisvogel-Yachthafen Lenzen". Je nach Jahreszeit hat das Ponton-Restaurant, ein schwimmendes Café, ↗ wieder geöffnet. Es stand monatelang leer und wartete auf einen neuen Pächter.
Interessant ist auch der aus Backsteinen gemauerte denkmalgeschützte Pegelturm, ↗  der über 100 Jahre alt ist.

Eisvogel-Yachthafen-Lenzen

Wer möchte, kann direkt von hier aus einen 2 Kilometer langen "kleinen Abstecher" nach Lenzen unternehmen, um sich dort u.a. im Besucherzentrum umzusehen. Heute ist dies problemlos möglich; zu DDR-Zeiten war Lenzen Teil der 5-km-Sperrzone, die nur mit Passierschein betreten werden konnte.

Zum Besucherzentrum Burg Lenzen

Ansonsten geht man am Deich entlang weiter vor zur Landstraße L 13.

Blick zurück auf den Yachthafen Lenzen


An der Landstraße trifft man auf den schon ab dem Sporthafen sichtbaren "Grenzturm Lenzen", einen ehemaligen Beobachtungsturm, der zu einem Aussichtsturm mit aussenliegender Wendeltreppe umgebaut wurde. Vom ehemaligen Grenzturm hat man eine schöne Rundumsicht auf das heutige Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe".

Ehemaliger Grenzturm


Neben dem ehemaligen Beobachtungsturm (BT 2x2) steht ein Unterstand mit Tisch und Ruhebänken, die zum gemütlichen Picknick mit Elbblick einladen. Hier noch einmal ein Blick (nach Osten) aus dem Turm auf den Sporthafen.

Blick (nach Osten) aus dem Turm auf den Sporthafen.

Der Blick (nach Westen) auf den ehemaligen Standort des Gast- und Café-Hauses "Elbschlösschen". Einst war es ein beliebtes Ausflugslokal, das jedoch 1952 im Zuge der Grenzsicherung abgerissen wurde. Mit finanziellen Mitteln aus ehemaligem DDR-Vermögen soll es wieder aufgebaut werden. Neben einer Tourismusinformation und einem Fährbüro soll auch eine Stätte der Erinnerungskultur an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entstehen.

Der Blick (nach Westen) auf den Standort des ehemaligen Gast- und Café-Haus "Elbschlösschen"

Links biegt die Straße zur Elbe hinunter, zur "Fähre Lenzen - Pevestorf".
Achtung! Der Fährbetrieb wird bei Niedrigwasser / starkem Wind / ... eingestellt!

Neben dem Aussichtsturm informieren Schautafeln über die "Lenzer Elbaue", die Deichrückverlegung und das "Grüne Band".



Ein z.T. verblasster und an einigen Stellen nicht mehr entzifferbarer Gedenkstein erinnert an die Grenzöffnung 1989 und die Aufnahme des Fährbetriebes 1990.
Die Überschrift soll lauten:  Wir sind ein Volk.


Auch zwei Gedenksteine aus weitaus früheren Zeiten findet man unmittelbar neben der Straße.



Im Schatten einer knorrigen Eiche befindet sich dieser Gedenkstein [für Adolf Freiherr von Wangenheim-Wake ↗ ] mit einer Ruhebank, von der man einen schönen Blick auf die Elbe und die Fähre hat.
Seinem hochverehrten
Deichhauptmann
nach 40 Jahren verdienstvoller Arbeit
in Dankbarkeit gewidmet vom
Deichverband der II/III Division
der Prignitzschen Elbniederung
am 29. Juni 1929

Auf dem Deich, dem Elberadweg, dem sogenannten Wiesenweg, geht man weiter Richtung Mödlich.


Dort, wo man die Ortsbebauung von Mödlich erreicht, sieht man links eine eiserne Figur, die 1994 von dem Künstlers Bernd Streiter aufgestellt wurde. Der "eiserne" Charon, so erklärt ein Schild, ist nach der griechischen Mythologie ein Fährmann, der die Seelen der Verstorbenen für einen Obulus über den Acheron ins Reich der Schatten bringt.



Unmittelbar nebenan weist ein Schild zum „Haltepunkt Natur“ auf jahrhundertealtes Überleben hin. 
Mitten in der Elbaue, etwa 150 m vom Deich entfernt, stehen "Eiseichen".
Es handelt sich um dicke, knorrige Bäume mit vielen Verästelungen. Wie viele Hochwässer mit Eisführung haben diese Eichen wohl schon erlebt? 


Wenn man auf dem Deich weiter geht, passiert man die Ansiedlung Mödlich. Es handelt sich um ein typisches Marschhufendorf (Reihendorf), das direkt rechts hinter dem Deich liegt. Seine kleine ev. Kirche (allein von außen schon sehenswert) hat eine bewegte Geschichte und ist besuchenswert! Einen Schlüssel zur Besichtigung gibt es in der "Pension am Elbdeich".
Der spätgotische einschiffige Backsteinbau stammt aus dem 15. Jahrhundert, der hölzerne Turm aus dem Jahre 1659 sowie die hölzerne Kanzel mit vielen Schnitzereien von 1604.

Marschhufendörfer haben eine typische Bauweise. Der Wohnbereich eines Anwesens zeigt immer Richtung Deich, der Hofteil orientiert sich Richtung dahinter liegenden Ländereien, die als Streifen das Feld in Größe einer Hufe haben. (meist zwischen 30 bis 80 Morgen ; also 7,5 bis 20 ha; 1 ha = 10.000m2)    
Alle Ländereien liegen länglich gesehen nebeneinander; das Dorfbild entspricht dem von einzelstehenden "Reihenhäusern". Die Häuser selbst wurden in der hier typischen Hallenbauweise erstellt.
Mehrere Hinweisschilder neben dem Deichweg preisen neben Erfrischungen und Snacks auch die regionale Küche an. Somit sind Einkehrmöglichkeiten, sogar verbunden mit einer Übernachtung, gegeben - was will ein müder Grenzwanderer mehr.




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