Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 54 - Von Ziemendorf nach Schnackenburg

54 - Von Ziemendorf nach Schnackenburg

Die heutige Wanderroute (16 km - 355 Höhenmeter)


Die heutige Etappe ist gut voraus zu planen, denn am Ende der Etappe und auch zwischendrin gibt es keine Lebensmittelgeschäfte, nur eine Unterkunftsmöglichkeit und wenn man Pech hat, ist die Fähre auch noch außer Betrieb!
Von der ehemaligen Grenztruppenkaserne wandert man etwa 500 m vor nach Ziemendorf. Links im Ort befindet sich ein Schild, das nachdenklich stimmt. In der näheren Umgebung gibt es keinen Punkt, in dem VIER Bundesländer aneinander stoßen. Nordöstlich von hier treffen an der Elbe zwar Niedersachen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg aneinander, doch das vierte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegt viele Kilometer weit davon entfernt. Also ist diese Region nur im weitesten geographischen Sinne ein "Vierländer-Eck".

Die ehemalige Gaststätte "Vierländer-Eck" in Ziemendorf

Die ehemals gern angenommene Gaststätte hat leider die Corona-Zeiten nicht überlebt und nach sieben Jahren Betrieb Ende 2020 geschlossen! ↗  Seit Ende Dezember 2021 heißt die neue Lokalität  "Restaurant Syrtaki".
Hinter der ehemaligen Gaststätte „Zum Vierländer-Eck“ nimmt der Grenzwanderer die Dorfstraße nach links.
Vor dem letzten großen Bauernhof biegt man direkt hinter dem Laufgraben rechts ab und läuft vorerst an einer alten Baumallee und dann durch offenes Feld 3 Kilometer schnurgeradeaus.

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Am Ende wartet auf den Grenzwanderer der Plattenweg, dem man nun nach rechts folgt.


Nach wenigen Metern sieht man links den Hinweispfeil "Mahnmal".


Wenn man dem schmalen Trampelpfad durch die Kiefern folgt, kommt man an eine Lichtung. Hier verlief einmal die innerdeutsche Grenze mit ihren Sicherungselementen bis hin zu einem Minenfeld.

Blick gen Westen

Mitten in der von Heidekraut bewachsenen Zone steht eine Blaue Bank. Sie ist ein Kunst- und Mahnmal zugleich, früher war sie zusätzlich noch ein Protestzeichen, denn in der hölzernen Rückenlehne hatte man ein "Gelbes X" aufgemalt.

Blick gen Osten (Richtung Wirler Spitze)

Durchquert man diesen ehemaligen Grenzstreifen, gelangt man etwa 200 m im angrenzenden Kiefernwald zu dem Mahnmal der Gebrüder Simon bzw. dem Gedenkkreuz an Bernhard Simon.
Am 28.10.1963 flüchteten die Brüder Simon aus Leipzig an dieser Stelle über die innerdeutsche Grenze. Bernhard, der Jüngere der beiden, trat auf eine Mine. Seine Verletzungen war so schwer, dass er noch in der gleichen Nacht verstarb.





Er wollte von Deutschland nach Deutschland

Man muss zurück, noch einmal die ehemalige Grenze, den Todesstreifen, überqueren, um auf dem Kolonnenweg etwa 600 m nach Osten zu wandern. So kommt man an die Schutzhütte Radlerrast an der "Wirler Spitze".


Kurz vor der "Wirler Spitze"




Bereits 1692 wurde u.a. für diese Stelle der genaue Grenzverlauf zwischen dem Kurfürst Friedrich III der Chur-Brandenburg und dem Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg festgelegt.
Die in diesem Vertrag geschaffene Landesgrenze bildete auch die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland.
Hier, wo der Grenzverlauf und damit auch die ehemalige innerdeutsche Grenze in einem spitzen Winkel nach Norden abbiegt, befindet sich die sogenannte "Wirler Spitze".

Grenzstein und ehemalige Grenzsäule Nr. 319 der DDR

In unmittelbarer Nähe zum Grenzstein befindet sich heute diese Ruhebank. In alten Aufzeichnungen wird dieser historische Grenzrichtungspunkt „Klocksberg“ genannt.


Von ihr hat man diesen Blick auf Grenzsäule und Schutzhütte.


Wie man auf den Bildern sehen kann, liegt zwischen den Kiefern eine ehemalige Binnendüne, ein Relikt der letzten Eiszeit (vor 10.000-15.000 Jahren).
Heute bietet das auf dem ehemaligen Todesstreifen verlaufende "Grüne Band" eine einmalige Heidelandschaft mit all seinen wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten. 




Blick von der "Wirler Spitze" gen Norden

Blick gen Norden

Kolonnenweg "Wirler Spitze" - Blickrichtung Norden

Ehemaliger Standort eines Grenzturmes (BT 11)


Von der "Wirler Spitze" orientiert man sich als Grenzgänger am "Grünen Band“ für 2,3 Kilometer nordwärts; dann macht der Plattenweg einen leichten Rechtsschwenk, dem man wieder für gut 2 Kilometer folgt.
Das "Grüne Band" an der Wirler Spitze

Da im weiteren Grenzverlauf der Grenzweg wieder einmal endet und man dann durch die z.T. feuchte Wiese entlang der Seege seinen Weg suchen muss, entschied ich mich hier deshalb für die folgende „Abkürzung“. Leider verpasst man dann aber den Grenzturm Bömenzien (BT 11) am Nienwalder Weg. ↗  Der Turm ist zwar frei zugänglich, kann aber nur von außen besichtigt werden.

Etwa 4,3 Kilometer hinter der "Wirler Spitze" existiert rechts ein Plattenweg, der ca. 500 m bis zu einer Kreuzung führt. Hier im Wald geht man dann zuerst halblinks, doch bereits bei der nächsten Gelegenheit wieder rechts weiter. Nach weiteren knapp 2 Kilometern erreicht man das altmärkische Bömenzien und damit die Landstraße L1.
Gleich vor dem ersten umzäunten Anwesen steht eine standortentfremdete Grenzsäule. Ein weiteres Hinweisschild sollte nachdenklich stimmen.



Dabei bedeutete die Abkürzung ZAS in der DDR "Zentrale Avisierungsstelle", angesiedelt im Ministerium für Staatssicherheit, im Operativen Lagezentrum.
Schräg gegenüber befindet sich ein Spielplatz, der mit seiner überdachten Sitzmöglichkeit zu einer kleinen Rast einlädt. Dabei kann man auch den größeren, sehenswerten ehemaligen Wehrturm der Backsteinkirche sehen. Um 1890 wurde das ältere Kirchenschiff durch einen neuen Backsteinbau ersetzt. Nur der Kirchturm aus dem Ende des 15. Jahrhunderts blieb erhalten. 


Ansonsten zeigt der kleine Ort viele Kontraste. 


Entlang der Landstraße L1 verlässt man diesen kleinen Straßenort, quert den Zehrengraben und wandert vor bis zur Landstraße L2 die nach rechts abbiegt (nach Süden Richtung Aulosen). Man bleibt jedoch weiterhin die nächsten 400 m auf der L1, die den Grenzwanderer wieder direkt an die ehemalige Grenze führt.


Vorher passiert man die Stelle, an der noch ab Januar 1990 zwischen Kapern und Bömenzien eine Grenzkontrollstelle für motorisierte Fahrzeuge eingerichtet wurde. Dazu wurde die Fahrbahn erneuert und Kontrollgebäude mit Abfertigungsbaracken errichtet. Am 31. März 1990 wurde der Grenzübergang freigegeben, doch bereits am 01. Juli 1990 stellte man die beidseitigen Kontrollen (DDR / Bundesrepublik Deutschland) wieder ein - endgültig. Ein zwischenzeitlich eingerichteter Parkplatz auf dem damals befestigten Kontrollstellen sowie ein vorübergehender Imbiss wurden zwischenzteitlich wieder rückgebaut - wegen Vandalismus


Eigentlich müsste man unmittelbar hinter dem Baggersee rechts abbiegen. Dieser See ist heute ein offizieller Badesee und entstand durch die Entnahme von Sand, den man zum Deichbau benötigte.
Wenn man allerdings 100 m auf der Landstraße weiter geht, kommt man zur sogenannten "Königsbrücke", in deren Mitte die Grenze verlief. Ein weißer Strich, quer über die Fahrbahn gezogen, erinnert heute an die Grenzlinie.
Die Brücke über die Seege verband seit 1714 die Orte Bömenzien - Kapern. Ihren Namen soll die Brücke von einem Treffen der Könige von Preußen und Hannover erhalten haben, die sich an dieser Stelle zur gemeinsamen Jagd trafen.
Die Brücke wurde im Rahmen der Grenzöffnung 1990 abgerissen, um eine ebenerdige Straßenführung zu ermöglichen. Ein bereits stark verwitterter Gedenkstein erinnert an diese Brücke und die Grenzöffnung.


Zur Erinnerung an die ehemalige 
Königsbrücke 1714 - 1990
Grenzöffnung Kapern - Bömenzien
zur Wiedervereinigung Deutschlands
am 31. März 1990

In ihrer unmittelbaren Nähe findet man eine Informationstafel zur Geschichte der Brücke.


Auch sind seitlich der Straße noch ein Beobachtungsbunker und eine ehemalige Grenzsäule der DDR zu sehen.


Keinen Hinweis findet man auf die am 01.01.1966 tödlich geendete Flucht des NVA-Soldaten  Reinhold Dahms sowie die einer erfolreichen Flucht Anfang der 70er Jahre.

Man geht wieder zurück zum Baggersee und läuft parallel an ihm weiter.



Kurz hinter dem Baggersee folgt man weiter dem Kolonnenweg nach links, überquert den Schaugraben und passiert kurze Zeit später wieder eine ehemalige Grenzsäule; nach weiteren 500 m sieht man erneut eine Grenzsäule. Durch offenes Feld führt nun der Weg weiter. Hinter einem kleinen See biegt man nach rechts ab zur Gedenkstätte Stresow, die mit einem Gedenkstein und diversen Nachbauten von Grenzbefestigungsanlagen an das Dorf mit seinen 16 Höfen und an seine Geschichte erinnert.




Zu DDR-Zeiten fielen das Dorf und das nahe Gut der „Aktion Ungeziefer“ zum Opfer, da es unmittelbar an der damaligen innerdeutschen Grenze zum Wendland bzw. innerhalb des 500 m breiten Schutzstreifens lag und so weichen musste. Die Bewohner wurden zwangsausgesiedelt; vier Familien gelang in letzter Sekunde noch die Flucht, während die erste Hälfte der Einwohner am 30. Mai 1952 nachts von der Armee nach Kölleda abtransportiert wurde. Am 30. Juni 1974 schleifte man das Dorf vollends. Geblieben war nur das Gut Stresow.


Von einem Ort oder einer ehemaligen Siedlung ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Die Natur hat sich das Gelände längst zurück erobert. Die ehemalige Dorfstraße ist heute Bestandteil des "Grünen Bandes".


In der Gedenkstätte, die Teil des Grenzland-Museums Schnackenburgs ist, kann man "zusammengetragene / zusammengestellte" Elemente der ehemaligen Genzbefestigungsanlagen sehen.



Von der Gedenkstätte führt der Weg zunächst zu einem Natur-Beobachtungsturm mit Blick auf das Wöhrl-Wasser; zahlreiche Schautafeln informieren zu den nistenden und rastenden Vögeln.
An dieser Stelle stand zu DDR-Zeiten einmal ein BT 9, ein Führungsturm der NVA-Grenzsoldaten.



Auf dem Deich führt nun der Wanderweg rechts am Streesower See entlang. Dort, wo man den Deich bei nächster Gelegenheit nach links verlassen kann, hat man bereits wieder die ehemalige Grenze überquert. Man befindet sich also erneut in Niedersachsen.
Die Ansiedlung Gummern passiert man rechts und gelangt so zur Bundesstraße 493, der man auf einem Radweg nach rechts folgt.
Am Alanddeich entlang gelangt man nach Schnackenburg, eine idyllische, kleine Stadt (die kleinste und östlichste Stadt Niedersachsens und mit fast 600 Einwohnern auch die der Bundesrepublik Deutschland). Stadtrechte besitzt Schnackenburg seit 1373. Der Ort liegt an der Mündung des Flusses Aland in die Elbe.


Zuerst kann man dem imposanten Backsteinbau der aus dem 12. Jahrhundert stammenden evangelisch-lutherischen "St.-Nicolai Kirche" einen Besuch abstatten. 



Kirchenschiff der St.-Nikolai Kirche, Blick zum Altar.

Sehenswert ist der Taufengel, der aus dem Jahr 1727 stammen soll. Die schwebende Figur erinnert an die Galionsfigur eines Schiffes. Die Holzmuschel zwischen den Händen des Engels ist mit einer Messingschale versehen, die das Taufwasser aufnehmen kann.


Wenn man in den klein "geduckten" Ort hinein geht, fallen einem die schönen Backsteinhäuser auf.

In der Alandstraße

Der Förderverein "Grenzland-Museum Schnackenburg e.V. " wurde im Herbst 1994 von Schnackenburger Bürgern gegründet und betreibt seitdem das besuchenswerte Museum in einem ehemaligen Fischerhaus auf drei Etagen.
Öffnungszeiten:  Mai - Oktober  10 - 17 Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen.
Weitere Informationen unter: http://www.grenzland-museum-schnackenburg.de/ 

Grenzlandmuseum Schnackenburg


Will man den Aussichtsturm an der Elbe erklimmen, muss man vom Grenzlandmuseum auf der Straße "Zollhafen" hinunter zu dem kleinen Schutzhafen für die Binnenschifffahrt. Ihn gilt es nahezu zu umrunden. Der hölzerne Turm    steht zwischen diesem Hafen und der Elbe. Von ihm hat man bei einigermaßen gutem Wetter eine wirklich gute Sicht. Informationstafeln neben dem Turm sowie auf der obersten Plattform erleichteren die Orientierung.


Geht man hingegen vom Grenzlandmuseum nach rechts auf der Elbstraße weiter, gelangt man hinter der letzten Bebauung rechts zum "Fahnenmast" auf dem Deich. Von dieser Stelle hat man einen weiten Blick auf die Elbe.

Blick nach Nordwesten

Blick nach Südosten

Wie eingangs dieser Etappenbeschreibung erwähnt, gibt es neben dem Museum in Schnackenburg nur noch die "Alte Schule, die Durchreisenden als einfache Unterkunft dient. Ansonsten findet man in Schnackenburg keine Möglichkeiten, um sich mit Verpflegung einzudecken.

Ja, und dann gilt es noch, die morgige Etappe entlang an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu planen, die eigentlich am gegenüber liegenden Elbufer ihre Fortsetzung nehmen soll. Doch was, wenn man am Fähranleger auf dieses Hinweisschild trifft:


Da hilft es dem Grenzwanderer wenig, wenn gleichzeitig am Fähranleger das "Gedenkschild Wiedervereinigung" darauf hinweist, dass nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze der Fährverkehr am 7. September 1991 wieder aufgenommen wurde - unter Anwesenheit des ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Herrn Dr. Ernst Albrecht.

Also: bitte vorplanen und vorinformieren!

Die Schnackenburg - Lütkenwisch Fähre verkehrt NUR in den Sommermonaten bis 21:00 Uhr.
Eine Überfahrt dauert knapp 5 Minuten.
+49 1516 1640199

Mit dem Bus von Schnackenburg nach Gartow:

Mit dem Taxi z. B. nach Gartow:
https://www.rome2rio.com/de/map/Gartow/Schnackenburg#r/Taxi/s/0 
Anruf-Sammel-Taxi Richtung: ZOB, Dannenberg (Elbe)
AST Tel. 05841-977377 Anmeldung bis 90 Min. vor Abfahrt zw. 9-18 Uhr,
Kleinbus: beschränkte Platzzahl!


Zur 53. Etappe                        Zur 55. Etappe

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