Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 48 - Von Oebisfelde nach Zicherie

48 - Von Oebisfelde nach Zicherie

Die heutige Wanderroute (24 km - 394 Höhenmeter)


Man verlässt Oebisfelde an der Sumpfburg und geht entlang der „Langen Straße“ nordwärts.
Dabei passiert man die evangelische Katharinenkirche romanischen Ursprungs. Das Kirchengebäude wurde aus Bruchsteinen errichtet. Die Grundmauern des Turms sind auf der westlichen Seite abgesenkt, so dass der Turm der Kirche einen Überhang von 95 Zentimetern nach Westen aufweist.
Damit hat Oebisfelde auch einen schiefen Turm!
Über die L 22, die Lindenstraße, verlässt man zunächst den Ortskern, nimmt dann die Klötzerstraße und überquert die Eisenbahnlinie; Oebisfelde war ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, bis 1990 sogar ein DDR-Grenzbahnhof zur Bundesrepublik Deutschland.

Nach 2 Kilometern hat man das offene Feld erreicht und wandert auf einem Fuß- bzw. Fahrradweg weiter Richtung Breitenrode.


Ein Blick zurück. Hinter der hohen Baumreihe verläuft die Landstraße (L 24). Die Bäume schützen vor dem heftigen Wind in dem ansonst flachen Land.

Der Blick nach vorne, Richtung Breitenrode.


Nach bisher 3,4 Kilometern biegt man von der L 24 auf dem ausgeschilderten Radweg des "Grünen Bandes" nach rechts in den zunachst asphaltierten Bürgerdamm. 



Doch nach wenigen Metern ist man schon wieder im offenen flachen Feld und kann auf Vollplatten weiter wandern.



Nach bisher insgesamt 6 Tageskilometern erreicht man den Allergraben bzw. Allerkanal, den man quert.


Die Wasseroberfläche ist mit einem Teppich aus Wasserlinsen (= Entengrütze) bedeckt, das erste Herbstlaub sammelt sich auf deren dichten Oberfläche.
Der fast 20 km lange Allerkanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts künstlich angelegt und verläuft zwischen Wolfsburg und Gifhorn. Er sollte dem Schutz der landwirtschaftlichen Flächen gegen Hochwasser der Aller dienen. Da der fast schnurgerade verlaufende Kanal das Oberflächenwasser schneller ablaufen ließ, als es dem Fluss Aller selbst in seinem stark mäandrierenden Verlauf in diesem Abschnitt möglich war.


Rechts und links des Wanderweges sieht man immer wieder moorig- sumpfiges Gebiet, mit "Schilfwiesen"; auch Igelkolben säumen den Weg.


Nach weiteren 800 Metern erreicht man die "Blaue Brücke", die über den Mittellandkanal führt.
[Auf dem bisherigen Wanderweg des "Grünen Bandes" habe ich schon einige blaue Brücken queren können.]



Der Mittellandkanal gilt mit seinen gut 325 Kilometern Länge als Bundeswasserstraße und ist damit die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. 
Der Kanal verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit Weser, Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal und ist somit im weiteren Sinne Teil einer Verbindung zwischen Rhein und Oder. In europäischer Dimension gedacht ermöglicht er eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich sowie der Schweiz auf der einen und mit Polen und Tschechien auf der anderen Seite.

Hinter der Brücke wandert man weiter geradeaus und quert nach 300m den Mittelgraben.
Rechts und links des Weges gedeihen Seggen.


Nach weiteren 600 m gelangt man zu einem kleinen Rastplatz, an dem man scharf rechts abbiegt und so nach etwa 2 Kilometern Buchhorst erreicht. Nach 200 m auf Kopfsteinpflaster bzw. dem seitlich verlaufenden Fußweg hat man diesen Blick zurück.

Rückblick auf der Wolmirshorster Straße

Dabei hatte man gerade das alte, links liegende ehemalige Bahnhofsareal passiert. Ursprünglich gab es in Buchhorst einen Bahnhof an der Bahnstrecke Salzwedel - Oebisfelde, später nur noch einen Haltepunkt. Das Bahnhofsareal Buchhorst wurde als Warteraum für Güterzüge genutzt, die auf eine Einfahrtfreigabe in den oft überlasteten Bahnhof Oebisfelde warteten. Im Jahr 2002 wurde die Strecke stillgelegt; eine südlich von Buchhorst gelegene Eisenbahnbrücke über den Mittellandkanal wurde im September 2009 demontiert.

Ein Blick auf die rechte Straßenseite zeigt das derzeit in Privatbesitz befindliche ehemalige Gelände der Grenzkompanie (GK) Buchhorst.
Während des Rückbaus der Grenzanlage am Mittellandkanal sowie der anschließenden Vertiefung des Kanals diente dieser Wohnblock nach 1990 vorübergehend Arbeitern als Schlafunterkunft.



Buchhorst ist ein Straßendorf. Von 1952 bis 1989 lag der Ort in der 5-km-Sperrzone, die nur von DDR-Bürgern mit speziellen Passierscheinen betreten werden durfte. 
Gut einen Kilometer südlich existierte von 1952 bis 1990 eine DDR-Grenzübergangsstelle (GÜSt) im Schiffsverkehr auf dem Mittellandkanal mit der Bundesrepublik Deutschland. Die Abfertigung fand etwa fünf Kilometer von der tatsächlichen innerdeutschen Grenze statt.


In Buchhorst gab es nach der Jahrtausendwende einmal eine Discothek - sie existiert nicht mehr, aber der Name lebt in der Bezeichnung der Bushaltestelle weiter: "Buchhorst Disco", Oebisfelde-Weferlingen!
An dieser Kreuzung findet man auch eine blaue "Brückenskulptur". Es handelt sich um ein Stück der alten, 1932 über den Mittelkanal gebauten Eisenbahnbrücke.

Dieser Ort gilt heute als das "Dorf der Störche". 


Von hier ausgehend kann man mehrere Beobachtungstouren starten, auch eine Storchenroute ist dabei.


Man geht nicht nach Buchhorst hinein, sondern biegt nach bisher 10 Wander-Kilometern in den rechts befindlichen Fuß- bzw. Radweg der Landstraße L 22, der Röwitzer Straße, links ab.
Nach einem weiteren Kilometer Fußweg überquert man die Ohre.


Ein Blick nach links

und ein Blick nach rechts

Hier, an der „Kolonie Wassensdorf“, mündet der "Steimker-Graben" in die Ohre.


Links von ihm läuft man auf einem Fahrweg bis zu einem Gebäude und folgt somit nicht der L 22.
An dem folgenden Wehr, einem ehemaligen Schöpfwerk, existiert eine NATURA-2000-Informationsstelle des Naturparks Drömling.
Im Gebäude selbst befindet sich eine kleine aber sehenswerte Ausstellung zur Fauna und Flora des Naturparks; um telefonische Anmeldung wird gebeten!


Infostelle Buchhorst: der Drömling.
Dieser Landstrich wurde als Biosphärenreservat ausgewiesen.

Der Drömling war ursprünglich ein natürliches, etwa vor 140.000 Jahren entstandenes, eiszeitliches Speicherbecken, das später die Hochwässer von Aller und Ohre aufnahm. Diese flossen sehr langsam ab und sorgten so für einen hohen Grundwasserstand. Niedermoore und Sumpfwälder konnten so entstehen. Künstlich angelegte Entwässerungskanäle im 18. Jahrhundert sollten helfen, diese Region schneller "trocken fallen" zu lassen, damit hier zumindest teilweise Landwirdschaft betrieben werden konnte.

Zuerst führt der Wanderweg weiter entlang am Steimker Graben, um dann nach links abzubiegen.
Etwa 3 Kilometer hinter der Infostelle Buchhorst, dem ehemaligen Schöpfwerk, gelangt man zu einem hölzernen Aussichtsturm.
Schmale und breite Entwässerungsgräben durchziehen das weite flache Land.



Manchmal sind es aber auch nur Gräben, in denen Schilf wächst und keine Wasserfläche zu sehen ist.



Dafür kann man mit etwas Glück diese "Drömling-Rinder" sehen.
Problemlos beweidet werden kann der sumpfig feuchte Untergrund der Drömling mit Heckrindern. Diese schwarz bis rötlichbraune Rinderrasse ist extrem widerstandsfähig, krankheitsresistent und kältetolerant. Sie können somit ganzjährig draußen gehalten werden.
Dabei ist das Prinzip der „halboffenen Weidelandschaft“ anzustreben, d.h., es ist eine nur niedrige „Besatzungsstärke“ für die zu beweidende Fläche vorzunehmen. Dann stellen sich, aufgrund des Fraßverhaltens der Tiere, kurz- und langgrasige Landschaftsareale ein, die wiederum Lebensraum für unterschiedlichste Insekten, Amphibien und Vögel bieten. 


Durch das von Entwässerungsgräben durchzogene Land wandert man weiter bis zur "Schwarzen Brücke", die einem den Übergang nach bisher 16,7 Kilometern über die Ohre ermöglicht.


Jetzt wandert man weiter durch Wiesen und Felder. Nach einem weiteren Kilometer kann man sich entscheiden, ob man auf schnellstem Wege sein Tagesziel erreichen oder dem hier beschriebenen Vorschlag folgen möchte; dieser ist etwa einen Kilometer länger. Der schnellere Weg führt weiter geradeaus.
Man biegt links ab und läuft etwa 800 vor bis zur ehemaligen innerdeutschen Grenze. Diese Strecke war Teil der Verbindungsstraße zwischen den Orten Kaiserwinkel (Niedersachsen) und Jahrstedt (Sachsen-Anhalt).
Mit der Grenzziehung und -schließung war dieser Weg in die Nachbargemeinde unterbrochen.



Von hier läuft man auf der K 85 in nördliche Richtung weiter. Streckenweise verlief die ehemalige innerdeutsche Grenze rechts im "Straßengraben".

Dabei passiert man den Ort, an dem am 12.10.1961 in unmittelbarer Nähe der Kreisstraße 85, der Journalist Kurt Lichtenstein von DDR-Grenzschützern angeschossen wurde, weil er  - von Westen kommend - die deutsch-deutsche Grenze übertrat, um mit Landarbeitern zu sprechen. Er verstarb kurz darauf an den Folgen seiner Verletzungen.
Er gilt als erstes Todesopfer der innerdeutschen Grenze.



Heute warnen auf niedersächsischer Seite keine Schilder mehr wie "Achtung - Grenze" oder gar "Vorsicht Minen", heute warnt das ganze Jahr über nur dieses Schild die Autofahrer.


Nach wenigen Metern wendet man sich nach rechts, überschreitet damit die Ländergrenze Niedersachsen / Sachsen-Anhalt, und nimmt die nächste Gelegenheit wieder nach links. Damit befindet man sich seit geraumer Zeit wieder einmal auf dem Kolonnenweg, links des Weges der heute noch sichtbare Kontrollstreifen.
600 m hinter dem Mahnmal für Kurt Lichtenstein erreicht man das Freiland-Grenzmuseum Böckwitz bzw. den Grenzlehrpfad Böckwitz.


Zu sehen sind DDR-Grenzbefestigungselemente, wie sie zur damaligen Zeit zur Anwendung kamen, incl. einem Führungsturm, der nach Voranmeldung auch besichtigt werden kann.

Bretterzaun ab 1952


Doppelter Stacheldrahtzaun ab 08.1961

Streckmetallzaun ab 1968

Mauer ab 1979


Zu sehen sind von links nach rechts:
Kolonnenweg, Kolonnensicherungsstreifen (geharkt, aber teilweise mit Gras zugewachsen), Kfz-Sperrgraben, Sichtschutz, Zaun- bzw. Sperranlagen.



In unmittelbarer Nähe stehen der ehemalige Führungsturm und ein Beobachtungsbunker.





Ein versöhnliches Bild zum Abschluss dieser Besichtigung:
Am 26. August 1998 pflanzte der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher in dem Freilandmuseum eine Friedenseiche.


Auf dem Grenzlehrpfad verlässt man diesen Ort in Richtung Westen.


Man quert die K 85 und erreicht nach einem Kilometer die B 244. Ihr folgt man auf dem seitlich verlaufenden Rad- bzw. Wanderweg bis zum Hotel Hubertus, womit der heutige Wandertag sein Ende nimmt.

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