Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 21 - Von Birx nach Tann

21 - Von Birx nach Tann

Die heutige Wanderroute (24 km - 655 Höhenmeter)



Der heutige Weg führt in Richtung Nordwest aus Birx hinaus.
Je nach Intension bzw. Wegbeschaffenheit kann man auf einer Privatstraße geradeaus bis zu dem Basaltsteinbruch gehen oder biegt vorher auf die kürzere Wegvariante rechts ab. Wählt man diese, sieht man nach etwa einem halben Kilometer den rechts befindlichen, ziemlich zugewachsenen ehemaligen Führungsturm.

An diesem Weg stehen auch Informationselemente mit gesprochenen Texten, die man auf Knopfdruck abrufen kann.

Und noch etwas kann man von hier aus sehen: die Wasserkuppe.



Wählt man den etwas einfacher zu gehenden Weg über die Privatstraße, kommt man zum Basaltsteinbruch bzw. dessen Aussichtsplattform.



Egal welche Route man wählt, der Weg zum Gerstenstein ist extra einzuschlagen.
Ein Grenzzwischenfall am „Gerstenstein“ ging 1962 in die deutsch-deutsche Geschichte ein:
Zu DDR-Zeiten befand sich Birx im 500 m Sperrgebiet und war zu drei Viertel durch den Maschendrahtzaun der innerdeutschen Grenze eingeschlossen.
Der 20 Jahre alte westdeutsche Offiziersanwärter Hilpert Spohr aus Heilbronn hatte zusammen mit 3 Freunden einen Ausflug zur innerdeutschen Grenze unternommen und dabei den 3 m hohen Gerstenstein (aufgehäufte Basaltsteine) auf dem Gebiet der DDR trotz Warnschilder erklettert.
Postenführer Lothar Kießling sah die jungen Männer auf dem Felsen und entschloss sich der „Grenzprovokation“ ein Ende zu bereiten. Er soll nach einem Zuruf und Abgabe eines Warnschusses aus einer Entfernung von 8 m mit dem Maschinengewehr auf die jungen Männer geschossen und dabei Hilpert schwer verletzt haben.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde damals auf Privatinitiative hin ein 6 m langes Transparent aufgestellt. Auf ostdeutscher Seite wurde eine Gegentafel errichtet, auf der Hilpert Spohr als Provokateur bezeichnet wurde.
Nach der Wende, 36 Jahre nach dem Ereignis, wurde der Fall noch einmal vor Gericht aufgerollt und dabei festgestellt, dass sich nach dem Warnruf und -schuss keine Regung der Zugerufenen zeigte und durch Kiesling deshalb auf Spohr geschossen wurde.
Beide haben sich danach ausgesprochen und sich versöhnend die Hand gereicht.
Quelle: Fuldaer Zeitung

An der Straße Hilders-Frankenheim (L 1125) treffen beide Wandervarianten wieder aufeinander.
Nach exakt 4 Kilometern endet der Kolonnenweg wieder.


Nach einem kurzen links-rechts Schwenk geht man geradeaus weiter. Man folgt dem Hinweisschild Eisenacher Haus / Thüringer Rhönhaus, das man nach etwa 5,5 Wanderkilometern erreicht.



Mitte der 1920er Jahre wurde an dieser Stelle eine Jugendherberge errichtet.
Anfang der 1930er Jahre kaufe die Gemeinde Oberweid das gesamte Gelände für den Bau des ersten Arbeitslagers „freiwilliger Arbeitsdienst“ in Thüringen.
Nach und nach entstanden so 14 verschiedene Gebäude, Straßen und sogar ein Appellplatz. 
Bis 1935 bestand die Aufgabe des „freiwilligen Arbeitsdienstes“ darin, Straßen und Wege zu bauen,
Dränagen zu legen und die Hutungen von Steinen zu befreien.
1945 lebten Flüchtlinge im Rhönhaus, gefolgt vom Förster.
Bereits in der Nachkriegszeit (von 1947 – 1949) luden die Eltern des jetzigen Besitzers wieder Wanderer ins  „Rhönhaus“ zur Einkehr ein. Zu dieser Zeit war ein Teil der Gebäude bereits zerstört.. Danach nutzte die Freie Deutsche Jugend (FDJ) die Anlage als Jugendherberge und ab 1950 die Grenzpolizei als Lager.
Ab 1963 bis zur Wiedervereinigung wurde das Anwesen staatlich verwaltet, das Lager hingegen bereits Anfang der 1970er Jahre abgerissen – bis auf das heutige Thüringer Rhönhaus.
1990 kaufte das Ehepaar Lümpert aus Oberweid das 761 m hoch gelegene „Rhönhaus“.
Ab 2016 führen deren Töchter nun in der 3. Generation diese besuchenswerte Lokalität.

Von hier wandert man weiter auf der Straße zu Noahs Segel:
Der 2017 in Betrieb genommene 16 m hohe Aussichtsturm steht auf dem zweithöchsten Berg der Thüringischen Rhön; deshalb ist bei schönem Wetter eine grandiose Fernsicht garantiert!
Eintritt 2 €:


Panoramablick gen Westen


Von der Aussichtsplattformaus hat man bei passendem Wetter einen herrlichen Blick bis Unterweid mit Staufelsberg, Oberweid und den Führungsturm der ehemaligen 9. Kompanie.
 
Ende der 1960iger Jahre errichtete die Staatssicherheit der DDR auf dieser Bergkuppe eine Abhörstation für Telefon- und Funkverbindungen unter dem Codename "Blitz".



Von Noahs Segel sind es nur noch wenige Meter bis zum Eisenacher Haus.
1928 wurde dieses Anwesen als Herberge für Wanderer und Skifahrer vom Rhönclub eröffnet. Bis in den zweiten Weltkrieg hinein war es ein beliebtes Ausflugsziel mit einer Gaststätte.
Ab 1945 im Staatseigentum der DDR wurde es bis 1962 vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund als Ferienhaus genutzt.
1963 bezog die sowjetische Armee das Haus.
1970 wurde die DDR-Staatssicherheit neuer Hausherr und errichtete dort, wo heute Noahs Segel steht, vier Radartürme. Der neue Horchposten in den Westen "Blitz" wurde offiziell als Erholungsheim der NVA deklariert.
Ende Januar 1990 wurden die militärischen Einrichtungen abgebaut und die Gemeinde Erbenhausen neue Eigentümerin. Seit 1990 wurden im Berghotel wieder Gäste willkommen geheißen!
Derzeitiger Betreiber ist die Prima-Hotel-Kette.


Ab diesem Ort folgt man dem Hochröhner-Premiumwanderweg etwa 1,4 Kilometer bis zur Schutzhütte des Skiclubs Reichenhausen. Gut 100 m später biegt man links ab und erreicht nacheinander zwei Rastmöglichkeiten.
Nach weiteren 1,3 Kilometern befindet sich die nächste Rastmöglichkeit, der Rastplatz Weidberg.
Von ihm läuft man die 200 m vor zu K 80 und folgt dieser bis zur Erlebniswelt Rhönwald:
Eintritt 3 €.

Gleich nebenan liegt auf einem ehemaligen Grenzkompaniegelände der Campingplatz Weidberg, der auf ca.700 m Höhe eine schöne Aussichte in die bergige hessische und die sanft hühelige thüringische Rhön bietet. Der ehemalige Standort der Grenzkompanie Kaltenwestheim wurde seit Mai 2006 zum "Reisemobilhafen und Campingplatz" umgestaltet.
Das Hauptgebäude wurde 1968 errichtet. Mit ihm Hundezwinger-Anlagen, Munitionsbunker, ...
1990 wurde das Gelände vom Bundesverwaltungsamt  (BVA) verwaltet und diente ab
1992 als Asylbewerberheim.
Ab 1999 stand es leider für mehrere Jahre leer. 
2005 begann man mit der Renovierung / Modernisierung
Einladend ist allein schon das Begrüßungsschild nicht!




Auf dem gesamten Platz stehen noch einige Relikte aus der Zeit vor der Wende.

Von hier folgt man der L 1124, der Verbindungsstraße zwischen Unterweid und Kaltwestheim, für ein kurzes Stück, um dann dem Weg weiter Richtung Kleinfischbach zu folgen.
Dabei kommt man an dem ehemaligen Standort der „Hinteren Mühle“ vorbei 
1566 wurde dieses Gehöft bereits erwähnt.
1979 wurde es im Rahmen der DDR-Grenzsicherung abgerissen.



Heute kann man neben dem Bach mit Hilfe einer „Archimedischen Schraube“ Wasser in einen kleinen Steinkanal fördern und damit ein Wasserrad antreiben.


Der weitere Weg führt gerade durch die Ansiedlung Kleinfischbach hindurch. Danach führt im großen Bogen, anfänglich nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze, der Wanderweg weiter nach Tann.
In dem schönen Rhöner Städtchen Tann gibt es allerhand zu entdecken, u. a. FÜNF sehenswerten Museen. Das Freilichtmuseum "Rhöner Museumsdorf", Naturmuseum, Tanner-Grenzmuseum, Stadttor und der Stein-Reich-Sagenkeller.
Die Demarkationslinie zwischen der amerikanischen und der sowjetischen Besatzungszone bzw. nach 1949 die innerdeutsche Grenze umschloss Tann mit seinen ca. 5.000 Einwohnern von drei Seiten. Nach der Schließung der innerdeutschen Grenze am 26. Mai 1952 wurde die Straßenverbindung von Tann in das thüringische Kaltennordheim gesperrt. Damit waren die traditionell engen Verbindungen in die thüringische Rhön abgeschnitten.
1987 eröffnete das Zollgrenzkommissariat mit Unterstützung des Ministeriums für innerdeutsche Beziehungen in Tann eine "Informationsstelle Grenze zur DDR".

Das südliche Stadttor von Tann

Im Museum können sich die Besucher anhand eines Modells über die ehemaligen Grenzsperranlagen in der Rhön informieren. Das Modell stellt die Sperranlagen mit Hilfe optischer Signale dar.
Quelle und weitere Informationen unter: http://www.tanner-museum.de ↗

Sehenswert sind in dem kleinen Städtchen auch die vielen kleinen Fachwerkhäuser und der Marktplatz, hier insbesondere das Elf-Apostel-Haus.


Bei dem Gebäude handelt es sich um ein reich mit Schnitzereien - im ersten und zweiten Stockwerk - versehenes Fachwerkgebäude, das etwa um das Jahr 1500 entstanden ist.
Der Fries der elf Apostel gab diesem Haus seinen Namen. Allerdings sind derzeit nicht etwa elf Apostel dargestellt, sondern Christus mit zehn Aposteln.
Die zwei fehlenden Apostel sind leider auf der Seite zum nebenstehenden Museum - und die wurde zugemauert (sagt man!) - Dort befindet sich die denkmalgeschützte ehemalige Judenschule.
Zu sehen sind auf dem Fries von links nach rechts ( jeweils mit einem charakteristischen Attribut):
Thomas mit dem Winkelmaß
Christus mit erhobener Hand und Weltkugel.
Petrus hält den Schlüssel.
Andreas steht hinter dem großen schrägen Andreaskreuz,
Matthäus hält in der rechten Hand einen Geldbeutel, in der linken einen Stab.
Der Evangelist Johannes hat einen Kelch in der Hand,
Philippus einen Kreuzstab,
Bartholomäus ein Messer.
Die 9. Figur trägt eine Lanze.
Ihr folgen Judas Thäddäus mit der Hellebarde und
Simon mit Säge.

Eine weitere sehenswere Fassade ist die vom Ochsenbäcker-Haus.
Über dem Eingang des Fachwerkhauses kann man einen steinernen Ochsen erkennen, der früher einmal das Zeichen für eine Metzgerei war. Der darauf folgende Bäcker beließ diese steinerne Figur und nannte sich künftig „Ochsenbäcker“. Seit 1998 befindet sich im Erdgeschoss die Rhönbücherei der Stadt Tann, eine moderne Buchhandlung und ein Internet-Café. Der  ersten Stock des Hauses ist von der Stadt für Privaträume vermietet.
Außerdem ist in diesem Haus die Nutzung ein kostenpflichtiges Internet vorhanden.

Eine sehenswerte Sammlung bietet das Naturmuseum.
Hier werden u.a. Fauna und Flora im Biosphärenreservat Rhön in 26 sogenannten Dioramen dargestellt.
Naturmuseum Tann (Rhön)  -  Marktplatz 6



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