Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 05 - Von Nordhalben nach Lehesten

05 - Von Nordhalben nach Lehesten

Die heutige Wanderroute (18 km - 518 Höhenmeter)


Der Weg "Grünes Band" ist nicht ausgeschildert!
Wenn man Nordhalben verlässt, kann man auf dem ersten Drittel der heutigen Wegestrecke die Ruhe und Stille des Waldes genießen.
Der Weg führt allerdings zunächst hoch in den Wald, dann für ein kurzes Stück zur Brücke über den "Nordhalbener Ködel" wieder hinab, ehe er erneut steil ansteigt.

Hinter der Brücke steigt der Weg wieder an
Nach etwa 4 Kilometern überquert man die Staatsstraße Nordhalben-Tschirn und folgt einem Forstweg weiterhin „sanft“ aufwärts. Der die bayerisch-thüringische Landesgrenze bildende Rosenbaumbach und der östlich davon befindliche Kolonnenweg liegen rechter Hand im Tal.

Nach insgesamt etwa 7,5 Kilometern erreicht man den Rennsteig, dem man eigentlich nach links weiter folgt.
Rechts führt der Rennsteig zur Schutzhütte Meiler Hohe Tanne (in Form eines Kohlenmeilers).

Im Vordergrund: der Kolonnenweg


Der gegenüberliegende Rastplatz


Dem R gilt es ab hier nach Brennersgrün zu folgen

Nach einem weiteren Kilometer verlässt man den Naturpark Frankenwald, erreicht aber wieder die ehemalige innerdeutsche Grenze und den Kolonnenweg.
Hier sticht einem die "Blaubeer-Heide" ins Auge.






Man folgt weiter dem Rennsteig und kommt nach etwa 300 m zu einer kleinen Überraschung im Wald -  den Mooshäuschen.




Petra Hartenstein, Landschaftsgärtnerin aus Brennersgrün, hatte an dieser Stelle schon 2001 mit dem Aufbau der ersten Miniaturen unmittelbar am Rennsteig begonnen. Mit viel Liebe zum Detail ließ sie aus Stöckchen, Wurzeln, Moos, Zapfen, Rinde, Baumpilzen, kleinen Schiefersteinen und anderen Materialien ein eigenes kleines „Universum“ entstehen. Im Laufe der Zeit wuchs diese „Miniaturwelt“ zu einer kleinen stattlichen Ausstellung!
Selbst eine 4. Klasse der Karl-Oertel-Grundschule aus Lehesten hat hier Miniatur-Mühlennachbauten ausgestellt.

Bis nach Brennersgrün ist es nicht mehr weit, da schon in Sichtweite, doch ehe man den Ort erreicht, kann man links den örtlichen Friedhof besuchen.Von ihm hat man nicht nur einen schönen Blick auf die verschieferte Häuserreihe in Brennersgrün, sondern im hinteren oberen Eck findet man einen Gedächtnisstein für Eduard Birnstiel:
Der Rennsteigforscher und Forstwart Eduard Birnstiel aus Brennersgrün starb durch die Hand eines 13jährigen Jungen (Sohn eines Wilderers) im Jahre 1894. Der Junge wurde zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Birnstiel hatte u.a. die Rennsteig-Strecke Ziegelhütte Brennersgrün erkundet und markiert.


Wenn man den Ort Brennersgrün mit den noch ursprünglichen, schön mit Schiefer verkleideten Häusern betritt, fällt einem sofort das Rennsteighaus auf.
Hier findet auch heute der Wanderer neben WC, Duschen, Aufenthaltsraum, Getränkeversorgung noch Übernachtungsmöglichkeiten. Ein liebevoll geführtes Haus von Ehrenamtlichen!


Die Brennersgrüner "Hauptstraße"

Im Ort Brennersgrün heißen alle Wege bzw. Straßen "Brennersgrün"!

Nun ist es nicht mehr weit zum Altvaterturm, der auf dem Wetzstein steht.
Panoramabild Altvaterturm:  www.roundme.com  


Dieser Turm soll ein Mahnmal gegen Vertreibung sein, eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte, ein Ort der Versöhnung und ein besonderer touristischer Höhepunkt am südöstlichen Rennsteig.
Dieser Turm ist ein 35,8 m hoher Aussichtsturm.
Der Turm und die im Turm befindliche Gaststätte sind nicht immer geöffnet. 
166 Stufen führen bis zur Aussichtsplattform mit einem schönen Rundblick. Bei guter Fernsicht kann man bis zum Schneeberg und Ochsenkopf im Fichtelgebirge sehen.
Einige der Räume im Turm werden als Museum  genutzt und zeigen u. a. in einer Foto-Dauerausstellung, wie es zu DDR-Zeiten auf dem Wetzstein aussah. Auch der Bismarckturm von 1902, der früher auf dem Wetzstein stand, ist auf historischen Fotos noch zu sehen, den jedoch die Grenztruppen 1979 gesprengten.
Die Steine zum Bau des Altvaterturms stammen von den 5 Brückenpfeilern der im Juli 1943 eingestellten Bautätigkeit an der Richelsdorfer Talbrücke. Gesprengt wurden die Pfeiler am 18. Juni 1992; die Bundsandsteine fanden ihren Weg zum Altvaterturm.
(Siehe Etappe 27)


Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei in den Jahren 1945/46 gründeten Heimatfreunde im Landkreis Gießen  1976 den Altvaterturm-Verein Langgöns. 
Der eingetragene Verein errichtete ab 1999 für den am 2. Mai 1959 verfallenen, abgerissenen und nicht wieder aufgebauten Altvaterturm im mährisch-schlesischen Sudetengebirge einen neuen, originalgetreuen Nachbau auf dem Wetzstein - als Mahnmal der Vertreibung. Er ist somit eine Nachbildung der 1912 auf der im nahen Altvatergebirge befindlichen Berg Altvater errichteten Habsburgwarte, die zuletzt Altvaterturm hieß.
Der Turm wurde am 28. August 2004 eingeweiht.

Der Bismarckturm auf dem Wetzstein
1902 hatte der Thüringer-Wald-Verein einen 22 m hohen Turm auf dem Wetzstein errichtet, der als Ausflugsort gerne angenommen wurde. Da mit der Schaffung der Demarkationslinie und den nachfolgenden Sperranlagen der DDR die umliegenden Gemeinden zum Sperrgebiet erklärt wurden, konnte der Turm nicht mehr genutzt werden, wurde zunehmend baufälliger und am 27. Juli 1979 gesprengt. Kurz darauf begann man mit dem Bau von Bunkeranlagen für die Funktechnische Kompanie 515.

Auch für einen ungeübten Wanderer ist es nicht weit bis zur Wetzsteinhütte, eine Wanderhütte des Thüringischen Waldvereins. Sie ist in der Regel nur sonntags geöffnet.


Hinten links ist die Wanderhütte

Wander- und Ski-Wege rund um den Wetzstein

Eingezäunt ist das dahinter liegende Areal der ehemaligen Funktechnischen Kompanie 515. Ihre Bunker wurden um 1980 gebaut. Es gab einen Bunker als Gefechtsstand (Führungsbunker SLF ) sowie 4 Garagenanbauten. Auf dem Gelände existieren heute noch weitere Bunker, die alle mit Erde überdeckt und bepflanzt sind. Riesige Stahltore, die aus Hügeln im Wald herausragen, dienten als Lüftungsanlagen.
Bis auf das Wachgebäude befanden sich alle Anlagen unter der Erde. Heute sind noch Reste der Radarstation zu sehen, zum Beispiel große Garagentore, Stromverteilerkästen und Entlüftungsrohre.
Ende 1983 ging die Radarstation der NVA in Betrieb. 
Rund um die Uhr überwachten etwa 25 Soldaten den süddeutschen Flugverkehr. Obwohl nie vorhanden, vermuteten Einheimische hier eine Raketenbasis, da das ganze Areal noch mit Hochspannung von 20.000 Volt gesichert war.
Nach der Wiedervereinigung übernahm zuerst die Bundeswehr die Radarstation. Sie wurde jedoch bald darauf, am 22. März 1991 aufgelöst. Heute wird das Gelände noch von dem Amateur Radio Club Lehesten genutzt.





Der Geodätische Fixpunkt Wetzstein

Südwärts muss man sich nun im wahrsten Sinne des Wortes durch den Wald schlagen, denn der Weg ist zugewachsen. Das Ziel ist Schönwappenweg.

Wenn man vom Wetzstein wieder etwas südlich wandert, kommt man an die heutigen Landesgrenzen Bayern / Thüringen. Hier verliefen schon seit vielen hundert Jahren Grenzen, wovon auch heute noch z. T. kunsthistorisch bedeutende Wappensteine aus verschiedenen Jahrhunderten diese Grenzen markieren. Sie zeugen u. a. von der früheren territorialen Zersplitterung der heutigen Freistaaten Thüringen und Bayern.
Acht Grenzsteine  - der älteste aus dem Jahr 1513, der neueste von 1993 - markieren die heutige Landesgrenze südlich von Lehesten. Der Schönwappenweg verläuft entlang der sieben älteren Steine unmittelbar am „Grünen Band“.
Die meisten dieser alten und z. T. noch gut erhaltenen Grenzsteine markieren die Landesgrenze von Thüringen. 
Um zum ersten Grenzstein zu gelangen, muss man zur Kurfürstensteinhütte am Rennsteig mit Informationen zu den Grenzsteinen.



Rastplatz an der Kurfürstensteinhütte

Ich gestehe:
fixiert auf den Kolonnenweg bzw. das "Grünen Band" nahm ich fast selbstverständlich den Kolonnenweg, als mich von der Kurfürstensteinhütte noch etwa 100 m südlich durch hohen Farn zu schlängeln, um auf den parallel verlaufenden Schönwappenweg zu gelangen, was ich eigentlich vor hatte. So blieb ich auf thüringischem Terrain, statt auf bayerischem Weg weiter zu gehen.


Als ich meinen Fehler bemerkte, war es für mich zur Umkehr zu spät. Mir blieb also nichts anderes übrig, als durch Dick und Dünn gen Süden den Schonwappenweg zu suchen. Ich hoffte, dass man in diesem Bereich wohl alle Minen geäumt hatte!

Nun, mein erster Grenzstein auf diesem Weg war dann leider auch erst der Dreiwappenstein, der
Landesgrenzstein Nr. 634.
Hier grenzten drei Hoheitsgebiete aufeinander: 
Osten: das sachsen-saalfeldische Amt Probstzella (Thüringen)
Nordwesten: das marktgräfliche brandenburg-bayreuthische Amt Lauenstein
Süden: das Oberamt Teuschnitz (fürstbischöfliche Hofstift Bamberg)
Weitere Infos unter: www.rennsteigverein.de/schoenwappenweg.html    


das Wappen des Hochstifts Bamberg  - DEN 4. October 1717

Es folgten dann noch weitere Steine.




Der Landesgrenzstein von 1727 zeigt auf der bayerischen Seite das Wappen der Markgrafschaft Bayreuth, den „Brandenburger Adler“. Darunter die Inschrift:
V G G
G F C M Z B
[Von Gottes Gnaden
Georg Friedrich Carl Markgraf zu Brandenburg]


Richtung Thüringen gewandt zeigt der Stein u.a. das Wappen des Herzogtums Sachsen. Darunter die Inschrift:
V G G J E H Z S
J C V B
1727
[Von Gottes Gnaden
Johann Ernst Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg]


Auch diesen Grenzstein fand ich am Schönwappenweg!

Am Ende des Schönwappenweges erreicht man den Landesgrenzstein 625, der ebenfalls 1727 gesetzt wurde.


Nach Norden führt nun der Weg, Richtung Lehesten, zum Technisches Denkmal "Historischer Schieferbergbau Lehesten".


Der Betrieb in der Schiefergrube wurde bereits 2006 eingestellt. Hier findet man die in ganz Europa einmalige Göpelschachtanlage noch an ihrem historischen Originalstandort. Neben der Demonstration der Schieferverarbeitung in der historischen Spalthütte mit vielen Exponaten, zeugt das 2008 eröffnete Modelldorf von der Handwerkskunst und von der großen Tradition Lehestener Schieferdecker. In einer ca. einstündigen Führung erfährt der Besucher alles über den Werdegang des Schiefers von der Entstehung, der Gewinnung, Förderung und Verarbeitung von Dach- und Wandschiefer.
Führungszeiten April - Oktober:
Montag: nur auf Voranmeldung
Dienstag bis Donnerstag: 10.00 und 13.00 Uhr, Freitag: 10.00 Uhr
Sonnabend + Feiertage: 10.30 und 14.00 Uhr, Sonntag: 14.00 Uhr

Modelldorf


Die Dachdeckerschule Lehesten ist die älteste Dachdeckerschule in Deutschland. Da sich mit dem Schieferabbau auch das Dachdeckerhandwerk entwickelte, wurde 1910 die Dachdeckerschule gegründet. 
Instand gesetzt, modernisiert und erweitert wurde die Schule wieder 1992 eröffnet, nachdem das Gebäude und Areal zur Zeit der DDR als Grenzkaserne Verwendung fand.




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KZ-Gedenkstätte Laura
Vom 21. September 1943 bis zum 13. April 1945 bestand im „Fröhlichen Tal“ nahe Schmiedebach das Außenlager des KZ Buchenwald „Vorwerk Mitte Lehesten“ unter dem Decknamen „Laura“.
Nach alliierten Luftangriffen auf die Raketenversuchsanstalt in Peenemünde wurden die dortigen Waffenfertigungsanlagen in abseits gelegenere Gegenden, zumeist Untertage verlegt.
[Siehe:  Mittelbau Dora = www.de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mittelbau-Dora   ]
Hier in der Schiefergrube Oertelsbruch existierten ideale Bedingungen für den Rüstungsbetrieb „Vorwerk Mitte“, um die Triebwerke der A4-Rakete (V2) zu testen, zumal auch schon ein Gleisanschluss bestand.
Häftlinge aus Buchenwald mussten die vorhandenen Stollen weiter ausbauen, um dort ein Werk zur Sauerstoff- und Stickstoffherstellung installieren zu können.
Der größte Teil der Anlagen, die zum Betreiben des Prüfstandes notwendig waren, befanden sich untertage.
Nur für die Aufhängungen der Triebswerke  baute man zu deren Testzwecken quadratische Gebäude über dem Felsabbruch.
Die Gebäude des nahe gelegenen Landwirtschaftsgutes der Familie Oertel wurden erweitert und als Unterkunft für insgesamt über 2.600 Menschen genutzt. 
In der Nacht vom 12./13. April 1945 wurden die Häftlinge von der SS über das nahegelegene Dorf Wurzbach in das KZ Dachau-Allach abtransportiert, kurz bevor amerikanische Soldaten das „Fröhliche Tal“ erreichten. (Am 30.April befreiten sie Dachau) Im Sommer übergaben die Amerikaner das gesamte Gebiet den russischen Besatzungsmächten, die sich der vorgefundenen Technologie sofort annahmen und sie nach Testläufen demontierten und mit einigen der Fachkräfte nach Russland deportierten. Das Stollensystem wurde teilweise gesprengt.
Quelle:  KZ Gedenkstätte Laura Memorial  -  www.kz-gedenkstaette-laura.de 
Öffnungszeiten: 
Telefon/Fax: 036653 264675



Literatur dazu:
Das Konzentrationslager - Außenkommando Laura von Dorit Gropp, Westkreuz Verlag, 1999

Der "VEB Vereinigte Thüringer Schiefergruben" (VTS) begann 1945 wieder mit dem über- und untertägigen Abbau von Schiefer. Erst die verschärfte Grenzziehung setzte dem Betrieb ein Ende. 
Die „Vereinigte Thüringische Schiefergrube GmbH“ nahm nach der Wiedervereinigung den Betrieb wieder auf, der allerdings im Januar 2009 endgültig eingestellt wurde.


Zur 4. Etappe                    Zur 6. Etappe 

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