Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 06 - Von Lehesten nach Probstzella

06 - Von Lehesten nach Probstzella

Die heutige Wanderroute (14 km - 358 Höhenmeter)


Lehesten - St. Aegidien Kirche
Im Vorraum der über 250 Jahre alten Kirche findet man die vermutlich größte jemals in einem Stück gehauene Schiefertafel, 1872 im Schieferbruch „Kießlich“ - dem Ort des heutigen Technischen Denkmals „Historischer Schieferbergbau Lehesten“ gewonnen. Diese Tafel ist 308 cm hoch und 253 cm breit. Sie wurde als Gedenktafel zu Ehren der Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 angebracht.
Lehesten - St. Aegidien Kirche

Leider war die Kirche verschlossen, aber den Schlüssel kann man bei ... holen; der aber auch leider nicht zu Hause ist!  :-(
An der Stelle der heutigen über 250 Jahre alten Lehestener Kirche St. Aegidien befand sich einst ein anderer Kirchenbau, in welchem Dr. Martin Luther im Jahre 1530 gepredigt haben soll.


So hatte ich mehr Zeit, mich noch einmal im Staatsbruch umzusehen.


Der geflutete Tagebau
Der geflutete Tagebau

Der geflutete Tagebau

Technisches Denkmal


Vom Staatsbruch führt der Wanderweg entlang der Loquitz, an der bis zum Grenzausbau der DDR etliche Mühlen standen. All ihre Bewohner wurden 1952 zwangsausgesiedelt, die Gebäude abgerissen. Die nördlich vom Kießlichbruch befindliche Mühle, die Schiefermühle, stand allerdings noch bis 1983. Sie wurde bereits 1658 erstmals erwähnt, jedoch 1983 komplett abgerissen, um die Grenze noch sicherer ausbauen zu können. Zuletzt wurde sie als „Schieferplattenschneiderei“ betrieben.

„Die Mühlen waren ein Tabuthema in Lehesten, denn es waren ja teilweise Bewohner des Ortes, die beim Abriss dabei waren“, erklärt eine Bewohnerin von Lehesten, die hier aufgewachsen ist und seit 1985 hier als Lehrerin arbeitet.

Auf dem Mühlenweg / anfänglich Kolonnenweg wandert man im Wald bis zu dem Gedenkort „Alte DDR-Grenze“.


Hier ist noch ein Stück alter Grenzzaun erhalten














Kurz danach erreicht man die ehemalige 7,6 km lange Bahntrasse Ludwigstadt-Lehesten.  
Wenn man an der ehemaligen Bahntrasse links abbiegt, kommt man zum Loquitzviadukt. Es wurde aus rötlich weißem Bundsandstein erbaut. Eine Informationstafel erinnert an die alte Schieferbahn, die am 01. Dezember 1885 von der Bayerischen Staatsbahn eröffnet und im Rahmen der Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR 1951 eingestellt wurde.



Loquitzviadukt: Die Schienen wurden längst abgebaut

Wenn man nun an der Loquitz weiter entlang wandert, passiert man den ehemaligen Standort einer Hammermühle, die aber schon lange aufgegeben war.


Kurz danach erreicht man den ehemaligen Standort der KlimpermühleSie wurde nach dem Mühlenbesitzer von 1855 benannt. Sie stammte von 1665 und wurde 1957 abgerissen.



Nichts deutet mehr an diesem ehemaligen Standort der Klimpermühle auf eine Bebauung hin. Die Natur hat sich nach den vielen Jahren ihr Gelände zurück erobert.

Eine erste Rast kann man an der "Alten Mühle" einlegen.
Diese Mühle existierte seit 1604 und wurde im Rahmen der Grenzregulierung und nach der Zwangsausweisung der ehemaligen Besitzer nach Schmalkalden 1958 abgerissen.
Hier findet der Wanderer einen schönen Rastplatz mit Getränken (Bezahlung erfolgt gegen Vertrauen).


 

Der Platz mit Wasserrad wurde von 10 "Mittwochswanderern" aus Lehesten zu einem schönen Picknickplatz hergerichtet. Informationen zu den Mühlen am "Bauwagen" lassen die Rast kurzweilig werden.


Der Weg führt weiter zum Standort der ehem. Papiermühle.
Sie stammte aus dem Jahr 1658. Auch hier erfolgte 1953 nach der Zwangsumsiedlung ihrer Bewohner der Abriss.


Tja, und dann folgte ein Stück Kolonnenweg, der sehr zugewachsen war. Es fing ganz harmlos an. Im Mittelstreifen, also der Bereich zwischen den beiden Lochplatten, war mit kleinen Tannen zugewachsen. Man konnte also entweder rechts oder links von ihnen auf der Platte des Kolonnenweges weiter laufen.


Doch irgendwann hatte man hier scheinbar keine Tannenbäume mehr für Weichnachten benötigt und so wuchsen anfänglich noch kleinere, dann mannshohe Fichten und nahmen die ganze Wegbreite ein.



Nur gut, dass unter den Schuhsohlen noch immer der gute Beton aus DDR-Zeiten zu spüren war.


Langsam wurde es lichter und der Kolonnenweg führte wieder in der bisher gewohnten Manier durch die Landschaft. Etwas beklemmend war allerdings die Dichte der am Kolonnenweg stehenden Hochsitze. Auch hier standen einmal Beobachtungstürme, ...


Es dauert etwas, bis man die riesige Rehbachhalde erreicht. Die Schieferhalde besteht aus dem Abraum vom Oertelsbruch bei Schmiedeberg.


Links von der Schieferbruch-Halde führt der Kolonnenweg steil ins Tal.


Am Fuß der Halde trifft man wieder auf ausgeschilderte Wanderwege, hier mit dem Bergbau-Symbol “Schlägel und Eisen”.

Die Ausschilderungen führen gemeinsam Richtung Probstzella. So kommt der Weg als nächstes an einem stillgelegten Schieferbruch vorbei. Auch hier ist die Natur mit der Renaturierung selbst wieder eifrig gewesen.


Die Tagebaue und Schieferhalden zählen zu den wertvollsten Flechtenstandorten Thüringens, was die Artenvielfalt und flächenhafte Verbreitung anbelangt.


Als nächstes passiert man eine sogenannte "Agentenschleuse", die aber eigentlich nur eine ganz normale Tür im Grenzzaun war.
Zweifelhaft ist, ob es diese "Agentenschleusen" in der Form - wie an anderen Stellen in Form von einer Betonröhre - je gegeben hat.


Bald erreicht man einen Parkplatz mit einer erneuten Rastmöglichkeit.

Auf weiterhin leicht abschüssigem Weg erreicht man wieder eine Mühle, die Steinbachsmühle.
Der auf bayerischem Gebiet befindliche Mühlenteil ist noch vorhanden, die Gebäude auf Seiten der DDR wurden abgerissen. 
Die Getreidemühle stellte 1970 aufgrund fehlender Kundschaft aus dem Osten ihren Betrieb endgültig ein. Sie bestand gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus einer Mühle, die ein Mahl- und Schneidwerk antrieb. Eine Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1696.

Auf der linken Seite des Wanderweges steht der Führungsturm „Sattel“.
In seinem Inneren finden sich Ausstellungen zur Grenzanlage und zu stattgefundenen Fluchtversuchen.
Geöffnet ist der Turm nicht. Einen Schlüssel bekommt man im „Haus des Volkes“ in Probstzella.

Der Führungsturm 1977
(Ausstellung in Thüringer Warte)

Auch das nächste Gebäude war verschlossen, die "Friedrichs Hoffnung".
Früher wurde hier im Seifartsgraben bei Probstzella, wie an anderen Stellen in der Region, Schiefer abgebaut, gespalten und als Dach- und Wandschiefer geschnitten.
Bereits 1862 wurden erste Bergrechte beantragt, doch erst 1908 wurde mit dem Bau eines tiefen Stollens begonnen. Die Gebäude der "Friedrichs Hoffnung" müssen kurz vor dem ersten Weltkrieg gebaut worden sein, denn der Neubau einer Spalthütte mit Koch- und Speisesaal wurde im Mai 1911 beantragt. Wegen der Mobilmachung war der Betrieb vom August 1914 bis Mai 1919 stillgelegt. Im August 1919 verkaufte Reinhold Jahn den Betrieb an den Fabrikanten Kurt Bufe aus Gera. Im Kaufvertrag wurden aufgeführt: Büro und Wohnung, Neubau, Lagerräume und Hütte versetzt, Versuchsstollen 206 m, Versuchsstollen Louis 180 m m, Versuchsstollen Louiser Berg 40 m und Anfertigung Grubenbild. Von 1925-26 herrschte reger Betrieb.
Quelle: "Probstzella – Geschichte und Geschichten", Brigitte Krzyminski, 1. Auflage 1998
Mitte der 30er Jahre wurden die Arbeitsstätten zu Wohnräumen mit Gaststätte umgebaut
Gaststätte "Friedrichs Hoffnung"
Tel. 036735/70188

Danach geht es steil hinab nach Probstzella, das bereits 1116 aus der Probstei Zella zur Christianisierung der slawischen Bevölkerung im Frankenwald entstand.

Sehenswert, damals wie auch heute ist das Haus des Volkes:
Bahnhofstraße 25, 07330 Probstzella
Tel.: 036735 46057
 

Seine Entstehungsgeschichte und sein Inneres / Äußeres sind bemerkenswert.
1925/27 von Franz Itting initiiert und nach Plänen von Alfred Arndt im BAUHAUS-Stil errichtet und eingerichtet.
Detaillierte und weiterführende Literatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_des_Volkes_(Probstzella)#Seit_1990    
https://www.30-jahre-gruenes-band.de/2019/06/26/hier-lebt-das-bauhaus/  

Im blauen Saal

Im roten Saal

In Probstzella befand sich ein Grenzbahnhof der DDR.
Eine Ein- und Ausreise von und in die DDR war über diesen Bahnhof möglich.
Anfänglich nannte man die passierenden Personenzüge Interzonenzüge, nach 1971 Transitzüge. In der Grenzübergangsstelle (GÜSt) wurden die Züge in den Westen der Bahnlinie Berlin – München von den DDR Organen abgefertigt.


Im alten Bahnhofsgebäude aus 1885 (der 1976 errichtete Plattenbau wurde 2010 abgerissen) hat man die düstere Zeit wieder aufleben lassen. Im Museum kann man nachvollziehen, wie sich damals die Reisenden gefühlt haben.
Öffnungszeiten: Sie sind für einen heutigen Durchreisenden leider nicht optimal!




Nur noch wenig ehemalige Bausubstanz weist auf die Grenzübergangsstelle (GÜSt) Probstzella hin. 

Probstzella: Bahnhof und Haus des Volkes 1928
(Ausstellung in Thüringer Warte)


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