Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 34 - Von Weissenborn nach Gerblingerode

34 - Von Weissenborn nach Gerblingerode

Die heutige Wanderroute (20 km - 577 Höhenmeter)


Man startet die heutige Wanderroute, die den Wanderer zum echten Grenzgänger macht, im niedersächsischen Weißenborn im Steinweg. Dort, wo er in den „Im Tiefen Weg“ einmündet, wendet man sich nach rechts, um sogleich nach halblinks ins Feld weiterzugehen.
Nach 200 m schon geht man rechts, so wie es auch die hier ausgeschilderten Wege R 12 bzw. V 52 ausweisen. Sollte man eine der wenigen spärlichen Bezeichnungen „Strutweg“ finden, so ist man richtig, denn durch diese Waldflur führt der Weg!
Ihm folgt man 2,2 Kilometer, überquert damit wieder einmal das ehemalige Grenzgebiet und befindet sich nun in Thüringen. Hier trifft man auch auf den Kolonnenweg, dem man 300 m nach links folgt, ehe man (wieder links) auf ihm im im rechten Winkel weiter geht. In einer großen Linkssschleife ist man jetzt erst einmal aus dem Ort herausgewandert. Die nächste Rechtsdrehung folgt umgehend.

Dank der freien Feldflächen hat man an dieser Stelle und auf den nächsten 2,5 Kilometern eine gute Sicht auf den links liegenden Straßenort Glasehausen. Dieser Ort liegt noch im historischen Eichsfeld.
Nach insgesamt 4,9 Kilometern hat man die nach rechts führende Straße in den Ort erreicht.
Auf der Dorfstraße, der L 1010, geht man links weiter, und nach 100 m wieder einmal „hinüber“ nach Niedersachsen. Entweder im Wald oder am Waldrand geht es weiter.
Man wendet sich hinter der Ländergrenze wieder nach rechts; der EV 13 [die EuroVelo Route EV13 entlang des Eisernen Vorhanges in Europa] und der V 52 sind nun dafür ein kurzes Teilstück der heutigen Tagesetappe mit an der Ausschilderung „beteiligt“.

Nach 700 m wendet man sich erneut nach rechts, um wieder auf thüringisches Terrain zu wechseln.
Auf dem nächsten Kilometer steigt der sehr zugewachsene Kolonnenweg um 80 Höhenmeter, um auf den folgenden 1,7 Kilometern wieder von 355 auf 230 Höhenmeter zu fallen.

Kurz vor dem Bach Nathe quert man nach bisher gut 8 Tageskilometern die Straße K 228, Neuendorf-Etzenborn. Ein Gedenkstein erinnert an die Grenzöffnung am 31.12.1989.



Vor dem Gedenkstein ist ein Schild angebracht mit der Inschrift:

Erkenne die Vergangenheit
Beherrsche die Zukunft

Auf dem Kolonnenweg geht es nun weiter bis zum Bach selbst, hier kann man eine Rastmöglichkeit nutzen.


Die nächsten 4 Kilometer führt der Weg am Waldrand bzw. direkt im Wald auf dem Kolonnenweg weiter. Etwa zwei Kilometer nach der letzten Rast trifft man auf einen  - zumindest derzeit - nicht gepflegten Kolonnenweg. Kurz: er ist zugewachsen.
Wenn man der Einfachheit halber vorher nach rechts abbiegt, gelangt man unkomplizierter zum Rastplatz Waldkreuz Böseckendorf.


An der Straße Neuendorf - Böseckendorf stand seit vielen Jahren an dieser Stelle ein Kreuz - am ehemaligen Postweg, das 1921 erneut aufgestellt wurde, doch schon in den ersten Nachkriegsjahren verschwand. 
Erst im Jahre 1996 konnte es durch ein neu gestaltetes Kreuz ersetzt werden.
Ganz in der Nähe befindet sich eine überdachte Sitzgruppe. In ihrer unmittelbaren Nähe verlief einstmals der Grenzsicherheitszaun (GSZ - Hinterlandzaun). 

Blick vom Waldkreuz über das flache Land Richtung Nesselröden

Links geht es etwa nach 500 m wieder zum Kolonnenweg und auf ihm nach rechts weiter.


Nach gut einem Kilometer erreicht man die Landstraße K 227 (Böseckendorf - Nesselröden).
Wenn man ihr nach links folgt, die ehemalige Grenzführung überschreitet, und sich damit auf der K 113 befindet, gelangt man nach 100 m zu zwei mehr als zwei Meter hohen Steinstelen.
Das Mahnmal Deutsche Teilung wurde von dem Bildhauer Roger Bischoff geschaffen und am 26. Juli 1991 an der Straße zwischen Böseckendorf und Nesselröden errichtet.


Die beiden geneigten Steine stellen Personen dar, die zueinander wollen, wie einst in Böseckendorf und Nesselröden und wie alle Deutschen entlang der ehemaligen Grenze – so Bischoffs eigene
Interpretation seines Werkes.

Am 17. Dezember, dem dritten Advent 1989, feierten die Böseckendorfer und Nesselröder gemeinsam an dieser Stelle ihren wieder offenen Grenzübergang.

Ein Blick vom Mahnmal Deutsche Teilung Richtung Nesselröden

Nun wandert man von Niedersachsen wieder zurück nach Thüringen und auf dem Kolonnenweg weitere knapp 2,5 Kilometer Richtung Immingerode. Wieder quert man dabei die Ländergrenze nach Niedersachsen.
Etwa 500 m vor Immingerode biegt man nach rechts in die K 112 ein. Nach etwa 100 m findet man direkt am Straßenrand zwei Gedenksteine, die an die Fluchten der Böseckener Einwohner  (1961 + 1963) erinnern sollen.



Am Abend des 2. Oktober 1961 gelingt 53 Personen aus 14 Familien die Flucht in den Westen.
Die Einwohner des thüringischen Ortes Böseckendorf, darunter 21 Kinder, flohen kurz vor ihrer bevorstehenden Umsiedlung im Rahmen „Aktion Kornblume“ ins etwa drei Kilometer entfernte niedersächsische Immingerode.
Es war die größte Massenflucht über die innerdeutsche Grenze, die es in ihrer gesamten Bestehensgeschichte gegeben hat.
Weitere 13 Einwohner aus Böseckendorf verließen die DDR in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1963 durch teilweise schon vermintes Sperrgebiet.

Über dieses Thema wurden einige Filme gedreht, realitätsferne aber auch authentische mit Augenzeugenberichten sowie mit ehemaligen Unterlagen dokumentiert.
z.B.

Der weitere Wegeverlauf ist unspektakulär; er führt auf der Landstraße nach Südosten zur „Bismarkstraße“ und auf ihr in den Ort Immingerode hinein. Dort geht man geradeaus in die Straße „Am Pferdeberg“, der man aus dem Ort heraus folgt.
Noch vor dem Ende der letzten Bebauung steigt der Weg stetig an, auf etwa 600 m Länge sind 100 Höhenmeter zu erklimmen. Am Ende der Bebauung geht man geradeaus weiter, auf dem „Immingeröder Kreuzweg“.


Ein Blick zurück auf den Kreuzweg

Diesem folgt man, bis man am Pferdeberg angekommen ist, am Panorama Café „Schöne Aussicht“.


Der Pferdeberg weist eine Höhe von 280 m auf und ist eine der höchsten Erhebungen im Untereichsfeld.
In den 1950er Jahren stand an dieser Stelle eine „Trinkhalle“; 1985 baute Johannes Müller aus Gerblingerode das Gasthaus, das sogar noch 1989 um einen Saal erweitert wurde. In den 2000er Jahren wechselten die Besitzer, danach stand das Anwesen leer. Seit 2019 betreibt wieder ein neuer Eigentümer das Restaurant /  Cafe – und erlebte ein Coronajahr!

Hier, gleich nebenan stand im Mittelalter ein runder, etwa 10 m hoher Turm, der ständig mit einem Wächter besetzt war. Es handelte sich um die Pferdeberg-Warte.


Ehemaliger Standort der Pferdeberg-Warte in der Mitte mit umlaufendem Graben

Bei Gefahr konnte der Türmer mit Hilfe von Feuerzeichen dem Türmer in der St.-Cyriakus-Kirche in Duderstadt alarmieren. Somit hatte die Stadt ausreichend Zeit, Maßnahmen für eventuelle Verteidigungsmaßnahmen zu treffen. Heute zeugen nur noch die Reste der Wall-Graben-Anlage von seiner Existenz, drei unter Naturschutz stehende Bäume stehen auf einem Erdwall.
Ursprünglich gehörten im 15. Jahrhundert 16 Warten zum Duderstädter Landwehr-Verteidigungssystem, zwei von ihnen sind heute noch erhalten, die Sulbergs- und die Wehder Warte.

Nur wenige Meter neben dem Restaurant steht heute ein Aussichtsturm, der sogenannte Pferdeberg-Turm. Er ist 14 m hoch und wurde 1984 eröffnet.


Eine frühere Aussichtsplattform an gleicher Stelle diente in erster Linie sowohl dem Bundesgrenzschutz als auch Touristen zum Einsehen in die DDR.
Daneben befand sich - bis 1984 - auch das "Pferdeberg-Kreuz". Es wurde um einige 100 m weiter vor versetzt.
entnommen aus Infotafel 13 von www.grenzlandmuseum.de

Blick vom Aussichtsturm ins niedersächsische Gerblingerode


Blick vom Aussichtsturm in Richtung des thüringischen Ortes Teistungen (rechts).
Im Vordergrund die ehemalige Grenzanlage "Eichsfeld" mit dem Mühlenturm und dem heute dahinter liegenden Gelände des Victors´s Hotelkomplexes.


Das "Pferdeberg-Kreuz" wurde bereits 1956 von der Kirchengemeinde Gerblingerode errichtet. Es sollte an die Wallfahrtskapelle auf dem Lindenberg erinnern, die nach der Grenzschließung ab 1952 nicht mehr zugänglich war. 
Mit dem Bau des Pferdeberg-Turms 1984 versetzte man das Kreuz etwas weiter in östlicher Richtung.


Der Blick nahe des Kreuzes Richtung Gerblingerode.

Etwas unterhalb des Aussichtsturmes bzw. des Kreuzes befindet sich der Nachbau einer kleinen hölzernen Schutzhütte. Heute gut geschützt und eingewachsen, früher frei stehend, diente sie den Zollbeamten des Bundesgrenzschutzes als Unterstand.





Nach einer ausgiebigen Rast und einer in Ruhe genossenen Rundumsicht kann man die verbleibenden 2,5 Kilometer dieser Etappe in Anfriff nehmen und wandert leicht abwärts nach Süden auf dem Kolonnenweg; er ist Teil des Grenzlandmuseum Rundwegs.


Informationstafeln geben an ihm Auskunft z. B. über einen Grenzzwischenfall am Pferdeberg oder erläutern die hier noch original erhaltenen und zu sehenden Teile der Grenzsicherungsanlagen. Dazu gehören u. a. Beobachtungsbunker und auch der ehemalige Führungsturm.




Wenn man ihn zumindest teilweise begehen möchte, wechselt man erneut von niedersächsischem auf thüringisches Gebiet und befindet sich nach wenigen Metern plötzlich mitten im ehemaligen  Grenzsicherungsstreifen. Neben sich sieht man den Streckmetallzaun, den Kfz-Sperrgraben sowie Beleuchtungs- und Hundelaufanlagen.

In Sichtweite vor einem liegt das Gelände des Grenzlandmuseums Eichsfeld. Man sollte es  - je nachdem, wieviel Zeit einem zur Verfügung steht -  in aller Ruhe am nächsten Tag besuchen; es ist diese Zeit wert!

Dort, wo die „mobile Straßensperre“ steht (per Knopfdruck konnte dieses elf Meter lange und sechs Tonnen schwere Ungetüm innerhalb von drei Sekunden die Straße versperren), dort, wo sich der Grenzübergang Duderstadt-Worbis am 10. November 1989 wieder ohne Grenzkontrollen öffnete, dort endet die heute Etappe entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.



Weitere Infos zum ehemaligen Grenzübergang: https://www.youtube.com/watch?v=_pJgQmA-vk8 ↗


Zur 33. Etappe                  Zur 35. Etappe

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