Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 35 - Von Gerblingerode nach Brochthausen

35 - Von Gerblingerode nach Brochthausen

Die heutige Wanderroute (15 km - 562 Höhenmeter)


Nach der Besichtigung des Grenzlandmuseums mit seinen Außenanlagen (Zollabfertigungsbaracke, ...) verlässt man den ehemaligen Grenzkontrollbereich, orientiert sich ostwärts und quert die Duderstädter Straße (B 247).

Hier betreibt derzeit die Victor’s Residenz-Hotels GmbH eine Hotel- und Freizeitanlage.
Sie entstand auf dem Gelände des ehemaligen Zisterzienserklosters Teistungenburg.

Als Tochterkloster des Klosters Beuren 1260 für zehn Nonnen gegründet, erlangte das Kloster im ausgehenden 13. Jahrhundert seine Selbständigkeit von Beuren. 1525 wurde das Kloster während des Bauernkrieges fast vollständig zerstört, die Nonnen flüchteten nach Duderstadt. Auch der Dreißigjährige Krieg setzte dem Kloster zu, das nach seiner Plünderung 1643 völlig verarmte. 1720 begann der Neuaufbau, die Klosterkirche St. Peter und Paul wurde 1724 eingeweiht. Im März 1809 wurde die gesamte Anlage im Rahmen von Entschädigungsleistungen verkauft, am 16. Oktober 1809 verließen die beiden letzten Nonnen auf Anweisung der Behörden des Königreichs Westphalen (1807-1813) das Kloster.
Weiterführende Info zum Königreich Westphalen:

Aufgrund der Nähe zur 1973 eingerichteten Grenzübergangsstelle (GÜSt.) Duderstadt – Worbis wurden die letzten Gebäude der Klosteranlage bis 1975 abgetragen. Erhalten blieb lediglich die hauptsächlich aus weißem Sandstein bestehende Klostermauer, ein Torbogen und Reste eines Rinderstalls.

Der Eingangsbereich zum ehemaligen Zisterzienserkloster

Nach der Wende wurde 1996 auf dem 28 Hektar großen Gelände der Familien- und Freizeitpark Teistungenburg errichtet; restaurierte Klostermauern umgeben Teile der Anlage.

Fragmente eines Hochkreuzes

Von hier hat man nach etwa 300 m wieder den Kolonnenweg erreicht. Auf ihm wandert man nordöstlich weiter.


Fast am Anfang des Weges erinnert die Informationstafel 23 des Grenzlandwanderweges an den 19jährigen André Rößler, der in diesem Grenzbereich durch Splitterminen zu Tode kam.


Der NVA-Soldat Rößler starb bei seinem Fluchtversuch durch zwei Splitterminen der Anlage G 501 (Selbstschussautomaten).
Ein Kreuz wurde an der Stelle errichtet, wo der damals 19-Jährige seinen Verletzungen erlag.


Nach etwa 400 m passiert man eine kleine Schutzhütte.
Wiederum 400 m weiter durchquert man den Pferdestallgrund und wandert weiter auf dem Kolonnenweg. Dieser führt steil ansteigend zur Schutzhütte Lindenberg.
Nach einer kurzen Rast und nach insgesamt erst 1,9 Kilometern bleibt man auf dem Kolonnenweg und wandert etwa 900 m bis zur nächsten Schutzhütte, der Schutzhütte Thomasberg.

Nach weiteren 1,3 Kilometern und einem kurzen aber sehr steilen Anstieg erreicht man erneut einen Rastplatz, das West-Östliche Tor.


Rückblickend das letzte Teilstück des steilen Anstieges auf dem Kolonnenweg hinauf zum Kutschenberg.
An dieser Stelle stand vor vielen Jahren einmal ein Wachtturm; heute sollten sich an dieser Stelle 66 Roteichen befinden, umgeben von zwei 12 m hohen Eichenstämmen. Allerdings sind von den einst gepflanzten Eichen-Jungbäumen nicht alle angegangen, obwohl es schon einen zweiten Pflanzungsversuch gegeben hatte. Michail Gorbatschow und Jürgen Trittin weihten das im Auftrag des BUND von 2 Künstlern 2002 geschaffene Werk ein. 




Nach diesem Kunstwerk orientiert man sich auf dem 2-Loch-Plattenweg nach links.


Durch weite Fluren wandert man jetzt und so hat man auch nach rechts und links einen weiten Blick, bis man nach gut einem weiteren Kilometer erneut zu einer Rasthütte kommt, der Schutzhütte Brehmeaue. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Ort Ecklingerode.
300 m weiter quert man im Tal den kleinen Bach Brehme. Er fließt aus seinem Quellort Brehme kommend über Ecklingerode entlang der Landesstraße 540 nach Duderstadt.

Der heutige Weg folgt permanent dem Kolonnenweg und damit dem ehemaligen Grenzverlauf; dieser hielt sich nicht an die topographisch einfachste Variante, so dass das Auf und Ab nicht zu unterschätzen ist (deshalb sicherlich auch die vielen Rasthütten).
Nach der Bachüberquerung quert man (nach bisher insgesamt 5,3 Kilometern) die Landstraße L 1011 (Friedensstraße, Ecklingerrode - Duderstadt).



Diesen Wegweiser findet man genau so direkt an der Landstraße wie die folgende Gedenktafel.


Folgt man dem Kolonnenweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite etwa 1,3 Kilometer weiter, muss man bis zur nächsten Rastmöglichkeit 100 Höhenmeter "erklimmen". Hier lädt die Sielmann Hütte zum Verschnaufen ein.


Zuerst noch einmal einen Blick zurück genießen, ehe man sich Neuem zuwendet.
Hier am Kolonnenweg steht die Sielmann Hütte, benannt nach dem als Tierfilmer bekannt gewordenen Heinz Sielmann.
Von dieser Hütte aus hat man sogar einen extra „Ausguck“auf den ehemaligen Grenzbereich!


Dass man sich auch tatsächlich an der Grenze befindet, belegt der unweit nördlich der Hütte anzutreffende Grenzstein.
KP
KH

Auch die Kunst hat sich an dieser Stelle selbst ein "Grünes Band" -  Denkmal gesetzt.



Von hier ist es bis zum Forsthaus „Rote Warte“ noch etwa 1 Kilometer, wenn man NICHT den Sielmann-Weg nimmt.


Das Forsthaus Rote Warte:
Rund vier Kilometer außerhalb Duderstadts liegt die Rote Warte bei Fuhrbach in einer waldreichen Gegend und ganz in der Nähe zu Gut Herbigshagen, dem Hauptsitz der Heinz-Sielmann-Stiftung. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es ein Haus und einen Kuhstall bei der Warte, im 17. Jahrhundert auch ein Backhaus. 1685 wird erstmals ein Förster erwähnt. Eine Schanklizenz ist ab dem 18. Jahrhundert nachgewiesen, allerdings wurde 1773 der Turm abgerissen. Der Forstdienst endete hier 1971, doch das Gasthaus besteht bis heute. 
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag  11:00 bis 22:00 Uhr




Vom Forsthaus "Rote Warte" kann man zum Gut Herbigshagen gehen.


Das weitläufige Gelände des Guts Herbigshagen.

"Seit 1988, als der Tierfilmer Heinz Sielmann den Film „Tiere im Schatten der Grenze“ drehte, engagierte er sich dafür, den Todesstreifen der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu Thüringen für den Naturschutz zu erhalten. Als Grünes Band Deutschland ist das Naturschutzprojekt inzwischen Teil des Grünen Bandes Europa.
Heinz Sielmann (1917–2006) konnte die Realisation seiner Vision noch viele Jahre miterleben.
Aus dem Engagement am ehemaligen Grenzstreifen resultierte 1994 die Gründung der Heinz Sielmann Stiftung, die seit 1996 auf Gut Herbigshagen ansässig ist. Die Stiftung will durch Ankauf und Pflege von Biotopen Lebensräume für bedrohte Arten schaffen und erhalten.
Heinz Sielmann starb am 6. Oktober 2006 in München, doch seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Gelände der Heinz Sielmann Stiftung in der Franz-von-Assisi-Kapelle. Hier liegt auch seine Ehefrau begraben.
(Franz von Assisi = Schutzpatron der Tiere)

Franz-von-Assisi-Kapelle



Vorne, gleich im Eingangsbereich befindet sich
die letzte Ruhestätte des Ehepaars Sielmann
.

Vor der Kapelle liegt in einem Rondell ein steinernes Relief von Deutschland. Ein grünes Moosband führt entlang der ehemaligen innerdeutsche Grenze, dem heutigen "Grünen Band".


Die Aussicht von dem Kapellenstandort Richtung Norden.

Von hier muss man leider wieder zurück zum Kolonnenweg, aber dafür ist die eigentliche Tagesetappe ja auch insgesamt etwas kürzer. 
Wieder auf dem Kolonnenweg steigt man etwa 500 m wieder ab, hält sich links und nach etwa 80 m wieder rechts.

An einem großen Platz mit Wendemöglichkeiten für Fahrzeuge geht man links weiter.
Wieder wartet ein steiles Stück Kolonnenweg auf den unverzagten Grenzwanderer, doch dort, wo der Sielmann-Weg (Hinweg) nach links abzweigt, besteht erneut die Möglichkeit, eine Rast einzulegen an der Sielmanns-Ecke.


Nach weiteren 300 m verlässt man den hier nicht mehr sichtbar vorhandenen Kolonnenweg, biegt für gut 50 m nach links ab, verlässt dabei Thüringen, um anschließend rechts wieder abwärts zu laufen.
Wie fast schon nicht anders zu erwarten, passiert man nach 200 m erneut eine Schutzhütte.

Der Weg führt etwa 1,2 Kilometer lang auf die Landstraße (L 531 - Fuhrbacher Straße) vor, doch man geht dort sofort wieder rechts in die Frankentaler Straße und nach 100 m links in dem Hohen Weg weiter.
Auf ihm umgeht man den Ort Fuhrbach. Wer allerdings hier einkehren oder gar übernachten will, findet in dem schmucken Hotel Kronprinz eine gute Adresse.


Wenn man jedoch auf dem Grenzweg bleibt, verlässt man nach einem weiteren Kilometer wieder Niedersachsen und befindet sich erneut auf dem Kolonnenweg, dem man ostwärts folgt. Wieder einmal steigt der Weg steil an. 
Nach etwa 1,5 Kilometern endet der Kolonnenweg; zwischen Waldrand und Wiese muss man also querfeldein etwa 200 weiter laufen.
Nach einem Rechts-links-links-Schwenk hat man ein Feld umrundet und gelangt wieder zur Ländergrenze.
Erneut geht es durch niedersächsische Felder abwärts zur Landesstraße (L 531) und damit nach Brochthausen, das heutige Etappenende
Hier kann man eine letzte Nacht im nördlichen Eichsfeld verbringen, ehe man sich dem südlichen Harzvorland nähert.

Heute ist das problemlos möglich, doch zur Zeit der DDR sah in diesem und in dem nur etwa einen Kilometer entfernten thüringischen Nachbarort Zwinge die Welt anders aus. 
Vor Zwinge baute man eine Mauer, in Brochthausen wurde hingegen sogar eine Aussichtsplattform errichtet, um in das Nachbardorf und die DDR blicken zu können.
1966 wurde in Brochthausen sogar eine Gaststätte eröffnet, um die vielen anreisenden (neugierigen) Gäste bewirten zu können. Ursprünglich wollte man die 500 m vor der Grenze liegende Gaststätte nach der benachbarten Ellermühle benennen, aber es wurde die „Endstation“. Das Ehepaar mit dieser Idee hat vom Grenztourismus gelebt - und überlebt. Auch heute betreibt die Familie noch das Landgasthaus mit angegliederten Übernachtungsmöglichkeiten; nach der Grenzöffnung blieb der Name.


Wer diese Geschichte nicht kennt: an eine Grenze erinnert hier jedenfalls nichts mehr!

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