Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 31 - Von Asbach-Sickenberg nach Bornhagen

31 - Von Asbach-Sickenberg nach Bornhagen

Die heutige Wanderroute (15 km - 618 Höhenmeter)


Die Besichtigung des Grenzmuseums wird unter 31-Grenzmuseum in diesem Blog ausführlich beschrieben.

Nach der Besichtigung des am 03.10.1991 eröffneten Grenzmuseums Schifflersgrund wandert man nun innerhalb der ehemaligen originalen Grenzanlage, dem längsten noch erhaltenen Stück der ehemaligen innerdeutschen Grenze, auf dem Kolonnenweg weiter.

Bereits nach etwa 300 m passiert man das rechts im Hang befindliche Gedenkkreuz für Heinz-Josef Große. Nicht weit entfernt erinnert neben der Kreisstraße auf hessischem Gebiet seit Februar 1983 ein steinernes Kreuz an den Erschossenen.


Große versuchte  am 29. März 1982 mit Hilfe eines Frontladers den Streckmetallzaun zu überwinden. Er kletterte erfolgreich über die Schaufel seines Frontladers über den mehr als 3 Meter hohen Zaun, musste jedoch noch den zum DDR-Gelände gehörenden Hang hinauf laufen. Dort wurde er von zwei Grenzposten hinterrücks erschossen.

Diese Ortsbeschreibung ist
im Grenzmuseum Schifflersgrund ausgehängt.

Auch diese Abbildung ist der Ausstellung
im Grenzmuseum Schifflersgrund entnommen.

Das Original-Fluchtfahrzeug
- ausgestellt ebenfalls im Grenzmuseum Schifflersgrund

Im weiteren Verlauf entlang des Streckmetallzaunes wird über Grenzschleusung informiert.



Noch einmal einen Blick zurück zum Grenzturm vom Grenzmuseum Schifflersgrund.
Den Bewuchs, nahe am Kolonnenweg, den gab es früher nicht!


Nach der ersten Biegung steht rechts der Nachbau eines hölzernen Beobachtungsturms, der Aussichtsturm auf der Heyer.


Ihm gegenüber befindet sich das Kunstwerk "Gedenkstein 1000 Steine".
Zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung wurde an dieser Stelle der Grundstein für ein interaktives Kunstwerk gelegt.

Der Name "1000 Steine" ist das Ziel. Herr Willi Jacobi, Ideengeber von "1000 Steine", fordert Wanderer aus aller Welt auf, bei einem Besuch des "Grünen Bandes" oder des Grenzmuseums Schifflersgrund einen Stein auf der Heyer abzulegen.
Hier ist es für Jedermann möglich, die Entwicklung des Kunstwerks zu verfolgen:
Angenommen wurde das "Kunstwerk" nur von wenigen (es liegen nur wenige Steine dort); vielleicht ist es auch zu unbekannt bzw. wird zu wenig beworben.
Gleich nebenan kann man ein anderes Kunstwerk bewundern: "Feel free!"


In der dazugehörigen erklärenden Beschreibung kann man lesen: "Eine Frauenfigur durchschreitet einen Rahmen, eine offene Tür. Die Frau ist in Bewegung; leichtfüßig überschreitet sie die geöffnete Grenze, ..."

Danach führt der Kolonnenweg abwärts Richtung Landstraße.


Nach 1,1 Kilometern verlässt man den direkten ehemaligen Grenzbereich und wandert zuerst nach Norden, um nach exakt 3 Tageskilometern auf der Höhe des Campingplatzes die Landesstraße L 1003 zu erreichen. Man kann aber auch direkt zur Landstraße laufen und sieht an der Landstraße ein Tandem, was in dem Zusammenhang an den Werrtatal-Radweg erinnern soll.


Auch erinnert dieses Hinweisschild an die am 18.November 1989 erfolgte Grenzöffnung,


Dann wendet man sich nach rechts Richtung Wahlhausen.
Vor der sehenswerten evangelischen St. Margareten Kirche hält man sich links, um auf den Werratalradweg zu gelangen. Die Familie von Hanstein stiftete 1718 die Kirche des Ortes und ließ sie in imposanter Bauweise errichten.



Der Werratal-Radweg führt entlang der Werra und verbindet auf einer Länge von 290 km Thüringen, Hessen und Niedersachsen. 

Entlang dem ehemaligen Grenzverlauf bzw. der Werra, dort, wo zu Zeiten der DDR ein Grenzzaun bzw. Mauersegmente die Sicht und ein Weiterkommen bewusst verhinderten, gelangt man jetzt auf dem geteerten Werratal-Radweg (WTR) von Kilometer 3,6 bis 8,2 - nahezu ohne nennenswerte Steigung  - bis zur Werrabrücke in Lindewerra.
Unterwegs findet man am Radweg bzw. in Werra-Ufernähe Rastmöglichkeiten und eine Schutzhütte.


Etwas kurios mutet die Geschichte der 1900 erbauten und am 11. Juni 1901 eröffneten sechsbogigen Sandsteinbrücke an. Sie überstand beide Weltkriege  - bis zum 08. April 1945; dann wurde sie von deutschen Wehrmachtsoldaten gesprengt, es blieben nur noch die beiden Brückenköpfe stehen. Am 09. April erreichten amerikanische Soldaten den Ort, auf dem Landweg von Nachbarort Wahlhausen aus.
1999 wurden ein restaurierter Brückenkopf sowie noch erhalten gebliebene historische dreibogige Brückenteile durch ein Stahlsegment verbunden; anlässlich der 700-Jahr-Feier des Ortes konnte die Werrabrücke wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Da der Fährmann Degenhardt nun - ohne Entschädigung - arbeitslos wurde und ihm auch eine Schenkstätte im Ort verwehrt wurde (es gab schon drei Gaststätten im Ort), wurde er Wirt im Ausflugslokal auf der Teufelskanzel!

Die Werra-Brücke bei Lindewerra

Am nahen Ufer vor der Brücke kann man noch diesen Gedenk-Hinweis auf die ehemalige Grenze in diesem Bereich sehen.



Der kleine Ort Lindewerra war einmal weltberühmt, denn 1830 brachte Wilhelm Ludwig Wagner das Stockmachergewerbe aus Eddigehausen bei Göttingen nach Lindewerra. Er wurde bald zum Lehrmeister für viele Dorfbewohner, die in der Ausübung des Handwerks ihre Chance zur Überwindung von Armut und Not sahen. Das Stockmacherhandwerk entwickelte sich schnell zu einem blühenden Gewerbe, so dass es um 1900 im Dorf kaum eine Familie gab, die nicht gänzlich oder doch zeitweilig mit dem „Stöcke machen“ beschäftigt war.
Quelle und weitere Infomationen:  http://www.lindewerra.de/Geschichte/  
Wander- und Spazierstöcke aus Lindewerra wurden sogar weltweit gehandelt. Im Dorf befindet sich das 1980 gegründete Stockmachermuseum Lindewerra.

Bilder zum Museum auch in diesem Blog unter:  31 - Stockmachermuseum 
Man findet das Museum in der 
Straße zur Einheit 2
Tel.: 036087-98300, kontakt@stockmacherei.de
geöffnet: April–Oktober: So. 13.30–17.00 Uhr und nach Voranmeldung.

Für den weiteren Weg wurde hier die etwas längere und beschwerlichere Variante gewählt, da interessanter und geschichtsträchtiger!
Um ihm zu folgen muss man an der Werrabrücke rechts in die „Straße zur Einheit“ abbiegen. Dabei kommt man auch an dem rechts befindlichen Stockmachermuseum vorbei. Über die Dorfstraße und den Hirtenrasen kommt man zum Aufstieg zur Teufelskanzel.


Gleich am Anfang erinnert eine Plakette an Wilhelm Ludwig Wagner, der dem Ort die Kunst des Stockmachens brachte.


Kurz darauf wird auch an Theodor Storm erinnert, der 1857 diese Anhöhe erklommen hatte.


Bei all den Möglichkeiten, verschiedene Richtungen zu unterschiedlichen Zielen einzuschlagen, bleibt es dennoch einfach: man muss weiterhin dem "Roten Rad" folgen; es führt zur Teufelskanzel und weiter zur Junkerkuppe.


Nur 2,8 Kilometer sind es von der Werrabrücke bis zum Rasthaus, doch dabei sind 300 Höhenmeter zu bewältigen. Einen letzten Blick noch schnell zurück auf den Ort Lindewerra, ehe man in den bewaldeten Streckenabschnitt eintritt.



Aufwärts, immer nur nach oben führt nun der Wanderweg.


Das Ziel ist die zeitweise bewirtschaftete Raststätte auf der Teufelskanzel. Endlich oben angelangt, steht man aber erst einmal auf der Rückseite des Anwesens. Man muss noch um das Haus herum.


Links befindet sich ein größerer Freibereich mit Tischen und zahlreichen Bänken 


und innen bekommt man an kühlen Tagen vielleicht auch noch einen Platz am wärmenden Kamin.



Etwas oberhalb der rustikalen Berghütte von 1882 hat man von der Teufelskanzel einen imposanten Panoramablick ins Werratal, auf Lindewerra, Oberrieden und das Hessische Bergland.
Die Teufelskanzel selbst ist ein Buntsandsteinfelsblock.
Da die Teufelskanzel mitten im Wald liegt, ist sie auch nur zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. 
Berghütte & Wirtshaus „Teufelskanzel“
Tel.: 036081-61237
1. Apr.–31. Okt. Mo.-Fr. 12-18 Uhr, Sa. und So. 11-17 Uhr
1. Nov.–31. März Sa. u. So. 11-17 Uhr


Lindewerra mit der Werra-Brücke, leicht gezoomt gesehen von der Teufelskanzel.

Hoffentlich gut ausgeruht und ebenso gestärkt kann man sich nun auf den Weiterweg begeben, denn dieser steigt auf den nächsten 1,2 Kilometern weiter an bis zur Junkerkuppe (511 m).



Auf den nächsten 900 m fällt der Weg im Wald wieder auf 405 Höhenmeter bis zum Kolonnenweg.
Waren es bisher die oft quer über den Weg verlaufenden Wurzeln der Bäume, die eine besondere Beachtung beim Wandern erforderten, sind es jetzt wieder die offenen Löcher in den Platten des Kolonnenweges.


Einen kurzer Abstecker kann man noch unternehmen zu den "Sechs Länder Eichen". Sie wurden in Erinnerung der Grenzöffnung in einer Reihe gepflanzt aus
Sachsen-Anhalt
Brandenburg
Sachsen
Thüringen
Hessen
Mecklenburg Vorpommern.
Allerdings erinnert kein Hinweis mehr an den Grund dieser ehemaligen Aktion.

Etwas weiter hat man von einem kleinen Aussichtsturm noch einmal einen schönen Blick auf Lindewerra und den Fluss selbst.


In der Bildmitte liegt Lindewerra. Zur Zeit der Grenze existierten in diesem Bereich keinerlei Büsche und Bäume, die Sicht war komplett frei.


Infotafel am Lindewerra-Blick. Hier ist sehr gut zuerkennen, wie busch- und baumlos das Grenzvorland aussah.


Lindewerra leicht herangezoomt, die Brückenauffahrt ist umrandet.


Auf dem Kolonnenweg geht es nun weiter, zum Teil steil bergab Richtung Rimbach, das man nach 1,6 Kilometern erreicht.
Zwischen den Bäumen kann man die imposant auf einem nahezu runden Kegel liegende Burgruine Hanstein sehen, die in den letzten Jahren teilweise restauriert wurde. Um in den Ort zu gelangen und sie zu besuchen, muss man allerdings den Kolonnenweg in nördliche Richtung verlassen.



Burg Hanstein
Die auf einem Bundsandsteinfelsen liegende Burgruine bei Bornhagen im thüringischen Landkreis Eichsfeld gilt als eine der größten Burgruinen Mitteldeutschlands. Noch heute lassen die gewaltigen Ausmaße der Burganlage den Reichtum der Familie erahnen.

Die Burgruine Hanstein selbst ist recht gut erhalten. Die jüngere Geschichte rund um die Burg ist dramatisch, weil die Gegend nach dem Kriegsende kurz zum amerikanischen Sektor gehörte, dann durch das Wanfrieder Abkommen im September 1945 kurzerhand in die russische Besatzungszone transferiert wurde. Auch hat die Familie Hanstein vom Antikommunisten und Rennfahrer bis zu Spionen alle möglichen Berufsgruppenvertreter hervorgebracht. Die Ruine konnte während der DDR-Zeit aufgrund der Nähe zur Grenze nicht von der Öffentlichkeit besucht werden. Im Bergfried war in den 1960er Jahren ein Beobachtungsposten des NVA-Truppen untergebracht. Angeblich wurden von den SED-Oberen auch gerne Feste oder Jagdfeiern auf der Burg veranstaltet. Zu Beginn der 2000er Jahre diente das Burggemäuer als Kulisse bei einigen Szenen für den Film „Der Medicus“.

Die Auffahrt zur Burg Hanstein

Die Burg wird seit Mitte der 1980er nach und nach restauriert. Der Blick in die Umgebung und aufs Werratal ist fantastisch.

Nun ist es nicht mehr weit (500 m) zum heutigen Etappenende im kleinen Bornhagen.
Sehenswert sind neben der wuchtigen, aus Bundsandstein gebauten evangelische Friedenskirche das Wurstmuseum, beide auch von innen!

Das Wurstmuseum in Bornhagen 

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Bornhagen ist nicht immer ein idyllischer kleiner Ort. 2017 gab es in ihm eine große Demonstration gegen den in Bornhagen lebenden AfD-Politiker Björn Höcke. 200 Demonstranten und 400 Polizisten sorgten für große Aufregung. Dem Ganzen voran gegangen war eine Rede von Herrn Höcke, in der er das Holocaust-Denkmal in Berlin als Schande bezeichnete. Daraufhin mietete eine Künstlergruppe ein Nachbarhaus von Höcke in Bornhagen und baute auf dem Grundstück aus Sperrholz und Farbe ein kleines Holocaust-Denkmal auf, direkt in Sichtweite vorn dem Wohnzimmerfenster Höckes.
Daraufhin folgten mehrere gerichtliche Auseinandersetzungen und die o.g. Demonstration.
 

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