Die heutige Wanderroute (25 km - 147 Höhenmeter)
Den Grenzgänger erwartet am heutigen Wandertag wieder ein Weg mehr oder weniger entlang der Elbe. Dazu muss man - wenn man in Neu Darchau übernachtet hat - zuerst wieder mit der Fähre Tanja ↗ über die Elbe übersetzen. Dann geht man den Fähranleger hoch zum Deich, vor zum Café von Rautenkranz ↗, zum "Café an der Elbe" (v. Rautenkranz ist der Name der Besitzer dieses Hofes, die ihn in der 10. Generation betreiben).
Heute eigentlich nicht mehr vorstellbar, aber wenn man das Foto aus der unten stehenden Quelle von Ende November 1989 sieht:
Direkt auf der heutigen Fahrbahn bzw. in Verlängerung auf dem Damm stand der Sicherheitszaun und direkt davor der runde Beobachtungsturm. Spätestens hier war für die DDR-Bürger bis 1989 die Welt zu Ende. Nur die wenigsten Bewohner der näheren Umgebung hatten die Elbe bis zu diesem Zeitpunkt sehen können, denn bis 1989 gehörte es zum Sperrgebiet und war nicht nur zum Westen, sondern weitgehend auch zum Landesinnern der DDR vollständig abgeschottet.
Ein Gedenkstein direkt an der Straßenecke vor dem Café erinnert an die Wiedervereinigung. In der Nacht zum 3. Oktober trat auch in den neuen Bundesländern das Grundgesetz der Bundesrepublik in Kraft: nach über 40 Jahren der Teilung waren beide deutsche Staaten wieder vereint.
Nicht weit davon steht am Straßenrand dieses Schild, das an die Grenzöffnung erinnern soll.
Den Grenzwanderer hingegen führt der heutige Wanderweg nicht über die Landstraße, sondern am Deich entlang weiter Richtung Boizenburg, dem Etappenziel.
Nach etwa 900 m kann man den Weg am Deich nach rechts verlassen, um nach 100 m die St.-Lukas Kapelle zu besichtigen. Sie steht südlich des Ortes Popelau.
Die "Konauer Kapelle" auf dem Deich ist der einzige Kirchenneubau der DDR, der in der Nähe des Grenzzaunes zur Bundesrepublik errichtet werden durfte. Nachdem 1950 das gesamte kirchliche Inventar aus dem Betsaal der Schule entfernt wurde, setzte sich die "Kapellengemeinde" Konau-Popelau zusammen mit der "Kirchengemeinde" Stapel und ihrem Pastor Axel Beste beharrlich und standhaft für einen Kirchenneubau ein.
Die Bemühungen hatten wider aller Erwartungen Erfolg. Spenden und freiwillige Arbeitsleistungen der Bevölkerung und die Unterstützung durch die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover ermöglichten den Neubau unter schwierigen Bedingungen. Zur Kapelleneinweihung am 31. März 1957 durfte sich eine große Festgemeinde mit Gästen aus der Bundesrepublik versammeln. Die Feier wurde nicht zuletzt als ein Bekenntnis zur deutschen Einheit verstanden, wenn auch noch 32 Jahre bis zur Grenzöffnung vergehen sollten. 1995 erfolgte eine Renovierung.
Geht man wieder zum Deich zurück, sieht man den ehemaligen Grenzturm Popelau bei Elbekilometer 28,6. Für ihn musste das Haus des Fischers weichen. Nach den neuesten Vorgaben soll dieser Turm der Natur überlassen werden; allerdings ist geplant, für Interessierte Informationen zu den tierischen Bewohnern bereit zu stellen. Neben dem Turm stehen noch ehemalige Zaunfragmente der Grenzsicherung.
Quelle: uelzener-presse.de/2021/03/02 ↗
Folgt man dem Deich, passiert man Popelau und kommt in die Ansiedlung Konau, die im Jahre 2000 Teil des Expo-2000-Weltausstellungs-Projektes Flusslandschaft ELBE-WENDEPUNKTE war.
Die Region wurde als Außenprojekt anerkannt und hatte kurzfristig 30.000 Besucher.
Aus dieser Zeit stammen auch die zusammengetragenen Informationen zu dem Ort und der Region.
Vollständig erhalten - im Gegensatz zu einigen Nachbarorten - ist Konau, ein Marschhufendorf, das seit 1994 komplett denkmalgeschützt ist. Wie an einer Schnur reihen sich die reetgedeckten Hallenhäuser, Remisen, Scheunen und Stallungen am nahen Deich aneinander.
Über die Dorfstraße erreicht man drei Ausstellungen, die aus vergangenen Zeiten informieren und jede für sich besuchenswert ist.
- Leiter-, Leu- und Leichenwagen (mit landwirtschaftlichen Geräten um 1900)
- Wendepunkte
- Zwangsaussiedlungen
In einer ortstypischen Durchfahrtsscheune - heute mit Glastor - findet man die Ausstellung zum Thema Zwangsaussiedlungen.
Auf dieser Karte werden die Grenzen gezeigt, wie sie am 12. September 1944 auf der Londoner Konferenz von den Alliierten im Hinblick auf ihre späteren Besatzungszonen festgelegt wurden.
Sehr ausführlich wird auch an Hand reichlich bebilderter Texte die Situation der Einheimischen nach Kriegsende beschrieben. Im unteren Bild z.B. sind die Höfe aufgelistet, die im Rahmen der Grenzsicherungsmaßnahmen geschliffen wurden.
Nicht weit davon befindet sich die gut ausgestattete Touristeninformation ↗ mit sachkundigem und sehr hilfsbereitem Personal.
In dem Gebäude erfährt man u.a. etwas über die "alten Obstbaumalleen" in der Region sowie über die angebauten Apfel- und Birnensorten und ihre Verwendung.
Im Nachbargbäude wird über das "Leben im Sperrgebiet" berichtet.
Man erfährt, welche Wege man in der näheren Umgebung einschlagen kann, um Informationen zum ehemaligen Zeitgeschehen zu erhalten. Man wird über das Leben im Sperrgebiet untrerrichtet und wie bei dem einen oder anderen der Gedanke aufkam, zumindest aus dem Sperrgebiet "wegzuziehen".
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Nach 2,5 Kilometern, die man mehr oder weniger nahe der Elbe auf dem Deich entlang gewandert ist, erreicht man die Ansiedlung Viehle, ein Ort, der nur sieben Häuser und 24 Einwohner zählt und in dem jedes Jahr zu Weihnachten und zu Ostern ein älteres Ehepaar das Buswartehäuschen besonders schmückt.
Auch in Viehle gibt es einen Obstlehrpfad mit dem Hinweis auf typische alte "Straßensorten".
Hinter den wenigen Häusern knickt der Deich nach Norden ab, der in einiger Entfernung zur Elbe in einer "Brack-Landschaft" weiterführt. Unter Brack versteht man das feuchte Land, das als Folge von ehemaligen Deichbrüchen oder verlandeten Altwasserarmen der früher vielfach verzweigten Elbe entstanden ist. "Qualmwasser", das durch Hochwasser der Elbe emporgedrückte Grundwasser, speist diese ehemaligen Bracks. Das diese Region ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet ist, braucht sicherlich nicht extra erwähnt zu werden.
Am kleinen Dorf Neu Garge, das man nach bisher 7 Tageskilometern erreicht, geht man links am Deich vorbei. Dieser Ort liegt genau wie die Ansiedlung Viehle an der "Deutschen Storchenstraße" ↗ .
In einem etwas größeren Bogen nähert man sich nach weiteren 2 Kilometern wieder der Elbe und der Landstraße L 244, die aber gleich wieder in das Landesinnere abbiegt. Der Grenzwanderer bleibt auf dem Deich und wandert Richtung Stiepelse weiter, das man nach einem Kilometer erreicht.
In diesem etwa 80 Einwohner zählenden Ort kann man übernachten oder auch nur kurz Rast einlegen. Dazu muss man bei Elbedeich-Kilometer 36,2 nur wenige Schritte nach rechts gehen und schon wird man mit „Moin“ und „Du“ begrüßt - in der ehemaligen "Räucherkate Stiepelsee", die ab Sommer 2021 „Moin - Die Räucherkate“ heißt. Geplant ist, aus der Ex-„Räucherkate“ eine Erlebnis-Gastronomie mit Live-Musik zu machen.
Etwas beschaulicher geht es in dem wenige Meter entfernten "Café Plan-b" ↗ zu. Übrigens: alles was hier im Garten und im Haus steht, kann käuflich erworben werden - und es steht viel in Haus und Hof!
Doch zurück auf den Deichweg, denn noch sind es 15 Kilometer bis zum heutigen Etappenziel.
600 m hinter dem Ort, bei Elbedeich-Kilometer 36,8, biegt man nach links auf den alten, einen niedrigeren Deich ab, um nach 1,5 Kilometern wieder auf den neuen, etwas weiter ins Hinterland verlegten Deich zu stoßen. Nach gut 2,3 Kilometern sieht man einen ehemaligen Führungsturm, der bisher leer und ungepflegt stand. Er soll in ein Touristenkonzept eingegliedert und für Touristen zugänglich gemacht werdern.
Der ehemalige Grenzturm steht in Neu-Bleckede direkt an der Straße, die zum Fähranlieger ↗ führt. Auf dem gegenüber liegenden Ufer liegt die Kleinstadt Bleckede. Neu-Bleckede ist eigentlich nichts anderes als die Fähranlegestelle, die seit 1888 existiert. Doch nach dem Krieg fuhr die Fähre für über 44 Jahre nicht mehr.
Neben der Straße zum Fähranlieger in Neu-Bleckede erinnert dieser Gedenkstein an die Grenzöffnung am 26.22.1989.
Ihm gegenüber befindet sich der "Wildwuchshof", das Café Wildwuchs ↗ , in dem man auch übernachten kann.
Boizenburg wartet in gut 10 Kilometern, so dass man hier nicht so lange verweilen kann. Der Weg führt nun wieder etwas von der Elbe wegführend nach Norden.
Nach gut 1,5 Kilometern passiert man erneut einen ehemaligen Beobachtungsturm (BT 9), der links in der Auenlandschaft zu erkennen ist.
Kurze Zeit später passiert man auf der rechten Seite einen großen eingezäunten Platz. Hier werden im Falle eines Hochwassers Sandsäcke abgefüllt.
In der Ferne kann man bereits den hölzernen Aussichtsturm von Mahnkenwerder ausmachen, den man nach 19,8 Tageskilometern erreicht und von dem man bei schönem Wetter eine sehr weite Fernsicht hat.
Direkt neben dem Turm verläuft wieder einmal die Grenze. Heute ist es die zwischen Niedersachsen (Amt Neuhaus), was man als Grenzwanderer verlässt, und die von Mecklenburg-Vorpommern.
Nach weiteren 2,5 Kilometern erreicht man den Ort Gothmann. Dort, wo eine Brücke über die Sude führt, verlässt man den Deichweg nach rechts, überquert den Fluss und wandert links entlang der Sude bzw. an dem kleinen Ort vorbei Richtung Boizenburg.
Bald kann man einen weiteren ehemaligen Grenzwachturm, den Beobachtungsturm (BT 11) Boizenburg, ausmachen. Er liegt links auf dem vorderen Deich, die Sude dazwischen. In den letzten Jahren diente der in der Obhut der Stadt Boizenburg liegende Turm als Vogelschutzturm ↗.
Um von hier in die Stadt Boizenburg zu gelangen, biegt man rechts vom Deich ab. Nun ist es noch etwa gut einen Kilometer bis in die Altstadt von Boizenburg, dem heutigen Etappenende.
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