Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 32 - Von Bornhagen nach Reiffenhausen

32 - Von Bornhagen nach Reiffenhausen

Die heutige Wanderroute (15 km - 424 Höhenmeter)


Nach dem Besuch der Bornhagener Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH und dem Wurstmuseum und hoffentlich ausreichend eingepacktem Wanderproviant, kann man sich wieder auf den Weg machen.

Man wandert auf der K 121 nach Westen, in gebührendem Abstand an der Bergflanke der Burg Hanstein vorbei, bis man nach etwa einem Kilometer in der Senke auf den Kolonnenweg trifft.
Ihm folgt man nach rechts, wieder steil aufsteigend, von 260 auf über 360 Höhenmeter in den nun folgenden 800 m.
Zum Glück gibt es zwischendrin eine Schutzhütte zum Ausruhen. Danach fällt der Wanderweg während dem nächsten Kilometer wieder auf unter 250 m.
Nach bisher 2,8 Kilometern erreicht man die Landstraße L 1073. 


Ein kurzer Blick zurück, kurz vor der Landstraße.


Während ein Radfahrer weiter dem Grünen Pfeil bzw. der Ausschilderung 13 auf der asphaltierten Straße folgen kann, heißt es für den Grenzwanderer nach dem Queren der Straße wieder durch feuchtes Gras dem Kolonnenweg folgend die nächste Anhöhe zu erklimmen.


Es geht erneut steil aufzusteigen bis zum Stürzlieder Berg (343 m). Danach werden die folgenden Auf- und Abstiege etwas moderater.
Etwa 200 m vor der Bundesstraße 80 endet der Kolonnenweg, doch ein Feldweg führt bis zur Bundesstraße 80 vor.

>>Drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, am 12. November 1989, hob sich der "Eiserne Vorhang" auch südlich von Göttingen bei Hohengandern. Der Drang der Menschen war zu groß, in überschäumend-freudiger Stimmung fanden sie durch diesen neuen Grenzübergang zu einander. In den ersten zehn Tagen besuchten über 20.000 DDR-Bürger Göttingen und wurden hier nicht nur mit über 1 Million DM Begrüßungsgeld, sondern vor allem mit Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft empfangen. Es herrschte ein festlich-heiterer Ausnahmezustand, wie ihn Stadt und Land noch nie erlebt hatten.<<

Auch eine Gedenktafel von Westen kommend an der B 80 Neu-Eichenberg / Hohengandern erinnert an die Grenzöffnung am 12.11.1989 12:25 Uhr.
Nach der umsichtigen Überquerung wandert man auf einem schmalen Pfad und teilweise über eine Wiese weiter.

Nach etwa einem Kilometer erreicht man einen Querweg, der 200 m nach links zum Dreiländereck führt.

Während des Kalten Krieges (1945–1990) bildete der Grenzstein von 1837 am Dreiländereck einen Grenzpunkt entlang der innerdeutschen Grenze, ab 1945 zwischen der amerikanischen (ABZ) und der britischen Besatzungszone (BBZ) im Westen und der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) im Osten und ab 1949 zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Osten. Vorbei führte der Eiserne Vorhang inklusive des Kolonnenwegs, der einst als Grenzkontrollweg diente und heute ein Wanderweg ist.





Keine 100 m nördlich vom Dreiländereck befand sich auf „niedersächsischem Boden“ der von der amerikanischen Armee genutzte Observation Point "Oscar". Er war der nördlichste Observation Point (OP) an der damaligen innerdeutschen Grenze. OP "Oscar" wurde am 1. Januar 1970 eröffnet, aber bereits 1976 wieder geschlossen und zurück gebaut. "Oscar" wies einige Besonderheiten auf; der Beobachtungsturm war nur aus Holz und ca. 250 m von den Unterkunftsgebäuden entfernt. Direkt am Turm befand sich ein Hubschrauberlandeplatz. Heute erinnert im Gelände nichts mehr an diesen strategischen Posten der amerikanischen Streitkräfte.

Nach bisher 6 Kilometern wandert man leicht ansteigend auf einem Grasweg 400 m in östliche Richtung weiter.

Ein Blick zurück. Im Tal befindet sich das Dreiländereck, ein DDR-Grenzstein ist im Bild direkt rechts unten zu sehen. 

Geradeaus hat man diesen Blick auf den Rusteberg.


Leicht abwärts führt nun der Wiesenweg, um dann links abzubiegen. Nach 50 m quert man wieder einmal die ehemalige innerdeutsche Grenze, dann eine Eisenbahnlinie, die während des Krieges komplett gesperrt war.
Hinter der Überführung wendet man sich nach rechts und wandert 700 m bis zur Kreisstraße K 23 vor.
Das nächste Ziel ist dabei schon in Sichtweite, der Friedhof Hottenrode.


Das Dach der kleinen Kirche (ein Nachfolgebau [18.Jh.] der mittelalterlichen Wüstungskirche) und die gepflegte Anlage fallen ins Auge.


Auf dem Friedhof erinnert eine Grabplatte an die Herren von Hanstein. Sie waren auf dem nahen Rittergut Besenhausen die Erbherren zwischen 1541 und 1896. Die Hottenroder Kirche war ihre Patronatskirche.


Hinter dem barocken Kanzelaltar stehen links zwei sogenannte "Leichensteine" von 1611, Hansteiner Herren darstellend.


Der bereits um das Jahr 1000 erwähnte Ort Hottenrode, zu der diese Kirche gehörte, fiel etwa um 1400 wüst. Nur ein nahes Anwesen existiert noch, das zur Gemarkung Hottenrode gehört. Übrig blieb allein dieses Kirchlein.


Die Kirche diente außer den Hottenrodern auch den Bürgern von Niedergandern und Besenhausen. Diese Praxis wurde auch nach dem Wüstwerden von Hottenrode beibehalten. Die Kirche ist auch ein Symbol der in dieser Region stattgefundenen Glaubenskriege, da in diesem Grenzbereich die verschiedenen Konfessionen aufeinander trafen.

Nach 200 m biegt man rechts ab und erreicht nach einem Kilometer das Rittergut Besenhausen.
Weiterführende Infos: 
Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten zuerst US-amerikanische Militäreinheiten das Gut. Die gemäß dem Potsdamer Abkommen vom Sommer 1945 festgelegte Demarkationslinie zwischen britischer und sowjetischer Besatzungszone verlief direkt durch das Gutsgelände: Gutshaus und Hof wären in die sowjetische, die Wassermühle und Arbeiterhäuser in die britische Zone gefallen. Die meisten Ländereien hätten in der Westzone gelegen. Ohne seinen Landbesitz wäre das Gut jedoch nicht mehr existenzfähig und ein Abbruch der historischen Anlage auf der Demarkationslinie wahrscheinlich gewesen.

Das Doppelwappen vom Rittergut Besenhausen

Am 1. Juli 1945 rückten in das Gut Sowjetsoldaten und Briten ein. Friedrich-Wilhelm Freiherr von Wintzingerode-Knorr (1893–1952) konnte die sowjetische Militäradministration jedoch zu einem Tausch überreden. Diese verschob die Grenze um einige Hundert Meter in Richtung Südosten und sowjetische Truppen dürften das Gut drei Tage lang plündern. Vieh, Mobiliar und alles, was sonst beweglich und transportabel war, ging somit verloren.



Die ehemalige Schmiede im Rittergut Besenhausen


Sehenswert und besuchenswert das Café.
geöffnet: 01.05. – 30.09. mittwochs bis sonntags von 13 bis 18 Uhr


Eine Handweberei, die in diesem Gebäude seit 1992 untergebracht war und in der behinderte und sozial benachteiligte Menschen in dem denkmalgeschützten Gemäuer aus feinsten Naturgarnen textile Meisterwerke herstellten, musste im Jahr 2018 aus finanziellen Gründen schließen. Handgefertigt wurden an großen Webstühlen  Heimtextilien, Teppiche und Kleidungsstücke. Jedes Stück ein Unikat. Einmalig sowohl in ihrer Farbe als auch in der Gestalt. Bis zu 28 Weberrinnen aus acht verschiedenen Nationen wurden in Spitzenzeiten beschäftigt. Am Ende waren es gerade mal noch sechs.

Vom Rittergut geht man vor zur Landstraße L 566, der Besenhäuser Straße. 
Wenn man sich nach rechts wendet, kommt man zu einem kleinen graublauen Holzhäuschen an der ehemaligen Grenzübergangsstelle Besenhausen.
Hier steht es noch, das "Holzhaus: Tor der Freiheit".



Zwischen 1945 und 1952 versuchten viele (Flüchtlinge, Kriegsheimkehrer, ...) über diesen Grenzübergang und weiter nach Friedland in die britische Besatzungszone zu wechseln. Dort hatte man bereits im September 1945 auf Versuchsfeldern der Universität Göttingen ein Lager - Grenzdurchgangslager - errichtet.
Im Oktober 1945 errichtete das Deutsche Rote Kreuz an dieser Stelle in einer Wellblechhütte eine erste Anlaufstelle für eine Erstversorgung ein, die 1949 durch das jetzt noch zu sehende Holzhaus ersetzt wurde.


Diese bebilderte Informationstafel hängt straßenseitig an der Holzhütte und vermittelt somit anschaulich die damalige Situation an dieser Stelle.

1952 wurde dieser Grenzeübergang von sowjetischer Seite geschlossen.
1989 nahmen Zoll und Bundesgrenzschutz nach der Wiedereröffnung der Grenze ihre Arbeit in diesem Gebäude wieder auf.


Auf der Landstraße geht man weiter, passiert also auch die ehemalige Grenzlinie und befindet sich damit aber auch wieder in Thüringen. Die Landstraße wird von der L 566 zur L 1001.
Man geht in den Ort Kirchgandern und am Ortsende links in die Straße am Kahlenberg, der auch der Jakobsweg folgt.

Man stößt dabei auf den Rund-Wanderweg gegen das Vergessen, den „Weg der Geschichte”.
Entlang des Weges wird mit Informationstafeln über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen von Zeitzeugen aus der Region über die DDR-Zeit berichtet. Dadurch wird die Geschichte wieder in die heutige Zeit geholt, damit wachgehalten wird, was die Menschen damals erlebt haben


Bergaufwärts führt nun der Weg, zum Teil auf asphaltiertem Weg, teils durch "dunklen" Wald.



Wenn man den Weg im Wald vorübergehend verlässt, kann man einen Blick ins weite Land werfen.


Der Rusteberg, den man bereits vor einiger Zeit vom Dreiländereck aus hatte sehen können, ist auch von hier wieder zu erkennen, links im Bild.

Etwa 2 Kilometer hinter Kirchgandern und stets ansteigendem Weg erreicht man die Kapelle St. Maria Magdalena. Die römisch-katholische St. Magdalenen-Kapelle steht etwas versteckt im Wald.



Die Cholera wütete 1850 in den Nachbardörfern von Kirchgandern, sie forderte viele Tote. Aus Dankbarkeit, weil Kirchgandern verschont wurde, legte der damalige Pfarrer mit der Gemeinde das Gelübde ab, einen Stationsweg und eine Kapelle im Freien zu bauen. Schon 1852 wurde beides eingeweiht und bald darauf fanden erste Wallfahrten statt.
Die strikteren Grenzregeln ab 1952 setzten den Wallfahrten jedoch ein jähes Ende. Es bestand ein komplettes Betretungsverbot! Zudem wurde die Kapelle von Grenzsoldaten der DDR zerstört, jedoch durch freiwillige Helfer nach dem Ende der Grenze wieder aufgebaut und am 22.07.1991 eingeweiht.


Etwa 100 m nach der Kapelle trifft man auf den Kolonnenweg und  kommt genau an die Stelle, wo sich für die Bewohner von Reiffenhausen (Niedersachsen) und Rustenhausen (Thüringen) im Wald der Grenzzaun öffnete.


Durch ein Naturschutzgebiet, auch wenn das offizielle Schild dafür mittlerweile fehlt, führt der Weg weiter nach Reiffenhausen.
Dazu folgt man der Ausschilderung und steht so nach etwa 500 m direkt über der Autobahn A 38, die an dieser Stelle durch den Heidkopftunnel geführt wird.
Es folgen noch einmal 600 m leichten Anstieg, ehe es dann einen Kilometer abwärts durch Felder zum heutigen Etappenende in Reiffenhausen geht.


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