Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 11 - Von Meilschnitz nach Eisfeld-Süd

11 - Von Meilschnitz nach Eisfeld-Süd

Die heutige Wanderroute (22 km - 692 Höhenmeter)


Von Meilschnitz führt der Weg etwa 1,5 Kilometer stets 6% bergwärts bis zum Krummen Stein.
Erstmals 1378 wurde dieser unregelmäßige Sandsteinblock in einer Grenzbeschreibung als natürliches Grenzzeichen zwischen den Gerichten Schalkau und Neustadt erwähnt. Ab 1830 verlief hier die Grenze zwischen den Herzogtümern Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg.

Krummer Stein mit Grenzstein vorne links.



Grenzstein von 1845

Nach etwa 2,5 Kilometern lag rechts ca. 400 weiter im Feld das ehemalige Anwesen Koberoth.
Der ehemalige Dorfteich und Bilder der Erinnerungen sind alleinig verbliebene Überbleibsel von ehemals vier Gehöften. Relativ spät begann man hier (erst 1973) mit der Zwangsumsiedlung der ersten Familien, die letzte hatte 1984 die Ansiedlung zu verlassen.
Zur 650-Jahrfeier 1984 wurde es nach einer weiteren Verschärfung des Grenzregimes geschleift.

Nach insgesamt 5,5 Kilometern erreicht man Rückerswind. Das Backhaus auf der einen Seite, ein Wartehäuschen der Bushaltestelle auf der anderen am Dorfteich bieten eine gute Rastmöglichkeit. 
Die nicht ganz verlassen liegende, ehemalige Grenzkaserne steht noch nordöstlich des Ortes an der K 15. Gleich hinter dem verschlossenen Tor befindet sich dieses Schild.


Ehemalige Grenzkaserne in Rückerswind

Gut 3 Kilometer hinter dem Ort Rückerswind erreicht man den Stausee Froschgrundsee.
Dieser See wurde 1986 errichtet, um den Hochwasserabfluss so weit zu vermindern, dass die Stadt Coburg vor Hochwasser der Itz geschützt wird. Die Planung Anfang der 80er Jahre erforderte Absprachen mit der DDR und wurde als „innerdeutsches Modellprojekt“ angesehen. Gebaut wurde er in 4 Jahren und kostete 43 Millionen DM.
In der Nähe der Staumauer lädt ein Ausflugslokal  zur Rast ein.


Die 789 m lange Talbrücke der ICE-Neubaustrecke Berlin-Halle-Erfurt-Nürnberg-München beherrscht den Seeblick. Bereits im Jahr 1995 begann man mit ihrer Planung, Baubeginn war 2006. Elf Jahre später, Ende 2017, wurde die Talbrücke für die Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn in Betrieb genommen.
Die höchste Stelle dieser Bogenbrücke liegt 65 Meter über dem Froschgrundsee.



Hinter dem Froschgrundsee führt der "Wanderweg" auf der Landstraße nach Weißenbrunn vorm Wald. In bzw. von diesem Ort gibt es gleich mehrere Sachen anzumerken.
Die eine ist, dass hier der Lehrer und Schriftsteller Heinrich Schaumberger (1843-1874) gelebt und gewirkt hat. Er schrieb u.a. Romane mit bäuerlichem und naturkundlichem Bezug. Der Ort hat ihm im ehemaligen Schulhaus ein Museum gewidtmet.

Desweiteren prägen den schmucken Ort Tafeln und Hinweise, dass in diesem Haus / Gehöft die oder jene Person gelebt hat, auf die sich Schaumberger in seinen Erzählungen und Romanen bezieht.



Die dritte Besonderheit bezieht sich auf den Birkertsbach, der durch den gesamten Ort Weißenbrunn vorm Wald fließt. Etwa 400 m entlang der Mergelgasse bildete sein sehr kalkhaltiges Wasser Sinterterrassen, die zu den eindrucksvollsten Nordostbayerns gezählt werden. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts künstlich unterstützten Wasserfälle über Tuffstein überwinden in vier Stufen eine Höhe von insgesamt 15 m.


Eine leider durch Schattenbildung schlechte Aufnahme zeigt aber bei Vergrößerung (= anklicken) dennoch, welche Bedeutung diese Sinterterassen bzw. kleinen Wasserfälle im Jahr 1900 für diesen Ort hatten.



Nach etwa 2 Kilometern erreicht man die kleine Ansiedlung Emstadt, die erstmals 1205 erwähnt wurde und heute zur Stadt Schalkau gehört. Das Besondere an diesem Ort: Ihr Gebiet ist an 3 Seiten von bayerischem Hoheitsgebiet umgeben.
Bedingt durch die zu erwartenden Grenzrestriktionen flüchteten im Sommer 1952 Bauernfamilien von 4 größeren Gehöften mit Fuhrwerken, beladen mit dem notwendigsten Hausrat, sowie ihrem Vieh nach Bayern. Der Ort verlor damit 1/3 seiner Einwohner.
Obwohl die etwas später gegründete LPG die Anwesen und die Felder bewirtschafteten, verfielen diese.
1976 wurden die leerstehenden Häuser abgerissen.

Richtung Truckendorf geht der Weg weiter. Dabei passiert man den Friedhof von Truckendorf, wenig später den ehemaligen Standort der Weihers Mühle.
Eine Gedenktafel erinnert an die im November 1961 nach Schmalkalden zwangsumgesiedelte Familie Ruske und den Ende 1961 erfolgten Abriss ihres gesamten Anwesens. Sie war eine der  ältesten Mühlen im Flussgebiet der Lauter.

Über den Kolonnenweg erreicht man nach etwa einem Kilometer Görsdorf:
Am Ostersamstag, dem  31. März 1945, beschossen amerikanische Flugzeuge einen deutschen Militärtansportzug auf der Höhe des damaligen Bahnhofs, der westlich zwischen Truckendorf und Görsdorf auf bayerischem Gebiet lag.
Quelle: 
Am 11. April erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in Görsdorf.
Hinter dem Ort stehen noch ehemalige Teile der Görsdorfer Mauer, die um den Ort herum gebaut wurde. Der Streckmetallzaun reichte vom letzten Stall in Truckendorf bis Görsdorf am Degenholz, zusätzlich war hier auch eine Lichttrasse installiert. Die verbliebenen Fragmente der DDR-Grenzsicherungsanlagen wurden 2005 als Baudenkmal unter Denkmalschutz gestellt und dienen heute als „Kleintier-Hotel“!

Die Görsdorfer Mauer am Kolonnenweg



Nur wenige Meter neben dem Kulturdenkmal sowie
Natur- und Umwelterbe
Auch hier haben sich mit Sicherheit Kleintiere eingenistet!


Auch sah ich zum ersten mal dieses Schild:


Eigentlich sollen die Schafe helfen, den Bewuchs im "Grünen Band" neben dem Kolonnenweg niedrig zu halten, doch diese standen zumindest erst einmal für das Foto auf. Wenn man sich den Bereich vor und hinter der Mauer ansieht vermutet man, dass sie an einer anderen Stelle grasen. Ziegen scheinen hier auch nicht gehalten zu werden.



Mehr als nachdenklich und mit gemischten Gefühlen zur Verwendung der sicherlich auch hier fließenden Unterstützungsgelder, auch für das folgende Naturschutzgebiet Görsdorfer Heide, wanderte ich auf dem Kolonnenweg weiter
Später erfuhr ich, dass bereits ab Mitte der 90er Jahre die Flächen nur noch sporadisch bewirtschaftet wurden und nur ein Teil seit 1995 unregelmäßig durch einen ortsansässigen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schafen und Ziegen beweidet wird. Der andere (größere) Teil könne nicht beweidet werden, da die Grundeigentümer nicht zustimmten. Dadurch entstanden quasi „Sperrgrundstücke“, die eine durchgängige Beweidung des Gebietes unmöglich machten. In der Folge verbuschten große Flächen der wertvollen Halbtrockenrasen.

Auf dem Kolonnenweg weiter gehend kommt man zur Gedenkstätte der ehemaligen Grenzübergangsstelle Rottenbach-Eisfeld.


Nachdem am 26. Mai 1972 die DDR und die Bundesrepublik Deutschland den Verkehrsvertrag unterzeichnet hatten, begann man noch im Sommer mit dem Bau des Grenzübergangs (Straße) Eisfeld-Rottenbach. Er existierte vom 21.06.1973 - 30.06.1990.

Infobild an der Gedenkstätte



Die Gedenkstätte Grenzturm Rottenbach.
Die Gedenkstätte "Innerdeutsche Grenze - Grenzübergangsstelle Eisfeld-Rottenbach" wurde am 9. November 2014 aus Anlass des 25. Jahrestages der Grenzöffnung der Öffentlichkeit übergeben.
Der ehemalige große Beobachtungsturm steht original saniert an der Bundesstraße 4 am Ortsausgang von Eisfeld. Dieser Grenzübergang wurde besonders ausgebaut. Deshalb ist der  Beobachtungsturm flächenmäßig mit einem Grundmaß von 30 Quadratmetern auffallend groß.



2x1 € beträgt der Eintritt, doch die Geldstücke passten nicht in den Einwurfschlitz. Dieser war mit Tesafilm zugeklebt und nebenan wies ein Schild darauf hin: 

Ausstellung vorübergehend geschlossen 
Wir bitten um Verständnis!


Während vor dem ehemaligen Beobachtungsturm drei Teile der ehemaligen Berliner Mauer stehen, befindet sich unweit an der Straße das Erinnerungsschild, dass sich am 10. November 1989 an dieser Stelle die Grenze für die Bevölkerung öffnete.

Berg-Flockenblume


Zur 10. Etappe                    Zur 12. Etappe

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