Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 51 - Von Dahrendorf nach Wustrow

51 - Von Dahrendorf nach Wustrow

Die heutige Wanderroute (24 km - 426 Höhenmeter)


Den Grenzgänger erwartet heute eine wieder etwas längere aber sehr abwechslungsreiche Tagesetappe, die scheinbar auch noch identisch zur der Flugroute der Zugvögel verläuft, denn den ganzen Tag über kamen mir Kraniche und Wildgänse entgegen.


Entweder ganz hoch oben am Himmel, ...


... oder nahe über den Baumwipfeln.

Wildgänse

Kraniche


Zwei Kraniche am Himmel

Die heutige Tour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze beginnt östlich des Reit- und Ferienhofes in Dahrendorf am ehemaligen Kolonnenweg.


Nach bereits 400 m erreicht man den im freien Feld stehenden Grenzturm Dahrendorf. Dieser ehem. Führungsturm (BT 4x4) befindet sich heute in Privatbesitz.
Zu DDR-Zeiten standen in unmittelbarer Nähe vorübergehend zeitgleich ein BT 9 und ein älterer, inzwischen abgerissener Rundturm. Heute findet man an dieser Stelle die Replika einer Grenzsäule.


Ehemaliger Führungsturm mit Grenzsäule,
von der nahen Landstraße aus gesehen

Dass es auch in diesem Bereich so manche Landwirte mit dem "Grünen Band" nicht so genau nehmen bzw. ihre Schwierigkeiten damit haben, zeugt dieser Apell, doch zumindest ein Stück des Wegestreifens zu belassen und nicht auch ihn zur Privatnutzung noch umzupflügen.


Vom ehemaligen Führungsturm wandert man weiter auf dem Feldweg bis zur Straße Dahrendorf-Harpe, der K 1001, die man bereits nach einem Kilometer erreicht. 100 m weiter überschreitet man die ehemalige Grenze und wandert jetzt in Niedersachsen auf der K 7 weiter.
Vorher passiert man jedoch noch eine hölzerne, mittlerweile sehr baufällige und leider auch zugewachsene Aussichtsplattform, die es einst Bürgern aus "Westdeutschland" ermöglichen sollte, einen Blick in den Osten werfen zu können.

Teile des Geländers fehlen bereits und die Diehlen des Bodens
sind löchrig bzw. morsch.

Ob diese Holztreppen noch das eigene Körpergewicht tragen?
Das seitlich angebrachte "Grüne Band"- Logo weist den Weg.

Mit dem Überschreiten der heutigen Ländergrenzen (Sachsen-Anhalt / Niedersachsen) lässt man die Altmark hinter sich und kommt ins Wendland.


Nach insgesamt 1,6 Wanderkilometern erreicht man die kleine Ansiedlung Harpe mit derzeit 7 Häusern / Höfen.
Auf der Straße K 7 zur ehemaligen Harper Mühle

Hinter ihr bleibt man weiterhin auf der K7 und passiert nach einem weiteren Kilometer die schon lange nicht mehr in Betrieb befindliche Harper Mühle. Das Haupthaus der Mühle stammt von 1767.




Gleich hinter der ehemaligen Mühle biegt man nach rechts in einen Feldweg ein, der nach ca. 700 m links zur Kreisstraße 25 führt; auf ihr orientiert man sich rechts und erreicht so nach weiteren 600 m den Ort Thune im Landkreis Lüchow-Dannenberg.
Sehenswert ist hier die evangelische Kapelle, eine kleine "Feldstein-Saalkirche", die man passiert. Sie stammt vermutlich aus dem 13. Jahhundert; die kleine, im eigenen Glockenturm hängende Glocke datiert von 1493.

Feldstein-Kapelle in Thune

Glockenturm

Diesen kleinen Ort hat man schnell wieder auf der Straße Richtung Barnebeck hinter sich gelassen.
Nach gut 500 m verlässt man wieder Niedersachsen und wandert in Sachsen-Anhalt weiter. Gleichzeitig überquert man den Fluss "Wustrower-Dumme".


Hier war der mittige Wasserverlauf gleichzeitig auch innerdeutsche Grenze. Dort, wo sich der weiße Strich befindet bzw. die linke Mauer anfängt, dort verlief die Grenze; vorne im Bild heute Niedersachsen, dahinter Sachsen-Anhalt. Die Mühle von Barnebeck lag direkt am Wasserlauf, zu nahe für die damalige  Grenzsituation. Im Rahmen der DDR-Grenzsicherungsmaßnahmen musste die Müllerfamilie im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" ihr Anwesen im Mai 1952 verlassen; bis 1959 stranden die Gebäude der einsitgen Getreide-Mühle leer und verfielen. 1959 wurden Bewohner von Barnebeck verpflichtet, die verbliebenen Gebäude zu schleifen.



Während der ausgeschilderte Radweg des "Grünen Bandes" weiter geradeaus auf asphaltierter Straße nach Barnebeck führt, kann man als Grenzwanderer dem ehemaligen Grenzverlauf direkt folgen.


Dazu orientiert man sich rechts und wandert direkt am Harpener Mühlenbach zwischen Feldrain und dichtem Gebüsch gut 3 Kilometer ostwärts.



Auf diesem Weg gelangt man zu dem geschleiften Ort Groß Grabenstedt, von dem nur noch sehr wenig erhalten geblieben ist. Zuerst kann man noch links eine rote Backsteinscheune eines ehemaligen Gehöftes und den etwas weiter dahinter befindlichen Trafoturm aus ehemaligen Zeiten sehen.



Alles andere, was man an diesem Ort noch sehen kann, ist eine neue Scheune sowie eine moderne Biogasanlage

In dem Rundlingsdorf Groß-Grabenstedt, das erstmals 1291 erwähnt wurde, lebten nach dem Krieg etwa 100 Menschen in 7 Höfen und mehreren Häusern. Der kleine Ort hatte seine eigene Schule, eine Jahrhunderte alte Feldsteinkirche, eine eigene Feuerwehr sowie einen "Dorfkrug". Doch auch hier wohnten die Menschen aus Sicht der DDR zu nahe an der Grenze. So wurden die meisten von ihnen im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" Ende Mai 1952 nach Delitzsch in Sachsen zwangsumgesiedelt (dorthin kamen auch die Deportierten aus Jahrsau); die Anwesen wurden dem Verfall Preis gegeben. Die allerletzte Einwohnerin musste 1986 ihr Haus verlassen. Danach wurden die noch verbliebenen Anwesen eingeebnet.

Der Weg aus Feldsteinen im ehemaligen Groß-Grabenstedt

Kurios anzusehen ist auch der Friedhof von Groß-Grabenstedt, bzw. das, was von ihm übrig geblieben ist. Der "Gottesacker" durfte ab 1952 nicht mehr betreten und somit auch nicht mehr gepflegt werden.
Heute umzäunt ein zugewachsener Maschendrahtzaun den ehemaligen Friedhof, der komplett verkrautet ist. Zwei Holzkreuze findet man noch, doch die haben Nachkommen der Familien erst nach der Wende wieder aufgestellt.

Der Eingang zum Friedhof

Grabstätte der Familie Siebert
n


Ruhestätte Meyer

An der schmalen Straße erinnert ein Gedenkstein an diesen ehemaligen Ort und eine Schaustafel informiert kurz über das Schicksal dieses einst eigenständigen kleinen Ortes.



Wenn man dem Feldsteinweg etwa einem Kilometer folgt, erreicht man die Landstraße L6. Keine 200 m weiter befindet sich ein Vier-Seiten-Hof von 1895, in dem die letzten ehemaligen Einwohner von Grabenstedt mit ihren Nachfahren im Jahr 2019 noch wohnten. Dieses Anwesen überstand, da es etwas abseits der Grenzlinie und des einstigen Rundlingdorfes lag.

Nach weiteren 500 m bzw. nach insgesamt 9,5 Tageskilometern quert man eine Eisenbahnlinie, die ehemalige „Amerika-Linie“.
Diese damals doppelgleisige Bahnlinie verband ab 1873 Berlin, Magdeburg mit den [Nord-]Seehäfen Hamburg, Bremen / Bremerhaven. Auf ihr fuhren im 19. und 20. Jahrhundert die Auswanderer aus den östlichen Teilen des Deutschen Reiches, aus Russland sowie anderen ost-europäischen Staaten, um direkt an Bord von Auswandererschiffen zu gelangen, die in Richtung Amerika ablegten. Zeitweise sollen bis zu 64 Züge täglich durch den Bahnhof Bergen (Dumme) gefahren sein.





















Das ehemalige Bahnhofsgebäude

Der Bahnhof Bergen (Dumme) lag einige Kilometer abseits des Ortes nordöstlich von Grabenstedt und war somit nach der Teilung Deutschlands auch von westlicher Seite nicht mehr zu erreichen.
Mit der Grenzziehung 1945 erfolgte die Stillegung von Bahnhof sowie Gleisanlagen. Während der gesamten Zeit der deutschen Teilung existierte der Name der niedersächsischen Nachbargemeinde als Schild am östlichen Bahnhofsgebäude, das noch bis 1994 bewohnt wurde.
Eine sehenswerte historische "Postkarten- und Fotosammlung" zum Bahnhof Bergen (Dumme) findet man unter https://www.kdtroeger.de/bfalt111.htm ↗

Auf massiven Druck von Salzwedels damaligem Landrat Egon Sommerfeld wurde der Wiederaufbau als Verkehrsprojekt „Deutsche Einheit Nr. 3“ Anfang der 1990er-Jahre in Angriff genommen. 
1995 war bereits in Sachsen-Anhalt ein neues Gleis verlegt worden, das allerdings an der Landesgrenze zu Niedersachsen endete, jahrelang!
Zunächst zweigleisig geplant, wurde das Vorhaben des Zugverkehrs zwischen Salzwedel und Uelzen 1999 dann auf ein Gleis beschränkt und aufgenommen. Der zweite Schienenstrang soll nun aufgrund des derzeitig gestiegenen Güteraufkommens dieser Bahntrasse bis 2028 wieder reaktiviert werden, was allerdings nicht überall zu positiver Resonanz führt! 
Quelle: az-online.de ↗
Durch die weiterhin ungünstige Lage zu den benachbarten Orten wurde von einer Haltestation abgesehen. Somit ist künftig weder ein Bahnsteig noch ein Bahnhofsgebäude Bergen (Dumme) erforderlich.


Hinter der Bahnlinie verlässt man die links abbiegende L6 und wandert nun knapp einen Kilometer geradeaus auf der K 1378 weiter bis in den Norden von Hestedt. Nachdem man die "Alte Dumme" überquert hat, wendet man sich bei nächster Gelegenheit nach links und wandert auf einer schmalen Asphaltstraße Richtung Darsekau.

Ein Blick zurück ...

... und ein Blick nach rechts (hier verlief früher einmal ein Zubringer zu dem Kolonnenweg an der nahen Grenze). Dort, wo man auf obigem Bild den Waldrand rechts erkennen kann, verlief früher die Grenze.


Nur noch wenige Meter, und man erreicht die B 71, die man überquert.
Folgt man an dieser Stelle der Bundesstraße 200 m nach links, kommt man bei einem rechts liegenden Parkplatz zu einem Infoschild bzgl. des ehemaligen PKW-Grenzübergangs (nach Salzwedel) bzw. etwas weiter zu einem Erinnerungspunkt „Geteiltes Deutschland“.



Dort, wo in der Stele bzw. in dem Pylon heute die Zeichen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt angebracht sind, prangte ehemals das runde Staatswappen der DDR.

Zurück auf dem kurzfristig verlassenen Wanderweg kommt man geradeaus nach gut 1,5 Kilometern in einem ständigen leichten "Auf und Ab" direkt nach Darsekau.


Man verlässt den kleinen Ort über die leicht ansteigende Darsekauer Dorfstraße gen Osten und wandert zuerst durch den Wald "Seebenauer Holz", dann an seinem Waldrand entlang. Nach 600 m erreicht man einen Vollplattenweg, in den man nach links abbiegt. 


Dort, wo der Weg in das offene Feld übergeht, passiert man links eine Erdgasförder- bzw. -Pumpstation.


Nach einem weiteren Wanderkilometer kommt man in einer leichten Senke zum Grenzturm Luckau / Seebenau.  Dieser Turm war ein ehemaliger Führungsturm; er befindet sich derzeit in Privatbesitz - und in einem sehr desolaten Zustand.



Nach weiteren 500 m auf dem Vollplattenweg erreicht man wieder die ehemalige Grenze; man verlässt somit wieder Sachsen-Anhalt, betritt Niedersachsen und überquert die „Wustrower Dumme“. Vorher informiert neben alten Streckmetallzaun-Elementen eine Tafel über „Das Tal der Dumme“.



In Niedersachsen wandert man hinter dem ersten Feld und noch vor der "Wustrower Dumme" gleich wieder rechts in das Landschaftsschutzgebiet „Luckauer Holz“.
Je nach Jahreszeit sind hier die Wege, die durch das „Luckauer Holz“ führen, gesperrt, dennoch kommt man vielleicht mit einem kleinen Umweg immer wieder an die Fortsetzung des Weges, an der 
Wustrower Dumme-Brücke.
Etwa ab Tageskilometer 20,3 läuft man jetzt ca. einen Kilometer an der "Wustrower Dumme" entlang. Dabei windet sich der Weg nordostwärts durch den Wald.
Nach 23 Kilometern passiert man das links liegende „Kleingartengelände Ilsenburg“, 400 m weiter einen rechts liegenden Spielplatz mit Rastmöglichkeiten.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Bahndamm der ehemaligen Kalibahn. Entlang der "Stegel-Straße" und der "Langen-Straße" kommt man in die Ortsmitte von Wustrow, dem heutige Etappenende.

In der "Langen Straße"


Vorher passiert man noch das rechts liegende, besuchenswerte "Museum Wustrow" ↗, das von einem gemeinnützigen Verein getragen wird – seit über 40 Jahren!


Zur 50. Etappe                        Zur 52. Etappe

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