Die heutige Wanderroute (20 km - 163 Höhenmeter)
Wer ihn gestern nicht hat unternehmen können - einen kleinen Stadtbummel am Abend durch die beleuchtete Altstadt - sollte sich zumindest am heutigen Tage vor dem Start die Zeit nehmen, um dem 950-jährigen Ratzeburger Dom ↗ einen Besuch abzustatten, eines der ältesten Kirchengebäude in Schleswig-Holstein.
Seit 1881 steht auf dem Domhof des spätromanischen Backsteinbaus ein Bronzeabguss des Braunschweiger Löwen. Der Dom zu Ratzeburg ist der älteste, allerdings auch kleinste der vier sogenannten Löwendome. Zu ihnen gehören die Dome in Schwerin, Lübeck und Braunschweig. Als Löwendome werden diese vier romanischen Kirchenbauten bezeichnet, weil sie von Heinrich dem Löwen (Herzog von Sachsen und Bayern, Cousin von Friedrich Barbarossa) gestiftet wurden.
Der Ratzeburger Dom war von Anfang an auch Klosterkirche der Prämonstratenser. Aus diesem Grund kann man den restaurierten gotischen Kreuzgang des angegliederten Prämonstratenser-Klosters aus dem Jahre 1251 besichtigen.
In unmittelbarer Nähe zum Ratzeburger Dom befindet sich das Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg.
Das barocke Gebäude, eigentlich als Residenz der Herzöge des Teilherzogtums Mecklenburg-Strelitz gedacht, wenn sie in Ratzeburg weilten, wurde letztendlich doch nur der Amtssitz der herzoglichen Verwalter, später Sitz der Dompröbste.
Seit 1973 ist in dem aus Backsteinen erbauten Herrenhaus ↗ das Kreismuseum des Kreises Herzogtum Lauenburg untergebracht.
Der heutige Streckenverlauf bietet dem Wanderer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwei Optionen:
eine Möglichkeit - sie gilt insbesondere in dem Fall, wenn der Grenzwanderer außerhalb der Fährsaison in Ratzeburg ankommt - besteht darin, rechts im Nahbereich des Ratzeburger Seeufers über Römnitz, Kalkhütte, Campow und Utecht nach Norden, nach Rothenhusen zu wandern.
Wanderweg am Ostufer des Ratzeburger Sees |
Als Alternative - sie wird in dieser Tagesetappe beschrieben - besteht die Möglichkeit, eines der Ausflugsschiffe zu nehmen, um die 10 Kilometer lange Strecke von Ratzeburg nach Rothenhusen für 12 € (Einfache Fahrt; Stand 2021) auf dem Ratzeburger See zu bewältigen.
Fähranlegestelle in Ratzeburg Entnommen: Infotafel vor Ort |
Am Landungssteg in Ratzeburg |
In dieser Etappenbeschreibung nimmt man am Fähranleger in Ratzeburg das Schiff, das den Passagier nach Rothenhusen bringt.
Fähranleger in Rothenhusen |
Der Blick zurück in Rothenhusen auf den Ratzeburger See (vom Fähranleger aus gesehen) |
Vom dortigen Fähranleger ist es nicht weit bis zur einstigen Zollstation, dem Fährhaus Rothenhusen.
Im Jahre 1583 errichtete die Hansestadt Lübeck auf der kleinen Insel nördlich des Ratzeburger Sees zur Wahrung ihrer Rechte eine Schanze mit Geschützen, um Übergriffe der Herzöge von Sachsen-Lauenburg abwehren zu können, sowie eine Zoll- und Fährstation.
In dem aus Backsteinen errichteten Fachwerkhaus lebte der Fährmann; er verdiente seinen Unterhalt u.a. mit Zolleinnahmen, ab 1806 auch von Schankeinnahmen. An der Südseite des Hauses prangt zwischen zwei Fenstern der Lübeckische Doppeladler (aus dem Jahr 1583). Es dokumentiert die Bedeutung des Hauses, das seit 1968 unter Denkmalschutz steht und vor gut 5 Jahren zu einem gern aufgesuchten Ausflugslokal umgebaut wurde.
Quelle: das Fährhaus Rothenhusen ↗
Das Haus lag gleichzeitig an dem mit 15 Kilometern sicherlich kürzesten Fluss in Deutschland, der Wakenitz. Der Fluss entwässert den Ratzeburger See und ist ein rechter Nebenfluss der Trave.
Nachdem man eine kleine Brücke überschritten hat, läuft man links der Wakenitz vor zum Rothenhusener Weg.
Die Wakenitz mit Bogenbrücke (von 2009) |
Das rechte Ufer der Wakenitz bildet heute über weite Strecken die Grenze zwischen den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern; vorher verlief hier die innerdeutsche Grenze.
Seit dem Jahr 1927 gab es an dieser Stelle bereits eine hölzerne Straßenbrücke, die nach der Grenzöffnung wieder instand gesetzt wurde. Im Jahr 2008 erfolgte ihr Abriss und 2009 sollte sie durch eine neue ersetzt werden. Der BUND wollte sich dafür eine Ausgleichszahlung an die Stiftung Biosphärenreservat Schaalsee erstreiten - vergebens.
Links an der Straße befindet sich ein Parkplatz, der Kanuten dient, ihre Ausrüstung ein- bzw. auszuladen. Gleichzeitig erhält man anhand zweier Hinweistafeln Informationen zum Naturschutzgebiet "Wakenitz" und den hier möglichen bzw. erlaubten Sportarten.
Etwa 400 m muss man nun nach links der Straße bis zu einem Parkplatz folgen. Hier biegt man rechts ab, quert den Platz und läuft auf dem hier verlaufenden Drägerweg in den Wald weiter hinein.
Der etwa 18 Kilometer lange Weg existiert seit 2007 als durchgängiger Wanderweg zwischen Lübeck und Rothenhusen und verläuft annähernd parallel zur Wakenitz.
Die Namesbezeichnung bezieht sich auf den früheren Lübecker Fabrikanten Heinrich Dräger, dessen Stiftung organisatorisch und finanziell zur Verwirklichung dieses Wanderweges beigetragen hat.
Sehr schlecht ist jedoch die Beschilderung des Weges. Anstelle von in Sichthöhe angebrachten Hinweisen muss der Wanderer am Wegesrand liegende gravierte Steine suchen, die teilweise auch noch schlecht zu lesen sind. Hinzu kommt, dass sich diese Granitfindlinge nur allzu gerne hinter dichtem Gras verstecken und so kaum zu erkennen sind.
Man wandert auf diesem Drägerweg für etwa 1,4 Kilometer, um bei der nächsten ausgeschilderten Kreuzung nach Schattin nach rechts zu folgen.
Nach 400 m erreicht man das Ende eines breiten asphaltierten Weges, der jedoch leicht rechts als schmaler Weg seine Fortsetzung findet.
Der breite Asphaltweg führte früher einmal zur Brücke über die Wakenitz und dann in das dahinter liegende Dorf Lenschow. Da mit Ende des 2. Weltkrieges jedoch die Wakenitz zum Grenzfluss wurde, war ein ungehindertes Passieren dieser Brücke nicht mehr möglich. 1945 wurde die Brücke auf DDR-Seite gesperrt und Pfingsten 1952 wurde die östliche Brückenauffahrt abgerissen. Die Reste der Brücke auf lauenburgischer Seite wurden 1975 wegen Baufälligkeit abgetragen.
Wenn man rechts weitergeht, kommt man zu der im Jahr 2008 für Fußgänger und Radfahrer errichteten Brücke über die Wakenitz.
An der "Wegkreuzung" findet man die Skulptur „Grenzen überwinden“ des in Schattin ansässigen Bildhauers Claus Görtz. Er schuf sie aus den Schlagbäumen der Innerdeutschen Grenze, die auf den Brückenrampen der ehemaligen Brücke standen. Die Skulptur zeigt einen Menschen, der sich aus der Grenze, den Resten der Metallrohre der ehemaligen Schlagbäume, nach oben streckt.
Infotafel am Mahnmal "Grenzen überwinden" |
Das obige Schild, wie es zum Zeitpunkt seiner Aufstellung aussah (und damit auch wesentlich besser lesbar), kann man sich auf der Seite "Lenschow-in-Memoriam" ↗ ansehen.
Kurz vor der Fußgängerbrücke von 2008 über die Wakenitz |
Blick von der Brücke südwärts auf den "Langen Jammer" der Wakenitz; links befindet sich das Naturschutzgebiet „Wakenitzniederung“ in Mecklenburg-Vorpommern, rechts das Naturschutzgebiet „Wakenitz“ in Schleswig-Holstein.
Die Erstellungskosten für diese 2 m breite Stahlbrücke mit einer Spannweite von 28 Metern betrugen 240.000 €.
Mit Überquerung der Brücke übertritt man heute die Ländergrenze nach Mecklenburg-Vorpommern, früher verlief hier die "Staatsgrenze-West der DDR".
Früher existierte in diesem Bereich die strauch- und baumlose Grenze, heute hingegen findet man sich in einem dichten Naturwald wieder, der dem "Grünen Band" zuzuordnen ist.
Etwa 200 m hinter der Brücke trifft von rechts ein stark zugewachsener Weg auf den hier begangenen, den ehemaligen Kolonnenweg.
Eines der kuriosesten Schilder, die man auf dem Weg entlang der innerdeutschen Grenze finden kann, steht hier mitten im Wald. "KEIN WINTERDIENST". Wohlgemerkt, es handelt sich um einen Weg für Fußgänger, Reiter aber auch Fahrradfahrer.
Etwas weiter steht eine Hinweistafel, der diesen Landschaftsabschnitt richtig beschreibt: "Amazonas des Norderns". - Nur etwas wärmer müsste es sein. Sumpfiges Gelände, moorige Bereiche und üppige Vegetation prägen diesen Bereich nahe der Wakenitz.
Wenn man aus diesem doch recht feuchten Waldareal heraustritt, öffnet sich vor einem ein weites Feld, auf dem im zurückliegenden Sommer vereinzelt Sonnenblumen blühten.
Links findet der Wanderer eine Gedenkstätte mit einer Rastmöglichkeit. Hier wird an den ehemaligen Ort Lenschow erinnert, der 1975 den Grenzsicherungsmaßnahmen zum Opfer fiel. Damit die Erinnerung an das geschleifte Dorf lebendig bleibt, hatte man im Jahr 2009 einen Gedenkstein mit der Inschrift "Lenschow in Memoriam" aufgestellt, der mit drei frisch gepflanzten Linden umgeben wurde.
Anfang der 60-er Jahre wurde zuerst ein hölzerner Beobachtungsturm errichtet, Jahre später einer aus Betonfertigteilen. Seine Fundamente sind heute noch zu sehen.
Von dieser Gedenkstätte wandert man auf einem Feldweg etwa 600 m geradeaus, um dann nach rechts auf eine aus Betonplatten bestehende Zubringerstraße abzubiegen. Sie führt nach 300 m zu der ehemaligen Grenzkaserne des Grenzbattallions Schattin, der 10. Grenzkompanie des 6. Grenzregiments „Hans Kollwitz“.
Nach der Wende waren die nicht gerade einladenden Kasernengebäude vorübergehend ein "Waldhotel", dann ein Wohnheim. Nichts davon ist geblieben. Ein Gebäude wurde sogar abgerissen. Ein Reiterhof ist / war geplant. Heute existieren nur noch Wohnungen in einem Gebäude, viele stehen allerdings noch leer.
Hinter der ehemaligen Panzerhalle stehen Fahrzeuge eines Kfz-Handels.
Man passiert das nicht gerade einladende ehemalige Kasernengelände und läuft geradeaus weiter in den Wald.
Nach einem weiteren Wanderkilometer durch den Wald kommt man an eine asphaltierte Straße, der man nach links folgt. Sie führt unmittelbar zu einer Brücke, auf der man die Autobahn A 20 (Lübeck - Stettin) überquert. 300 m hinter der Brücke, dort, wo man den Wald verlässt, orientiert man sich auf dem Weg nach rechts. Links existierte einmal die "Herrnburger Binnendüne" und eine damit verbundene Heidelandschaft, doch mit der Einrichtung der DDR-Grenzsicherungselemente wurde diese Landschaft nicht nur eingeebnet, sonders stellenweise als landwirtschaftliche Ackerfläche genutzt. Heute ist es ein FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet), ein Schutzgebiet für Natur- und Landschaft.
Wenn man den Wald endgültig verlassen hat, trifft man auf einen Parkplatz mit Rastmöglichkeiten. Von hier hat man noch einmal einen Blick zurück auf das ehemalige Gelände der Binnendüne.
Die "Straße Schattin" schon im Blick wendet man sich auf ihr nach links Richtung Herrnburg. An der nächsten Straßenkreuzung trifft man auf die Hauptstraße, die Landstraße L 02.
Der Weg führt den Wanderer vorbei an der einschiffigen evangelisch-lutherischen Kirche, die ihren Ursprung im Anfang des 13. Jahrhunderts hat. Das Gebäude ist der Backstein-Gotik zuzuordnen. Der mächtige Kirchturm ist jünger und wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor die Westseite des Kirchenschiffes gesetzt.
Von hier bis zum Bahnhof in Herrnburg, dem Ende der heutigen Wanderetappe, sind es nur noch 700 Meter.
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