Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 55 - Lenzener Narrenfreiheit

55 - Lenzener Narrenfreiheit

Auf dem Weg von Schnackendorf nach Mödlich bietet sich ein Abstecher in die Stadt Lenzen und dort in das BUND-Besucherzentrum sowie in die Burg Lenzen an.

Vor dem Burgeingang wird man von der “humorigen” Figurengruppe des Künstlers Bernd Streiter ↗ begrüßt. Sie trägt den Namen “Lenzener Narrenfreiheit” und entstand 2009. Die Skulpturen erinnern an den Lenzener Amtmann Gijsels van Lier (1593-1676), der nach dem 30jährigen Krieg die Stadt Lenzen ab 1651 wieder aufbaute, teilweise mit etwas ungewöhnlichen Methoden. Seine damaligen Kritiken an den Zuständen in der Stadt sind in den Figuren wiederzufinden und durchaus auf heutige Probleme zu übertragen. Er fasste seine Beschwerden in einem Brief an den Kurfürsten von Brandenburg zusammen und bat um Befugnisse, um die schlimmen Zustände beenden zu können.
Als erste Figur lädt Till Eulenspiegel ein, sich der Erkenntnis der eigenen Qualitäten und Unvollkommenheit zu stellen, sowohl aus damaliger als auch aus heutiger Sicht. 

Til Eulenspiegel

Es folgt ein auf einem riesigen Haufen sitzender “ehrbarer Bürger”, der diesen recht menschlich noch vergrößert. Die Beschwerde des Herrn van Lier war damals: “Wie kann man ‘ellenhohen’ Mist in den Straßen der Stadt akzeptieren?"

Ehrbarer Bürger

Die nächste Bronzefigur symbolisiert die Ungebildetheit - Herr van Lier forderte berechtigt, dass mindestens die Schulzen oder Richter lesen und schreiben können müssten.

ungebildet

In der Stadt Lenzen muss in den Jahren um 1650 wild und ohne Regeln gebaut worden sein, denn die nächste Figur zeigt einen Zimmermann mit einem windschiefen Haus. Von Stadtplanung war damals anscheinend nicht viel bekannt.

Schiefes Haus

“Überflüssiges Saufen und Schwelgen” war dem Herrn van Lier wohl auch ein Dorn im Auge, denn er beschwerte sich im Besonderen darüber, dass sogar am Sonntag während der Gottesdienste der Ausschank möglich war, was teilweise zu bösen Schlägereien führte.

Schlägerei

Seine größte Beschwerde traf die Richterschaft der Stadt, die nicht mehr nach Gesetzen, sondern nur nach der Phantasie urteilten, was zu einer allgemeinen Rechtlosigkeit führte.

Richter

Die letzte Bronzeskulptur zeigt den Amtmann van Lier persönlich. Sein Sarg stand in der Kirche von Mödlich und wurde im März 1888 nach einem fürchterlichen Hochwasser aus der Kirche gespült. So schwamm der Herr van Lier, der vor seiner Zeit als Amtmann von Lenzen als holländischer Admiral auf den Weltmeeren unterwegs gewesen war, mit seinem makaberen Schiffchen durch die Elbauen. Der Sarg und der übrigens nicht verweste Leichnam wurden jedoch nach der Flut wieder in die Mödlicher Kirche zurückgebracht.

Amtmann van Lier

Quellen:

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