Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 27 - Von Berka nach Herleshausen

27 - Von Berka nach Herleshausen

Die heutige Wanderroute (24 km - 686 Höhenmeter)


Interessant und abwechslungsreich scheint heute der etwas längere Weg durch den „Thüringer Zipfel“ mit seinen vielen Rast- bzw. Schutzhütten zu werden.
Wo immer man in Berka auch startet, man muss zuerst auf der L 1022 über die Werra-Brücke und bei der nächsten Gelegenheit nach rechts.
Noch ehe man den nächsten Ortskern erreicht, kommt man nach 2,5 Kilometern an der kleinen Kirche von Untersuhl vorbei. Davor liegt rechts der örtliche Friedhof mit einem sowjetischen Ehrenfriedhof und Ehrenmal für 107 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.
Beim Bau der nahegelegenen Richelsdorfer Talbrücke mussten 550 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion und anderen europäischen Staaten bis zur Einstellung der Bauarbeiten Zwangsarbeit leisten. An 107 verstorbene Russen erinnerte in Lagernähe einmal ab 1954 ein Mahnmal im Langengrund zwischen Richelsdorf und Untersuhl; es musste dort sogar der Ziehung des DDR-Grenzzaunes weichen und wurde 1977 an den Rand des kommunalen Friedhofes versetzt.


Die evangelisch-lutherische Rund-Kirche in Untersuhl weist Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert auf.

Vom Kirchplatz führt der Wanderweg auf der Straße „Am Bach“ vor bis zur Landstraße L 1021.
Ein Links-Rechts-Schwenk führt zu einer Unterführung der Eisenbahnlinie Wildeck - Gerstungen, die man nach 3 Kilometern erreicht.
Nicht weit von hier, hinter dem großen Gewerbegebiet, steht noch ein Grenzturm, der Teil eines 1,2 Kilometer langen Grenzlehrpfades mit mehreren sehr informativen und lehrreichen Stationen im Wildecker Ortsteil Obersuhl ist.



Nach weiteren 600 m unterschreitet man die heutige Weihetalbrücke der A 4 (ehemals geplante  Richelsdorfer Talbrücke).
Zwei der alten Brückenpfeiler der nie fertig gestellten Richelsdorfer Talbrücke aus der NS-Zeit sind heute noch als Denkmal erhalten und links zu sehen.



Die anderen fünf Pfeiler wurde 1992 abgerissen, als man eine komplett neue Brücke, die jetzige Weihetalbrücke, errichtete.
Die Bundsandsteine der ehemaligen Pfeiler konnten für den Bau des Altvaterturms verwendet werden(siehe Etappe 5 dieses blogs).

Im nahegelegenen Richelsdorf gibt es eine Kupferstraße, die an die Vorkommen dieses Erzes in doeser Region indirekt erinnert. Doch der Ort ist teilweise erheblich mit Arsen belastet! Viele private Grundstückbesitzer sind davon betroffen.
Grund: Landgraf Karl von Hessen, ließ im frühen 18. Jahrhundert in Kassel den monumentalen Herkules sowie den Bergpark erbauen. Das u.a. hierfür benötigte Kupfer kam aus dem Bergbau des "Richelsdorfer Gebirges". Der Weihebach spült seitdem die Abfallprodukte vom Bergbau zu Tale und dort in die Böden.
Wer derzeit für die sehr teure Bodensanierung aufkommen muss, - wohl die Grundstücksbesitzer selbst!

Jetzt folgt man wieder dem Grenzwanderweg bzw. der Straße „Am Berg“, unterquert ebenfalls die Zubringerstraße zur Autobahn,  ehe man sich nach bisher fast vier Kilometern halb rechts bergwärts wendet. Von 230 m auf 320 m steigt nun der Weg auf zum Fuldaischen Berg zu einem Rastplatz mit Schutzhütte.

Das Schild zum Fuldaischen Berg deutet die Richtung richtig, doch der kleine Pfad ist am Anfang komplett zugewachsen. So muss man den etwas längeren Fahrweg nehmen.


Wenn man auf dem Fuldaischen Berg ankommt und aus dem Wald heraus tritt, hat man diese Fernsicht gen Osten. Die Felder sind längst abgeerntet und für den Winter vorbereitet.


Nach Südosten hin hat man diese Aussicht; am Horizont noch ein letztes mal ein Blick auf den "Monte Kali".

Kurz danach erreicht man schon den Rastplatz Flugwache:
Von hier hat man einen Panoramablick auf das Gerstunger Talbecken der Werra.
Während  im Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle eine „Flugwache“ existierte, wurde dieser Bergsporn auch zu DDR-Zeiten noch als Beobachtungspunkt genutzt (ehemaligen Postenpunkt 801).


So sehr man hier bei schönem Wetter die Aussicht genießen kann, so wenig wird dies im direkten weiteren Verlauf des Wanderweges (ehemaligen Grenzweges) möglich sein, denn man betritt nun immer dichter werdenden Wald. 
Man folgt dem Kolonnenweg und bleibt damit immer in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Grenzführung.

Vornehmlich schnellwachsende Birken haben das nahe Umfeld des Kolonnenwegs für sich eingenommen. Allein der Streifen bis zum noch deutlich erkennbaren Kfz-Sperrgraben wird aktiv freigehalten.

1,5 Kilometer hinter dem Rastplatz Flugwache (bisher 6,5 Kilometer) erreicht man eine nächste Schutzhütte mit Spitzdach, die Rimbachs Ruh.


Etwa 100 m von ihr befindet sich in süd-süd-westlicher Richtung ein historischer Grenzstein.
Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (mit seiner Landeshauptstadt Weimar) bestand von 1741 bis zur Novemberrevolution 1918.
Damals gesetzte Grenzsteine sind heute noch zum größten Teil vorhanden; oft ist sogar, wenn auch stark verwittert, noch das Wappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach erkennbar. Das in Stein gemeißelte Wappen zeigt im Gegensatz zu den ansonsten sehr vielen filigranen Bildern und Zeichen im Zentrum des Wappens nur (5) horizontale Balken mit einem diagonal durchlaufenden Strich - das ursprüngliche Wappen von Sachsen. Auf der anderen Seite der Steine lassen sich fortlaufende Nummern und Jahreszahlen erkennen.
Diese Grenzsteine stellten früher, zu Zeiten der innerdeutschen Grenze und heute noch den Grenzverlauf u.a. im mitteldeutschen Gebiet der Werra dar.
Bemerkenswert: oben auf den historischen Grenzsteinen befinden sich oft zwei Linien; sie zeigen jeweils in Richtung des nächsten Steins und geben damit den Verlauf der  Grenzlinie vor. Neuere Grenzsteine aus Granit hingegen, die die alten verwitterten ersetzten, sind quadratisch von ihrer Grundfläche und haben auf ihrer Oberseite ein Kreuz.


Nun sind es weitere 900 m bis zur nächsten Schutzhütte am Berg Stillmes (420 m). Hier steht die Stillmess Ruh - Hütte.




Abwärts auf etwa 300 Höhenmetern geht es die nächsten 1,6 Kilometer wieder durch Wand auf einem immer ungepflegteren Kolonnenweg bis zur nächsten Schutzhütte am Blankenbach. Hier findet man die
Blankenbacher Tal - Hütte.



Hier könnte man rechts abbiegen und so die heutige Etappe etwas verkürzen, doch wer auf dem Kolonnenweg weitergehen will, muss nicht nur geradeaus, sondern zuerst einmal extrem steil bergab, um dann ebenso wieder aufzusteigen.


Hinzu kommt, dass man jetzt wieder in einem fremden Revier wandert, das der Wildschweine!
Wer aber wandert schon hier auf diesem Weg, der bis zur Wiedervereinigung nur wenigen NVA-Spoldaten zugänglich war und sonst komplettes Sperrgebiet.


Der nächste Kilometer zeigt sich also "leicht wellig", aber dann steigt der Kolonnenweg wieder von 320 auf 460 Höhenmeter an, brutal steil!


Auf dem Bild ist es eigentlich nicht zu erkennen, aber hier kommt man zu Fuß fast nicht hoch, geschweige denn mit einem Fahrzeug. Zu erkennen sind an einigen Stellen noch Stufen, doch an deren hölzernen Elementen hat der Zahn der Zeit genagt.
Nach schweißtreibenden Minuten und einigen Pausen gelingt aber auch dieser Anstieg, wo erneut eine Schutzhütte auf den Wanderer wartet. Es handelt sich um die Armsberg Hütte.


Direkt neben der Hütte kann man noch einen ehemaligen DDR-Grenzstein sehen. Einen weiteren Stein mit der Inschrift "Hier ruhen die Tage der EK"  (EK = Entlassungskandidat) weist auf  NVA-Soldaten hin, die hier ihre Zeit "verbrachten".



Ein kurzes Stück geht es nochmals bergwärts in den Kohlbachswald. Dabei sind "kleinere Hindernisse" zu umgehen.


Aber auch größere! Allein die Grenzsteine rechts und links des Weges geben einem die Sicherheit, sich noch auf dem "Grenzweg" zu befinden.




Solch alte Grenzsteine kommen in diesem Wegabschnitt besonders gehäuft vor.
Etwa 700 m hinter der Armsberg-Hütte erreicht man den Großen Armsberg mit einem Gipfelkreuz.


Hier gibt es sogar ein Gipfelbuch. In Einträgen (etwas älteren) konnte man lesen, dass sich sogar Mountain-Biker bis hier hoch durchgeschlagen haben, aber bei "Allen Heiligen" geschworen haben, es selbst ansatzweise nie wieder zu versuchen.
Denn der weiterführende Weg war zwar etwas besser als mein bisher gegangener, dennoch selbst nicht einmal für Cross-Biker zu empfehlen.


Nach weiteren 700 m fällt der Weg bis man eine Begräbnisstätte mitten im Wald passiert. Sie ist nicht ausgeschildert und der schmale Stichweg lässt nicht vermuten, was man an seinem Ende finden könnte.
Es handelt sich um die Grablege derer von Treusch von Buttlar bzw. von Klitzing.
Hans Ulrich von Klitzing (1920-2012) z.B., dem hier ein Gedenkstein gewidmet ist, war 40 Jahre Mitglied des Lions Clubs Kassel. Er kam aus dem Haus Grünfelde (Ostpreußen) und war verheiratet mit der verw. Frfr. Treusch von Buttlar-Brandenfels, geb. Eberts.
Auffallend: sehr hohe Rhododendron-Büsche wachsen hier, im Frühsommer sicherlich schön blühend, ungestört im Wald an einem jahrhundertealten Familiengrab, das das alte Wappen derer von „Treusch von Buttlar“ ziert.


Nördlich der Grabstätte liegt das hessische Forstgut Berlitzgrube.  -  GPS 51.014943,10.050963
Es ist aber vom Grenzweg bzw. selbst von der Grabstätte aus nicht zu sehen. Das Forstgut Berlitzgrube liegt abgeschieden - nur 100 Meter vom "grünen Band" bzw. der ehemaligen Innerdeutschen Grenze entfernt. Es beinhaltet u. a. ein denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude, das sich sich seit 500 Jahren in Familienbesitz der Freiherren Treusch von Buttlar und Brandenfels befindet.

Das Haus und die meisten Nebengebäude wurden im Jahre 1939 erbaut. Nach 1945 wurde mehr als 20 Jahre lang Obstbau, Selbstversorgung sowie Forstwirtschaft betrieben. Danach diente das Anwesen als Sommersitz. Der umliegende Wald war und ist ein gern genutztes Jagdrevier.

Bergab führt nun der Wanderweg für gut einen Kilometer zur Dittmanns Ruh.


Von hier hatte man früher bis zur Wartburg sehen konnen, doch der mittlerweile kräftige Wuchs der Büsche und Bäume verhindert dies.


Zu DDR-Zeiten existierte hier der ehem. Beobachtungsposten 732, mit sicherlich freier Sicht!
Danach führt der abfallende Wanderweg ein Stück weiter auf dem Kolonnenweg und biegt dann rechts  Richtung Herthgraben ab. Nach wiederum gut einem Kilometer erreicht man erneut eine Schutzhütte, die Schorch Hütte.

Immer weiter abwärts führt der Wanderweg und nach 500 m (bisher 16 Tageskilometern) hat man die Unterführung unter der A 4 erreicht.
Nach weiteren 300 m befindet man sich im Zentrum von Neustädt.
Hier ist die Erlöserkirche sehenswert. Es handelt sich um eine sehr schmale Kirche, zusammen mit dem Pfarrhaus und der ehemaligen Schule.
Die Erlöserkirche von Neustädt wurde als einfache Dorfkirche von 1739 bis 1741 mit Hilfe des Herzogs Wilhelm Heinrich von Eisenach errichtet. Der Taufstein soll noch aus dieser Bauzeit stammen.


Vor der Kirche findet man diesen Hinweis, dass man sich auf dem 51. Grad nördlicher Breite befindet.


Interessant auch dieser Brunnen vor der Kirche, der den Betrachter eigentlich in eine andere Region Europas versetzt.


Auf der Eisfeld-Straße und anschl. der Kreisstraße K 505 (Brunnenstraße) wandert man nach Norden, überquert die Eisenbahnlinie und kommt nach 500 m über die Werra-Brücke nach Sallmannshausen.

Blick vor der Werra-Brücke auf Sallmasshausen

Auch hier ist die Marien- Kirche mit ihrem gotischen Kreuzgewölbe und einem Flügelaltar (um 1500) einen Besuch wert.

Im nahen Gasthaus könnte man sich - wenn geöffnet - nach bisher 17,5 Tageskilometern ruhig eine kurze Rast gönnen. Wenn nicht, ruht man sich einfach beim Lesen der Dorfgeschichte aus, ehe man weiter geht.


Entlang der Kreisstraße K 505 (Rennsteigstraße / Werratal-Radweg) verlässt man diesen kleinen thüringischen Ort und folgt den ausgeschilderten Routen entlang der K 505 Richtung Lauchröden.

Vor der Fußgängerbrücke in Lauchröden befindet sich erneut eine kleine Schutzhütte mit Informationstafeln. Die ehemals steinerne Brücke über die Werra von 1898, die die beiden Dörfer Herleshausen und Lauchröden verband, wurde in den letzten Kriegstagen 1945 von den Amerikanern gesprengt. 1997 wurde ein Ersatzbauwerk nur für Fußgänger, Radfahrer errichtet.


Blick von der Brücke auf die Werra

Das erste, provisorische Ersatzbauerk über die Werra


Eine Lindenallee führt Richtung Herleshausen. Auf der anderen Seite der Brücke erhält man historische Informationen und etwa 100 m weiter befindet sich rechts die Statue "Aus der Enge in die Weite".


Nach weiteren 1,5 Wanderkilometern ist man am heutigen Etappenende angekommen, am
Bahnhof Herleshausen.

Heute ist es nur noch ein ehemaliger Grenz-Bahnhof für Zeitgeschichte mit Ausstellungsräumen, die an jedem ersten Wochenende im Monat von 09.00 Uhr - 18.00 Uhr geöffnet sind.


Dieser Ort verbindet sich auch schwerpunktmäßig mit der Geschichte der späten Kriegsheimkehrer aus der Sowjetunion. Herleshausen war ihre erste Station in der Bundesrepublik.




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