Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 23 - Point Alpha

23 - Point Alpha

Sehenswürdigkeiten am Rand

An exponierter Lage bei Geisa standen sich über vierzig Jahre die Soldaten der Nato und des Warschauer Paktes bzw. die west- und ostdeutschen Grenzsoldaten “Auge in Auge” gegenüber.
Heute befindet sich dort das “Blaue Haus”, das “Haus auf der Grenze”, mit seinen Ausstellungen zur Grenze und zum “Grünen Band” durch den BUND. 


Rechts des Hauses beginnen der “Weg der Hoffnung” und in die andere Richtung ein Weg für einige hundert Meter auf dem ehemaligen Kolonnenweg entlang der ehemaligen Grenze an verschiedenen Demonstrationen der Grenzanlagen vorbei. Danach erreicht man das ehemalige US-Camp “Point Alpha” mit dem “westlichen” US-Beobachtungsturm. Direkt gegenüber befindet sich der ehemalige DDR-Führungsturm.


Point Alpha war einer von vier Beobachtungspunkten (observation posts/OP), die von den US-Amerikanern im Bereich der sogenannten “Fulda Gap” (“Fuldaer Lücke” zwischen Herleshausen und Bad Neustadt/Saale) eingerichtet wurden. Man befürchtete in den Zeiten des “Kalten Krieges” (Konflikt zwischen West- und Ostblock mit erwarteter militärischer Auseinandersetzung) einen Überfall der Truppen des Warschauer Paktes und hielt aufgrund der geographischen Gegebenheiten die “Fulda Gap” für eine wahrscheinliche Einmarsch-Region.

Die Amerikaner und auch die Bundeswehr gingen davon aus, dass ein entsprechender Vorstoß durch die Fulda-Gap, in der sich motorisierte schwere Verbände leicht hätten bewegen können, dazu geführt hätte, dass sich die russischen Verbände dann teilen, die rechte Flanke nach Norden in die norddeutsche Tiefebene vorstößt, die Mitte sich Richtung Rhein bewegt und die linke Flanke Richtung Frankfurt, Stuttgart usw. Man ging davon aus, dass die Russen im Rahmen eines konventionellen Krieges in ca. 4 bis 6 Wochen den Atlantik erreichen würden. Um die russische Armee von einem konventionellen Krieg abzuhalten entwickelten die Amerikaner die Strategie der "Flexible Response", was für die Russen bedeutete, dass die NATO sich vorbehielt, mit taktischen Atomwaffen auf einen Vorstoß durch die Fulda-GAP zu antworten. Das hätte u.a. die atomare Zerstörung der Bahnhöfe zwischen der SU und Polen bedeutet, weil dort die Umrüstung der russischen Eisenbahnspurweite auf die europäische Spurweite erfolgt. Die Zerstörung dieser Einrichtungen hätte die Russen vor große Logistikprobleme gestellt. Aber auch die DDR und Teile der BRD wären von Atomwaffen bedroht gewesen.

Übrigens löste die Strategie der "Flexible Response" die Strategie der "Massive Retaliation" ab, die beinhaltete, dass jeglicher Angriff auf das Gebiet der Nato mit einem massiven strategischen Nuklearschlag beantwortet werden solle.
Quelle: W. Endisch - 2021

Neben Point Alpha gab es noch Point India, Point Oscar und Point Romero. Von Point India existiert noch ein Beobachtungsturm, die anderen beiden “observation posts” sind verschwunden - es gibt jeweils nur noch eine Erinnerungstafel.

Point Alpha entwickelte sich schnell zu einem größeren Camp, in dem Soldaten des 11. Armored Cavalry Regiment (“Panzeraufklärungsregiment”) stationiert waren. Dieses Regiment trägt ein schwarzes Pferd als Wappen, weswegen sie als “Black Horse”-Regiment bezeichnet werden.
Nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten wurde das Camp vor dem Abriss durch einen Förderverein Point Alpha und die Point Alpha-Stiftung, die gemeinsam die Trägerschaft übernahmen, bewahrt. So konnte der Ort zum Zeitzeugnis und zu einem Lernort der Geschichte werden. 
Direkt neben dem Eingang zum Camp kann man zunächst den renovierten Beobachtungsturm besteigen.


Auf dem gesamten, “eingezäunten” Gelände sind militärische Fahrzeuge ausgestellt.


Auf dem weiteren Weg kommt man zunächst an der Baracke C (ehemaliger Sport- und Freizeitbereich des Camps) vorbei. Hier befindet sich heute das Gedenkstätten-Bistro “Black Horse Inn”.

In der ehemaligen Baracke B ist der Themenbereich “Everyday Life” untergebracht. Bspw. geht man in der Baracke einen Gang entlang, an dessen Wänden lebensgroße Fotomontagen von Soldaten hängen, die hier stationiert waren. Man kann einiges über sie lesen und erfahren. Hier werden auch Geschichten erzählt, die die Soldaten im Privatbereich erlebten. So wird vom ersten farbigen Soldaten erzählt, der in Fulda an den Karnevalsveranstaltungen teilnahm; er ist übrigens nach seinem Ausscheiden aus der Armee in Deutschland geblieben. Viele andere Geschichten, die das Zusammenleben der amerikanischen Soldaten und der hessischen Bevölkerung beleuchten, finden Erwähnung.

Die Präsentationen in der ehemaligen Baracke A haben den Schwerpunkt, die Geschichte, den militärischen Alltag und die strategische Bedeutung von “Point Alpha” näher zu beschreiben.
An verschiedenen Stationen wird der “Kalte Krieg” erklärt . Es wird auf die “Stellvertreterkriege” in Korea, Vietnam und Afghanistan eingegangen. Die Berliner Luftbrücke (1948/49) nach der Berlin-Blockade durch die Sowjetunion wird beschrieben. Die Kuba-Krise (1962), die durch die Stationierung russischer Atomwaffen auf Kuba entstand und die Welt in die Nähe eines Atomkrieges brachte, ist ein Thema. Ebenfalls wird über den Konflikt um die Mittelstreckenraketen Ende der 70er Jahre als ein weiterer Streitpunkt zwischen West und Ost informiert.

Alle diese Punkte zeigen, wie nah sich die Soldaten von Point Alpha in manchen Jahren einer möglichen Kriegsgefahr gesehen haben müssen.

Die Besucher können durch die umfangreichen Präsentationen der Gedenkstätte Point Alpha zahlreiche Eindrücke gewinnen, die ihnen das Verständnis für die Vergangenheit leichter machen, und die so den einen oder anderen politischen Zusammenhang besser verstehen lernen.

Quelle und weiterführende Informationen: https://www.pointalpha.com 

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