Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 49 - Von Zicherie nach Hanum

49 - Von Zicherie nach Hanum

Die heutige Wanderroute (18 km - 266 Höhenmeter)


Der heutige Wandertag entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze beginnt am Tiergehege bzw. am Hotel Hubertus / Bushaltestelle Zicherie Tiergehege.
Man wandert etwa 500 m auf dem rechts befindlichen Fuß- und Randweg entlang der B 244, Wolfsburger Straße, Richtung Zicherie. Dann nimmt man die erste Möglichkeit rechts, den Alten Schulweg, um weiter geradeaus auf dem folgenden Drömlingsweg nach Zicherie zu gehen. Nach 800 m erreicht man die Böckwitzer Straße, in die man rechts einbiegt. Nach knapp 300 m hat man die ehemalige Grenzlinie erreicht, die die Orte Zicherie und Böckwitz voneinander trennte.


Ähnlich wie in Mödlareuth wurden die einst eng verwobenen Orte Zicherie und Böckwitz durch die innerdeutsche Grenze getrennt.
Unscheinbar, dennoch direkt an der Straße, findet man diesen alten Grenzstein, der die ehemaligen Landkreise Isenhagen (ab 1932 Gifhorn in der preußischen Provinz Hannover), heute zu Niedersachsen gehörend, und den Landkreis Salzwedel, zu Sachsen-Anhalt gehörend, aufzeigt.





Auf der etwa 100 Meter langen Straße zwischen dem Doppeldorf Zicherie-Böckwitz wurde ab 1952 die innerdeutsche Grenze errichtet, zunächst mit einem Bretterzaun, dann mit einer Mauer. Auch wurden einige grenznahe Häuser in Böckwitz abgerissen. In der Folge waren nachbarschaftliche Beziehungen  nicht mehr möglich. So hatte der Schützenverein nur noch Mitglieder aus Zicherie, der FC Zicherie musste ohne die Fussballspieler aus Böckwitz 1953 seinen Spielbetrieb einstellen. 1958, am Vortag des fünften Jahrestages des Aufstands vom 17. Juni 1953, wurde in Zicherie ein Findling mit der Aufschrift „Deutschland ist unteilbar“ aufgestellt.


Der Wunsch ging erst 1989 in Erfüllung.


Doch in den Jahren davor erlebten die beiden eng mit einander verbundenen Orte ihre eigene Trennungsgeschichte, die z.T. bis heute noch nicht überwunden ist, da unterschiedliche Bundesländer weiterhin ihre strikten Vorgaben haben.
 Zwischen beiden Orten verläuft heute eine grüne Schneise durch das einstige Doppeldorf   -  wie eine Narbe. Als wiedervereint empfinden sich die Zicherieer und Böckwitzer „bis heute nicht“. Zwar sei eine barbarische Staatsgrenze gefallen, aber es gibt an gleicher Stelle eine Landes-, Kreis- und Gemeindegrenze.
So ist der Schützenverein derzeit der einzige, der das heute etwa 300 Einwohner zählende Zicherie und das östliche Böckwitz mit etwa 130 Bürgern verbinden soll. 
Doch die Kinder der beiden Orte gehen weiterhin noch in getrennte Schulen, die Feuerwehr darf nur auf ihrer Seite löschen, sonntags feiern die Christen in ihren je eigenen Kirchen Gottesdienst und die Streufahrzeuge des Winterdienstes haben auf der neuen Kreisstraße zu wenden.

Direkt hinter der ehemaligen Grenze, an der einst der Streckmetallzaun mit den Selbstschussanlagen stand, befindet sich neben der Hauptstraße eine Info-Stelle zur „Deutschen Teilung“.





Um dem Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu folgen, muss man von Böckwitz (Sachsen-Anhalt) auf der L 287 wieder zurück nach Zicherie (Niedersachsen), damit man dort den Mühlenweg nach Norden, nach Brome, einschlagen kann..
Kurze Zeit später geht man nach halbrechts auf dem Weg "Ziegelei" weiter. Der Weg soll an die Ziegelei von Zicherie erinnern, deren Betrieb bereits 1927 eingestellt wurde, da sich die Tonvorräte erschöpften. 

Auf dem Weg "Ziegelei"

Die erste Bebauung vom nächsten Ort Brome erreicht man nach etwa 4 Kilometern. Leider muss man diesen Ort komplett durchqueren, doch kann man hier nicht nur seine Lebensmittelvorräte wieder auffüllen, sondern gleichzeitig auch eine gut erhaltene Burg incl. Museum besichtigen.

Gedenkstein vor der Burg


Ehemaliger Plan der Gartenanlage

Die liebevoll gepflegte Gartenanlage im Herbst 2021


Über die Wendischbromer Straße nahe des Ohresees verlässt man Brome auf einer schnurgeraden Kopfsteinpflasterstraße gen Norden.


Dabei wandert man rechts entlang der Auenlandschaft des Sees und kommt an eine kleine hölzerne Aussichtsplattform. Von ihr hat man jedoch nur eine beschränkte Sicht in das Naturschutzgebiet.





Hier in diesem sumpfigen Gebiet ist nicht nur der Bieber zu Hause.


Nach insgesamt 6,4 Kilometern erreicht man wieder einmal die ehemalige Grenze und einen historischen Grenzstein. 
K.H. (Königreich Hannover) ist auf der einen,  K. P. (Königreich Preußen) auf der anderen Seite zu lesen. Man verlässt an dieser Stelle also wieder einmal das heutige Niedersachsen und wandert in Sachsen-Anhalt weiter.

Sehr schön zu sehen auch die Änderung des Straßenbelages mit Beginn des Bundeslandes Niedersachsen.


Weiter geradeaus führt der Weg nach Wendischbrome:
Ein Schild in Höhe des links befindlichen Friedhofs grüßt mit „Willkommen in Wendischbrome“.
Bemerkenswert der schmale, separat stehende Glockenturm auf dem Friedhof.




In zwei alten, zugewachsenen und defekten Straßenlampen nisten Vögel und hoch am Himmel zogen die ersten Kraniche gen Südwesten.


Auch existiert hier in unmittelbarer Nähe ein kleiner Naturlehrpfad, der teilweise auf dem ehemaligen Kolonnenweg verläuft. Der Fischotter ist sein Zeichen.




Die Ohre - ehemaliger "Grenzfluss"

Hinter dem kleinen Ort Wendischbrome, in dem man nach insgesamt 7,2 Tageskilometern an dem schönen Dorfplatz Rast machen kann, wandert man entlang einer Allee auf asphaltierter Straße nordwärts Richtung Nettgau; den Ort erreicht man nach weiteren 3 Kilometern.


Wenn man in der Dorfmitte angekommen ist und der K 1199 nach links folgt, sieht man einen Brunnen mit einer sich drehenden Weltkugel, der an dieser Stelle seit 2009 zu finden ist. In eine Steinkugel wurden die Konturen der Kontinente eingelasert. Die etwa 700 kg schwere Kugel schwebt auf einem Wasserfilm und dreht sich. Ruhebänke in unmittelbarer Nähe laden zur Rast ein.


Etwa 400 m in östlicher Richtung findet man nur noch wenig Relikte der Kaserne der ehemaligen Grenzkompanie Nettgau. Ein Großteil der Gebäude wurde 2018 abgerissen.



In Nettgau geht man westwärts auf der Straße "Zur Ohreaue" und verlässt damit die Kreisstraße K 1119, die nach Norden abbiegt. Bald geht die Straße in einen Plattenweg über. Man wandert jedoch nicht vor bis zur Ohre und der dort befindlichen kleinen Brücke, sondern biegt vorher rechts ab, um im ehemaligen nahen Grenzbereich Richtung Nord-Westen zu wandern. Bald biegt der Weg wieder nach rechts Richtung K 1119 ab. Dort angelangt, wendet man sich links Richtung Gladdenstaedt.
Im Kreisel vor dem Ort läuft man kurz nach links und kommt so zur ehemaligen innerdeutschen Grenze, die an dieser Stelle am 02. Februar 1990 um 15:40 Uhr geöffnet wurde.


Direkt an der linken Straßenseite findet man dieses Hinweisschild.
Es handelt sich um den ehemaligen Standort der Wichmannsmühle, die bereits 1692 urkundlich erwähnt wurde. Nach einem Brand wurden 1880 das Mühlengebäude und das Wohnhaus neu erbaut.


Ende Mai 1952 musste die hier wohnende und arbeitende Familie Wieblitz im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" das Anwesen verlassen. Drei Stunden hatten sie Zeit, das für sie Wichtigste zusammen zu packen, ehe sie in den Raum Leipzig deportiert wurden. Dort blieben sie allerdings nicht lange; die gesamte Familie verließ die DDR und siedelte ins nahe gelegene Brome über.
Kurz nach der Zwangsumsiedlung wurden alle Gebäude des Anwesens abgerissen, das Gelände planiert und in die damaligen Sperrzonen und Grenzbefestigungsanlagen mit einbezogen.
Mitte der 1980iger Jahre errichtete man auf westdeutschem Gebiet direkt an der Straße eine hölzerne Aussichtsplattform, um über die Grenzanlagen in Richtung Osten sehen zu können.
Das von der Familie Wieblitz gestiftete Informationsschild erinnert ebenso an den ehemaligen, seit 1889 im Familienbesitz befindlichen Mühlenstandort wie die kurze Stichstraße "Zur Mühle", die man nimmt, um von diesem Standort in den nördlich gelegenen Ort hinein zu gehen.

Auf dem Hanumer Weg sind es nun gut 3,5 Kilometer zum Teil durch die Ohreaue bzw. Felder bis zum heutigen Etappenort Hanum, das im Übergangsgebiet zwischen der Altmark und der Lüneburger Heide liegt.
Direkt an der ersten Kreuzung trifft man im Ort auf die wichtigsten Informationen:
  • wohin / woher?
  • Unterkunftsmöglichkeiten
  • Grenzöffnung (Zwischen Hanum und Zasenbeck) am 05. Januar 1990


Wendet man sich hier nach rechts und nimmt dann für etwa 600 m die K 1118, gelangt man zum ehemaligen DDR-Kasernen-Grenzstandort.

Folgt man der Hanumer Straße nach links, kommt man in die Straße "Im Rundling". Die Dorfanlage entspricht einem Rundplatzdorf mit einer Kirche inmitten des Platzes (Rundling), die hier in Hufeisenform ausgeführt und wohl slawischen Ursprungs ist.



Verzierungen und / oder Haussprüche finden sich regelmäßig als Hausinschriften über dem Eingangstor. Der Hauptbalken gibt dabei den Namen der Erbauer, das Baujahr sowie oft einen Bauspruch oder eine Spruchinschrift wieder. Hier wird auch der Zimmermeister genannt.


Ein Blick durch das offene Hoftor von Gut Hanum



Am Ferienhof im Rundling in Hanum endet die heutige Tagesetappe.


Vorher gilt es jedoch noch, der spätgotischen Dorfkirche einen Besuch abzustatten, die aus Feldsteinen errichtet wurde. Der erst 1867 errichtete quadratische Westturm wurde hingegen mit Ziegeln erbaut.

Zur 48. Etappe                        Zur 50. Etappe

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