Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 28 - Von Herleshausen nach Heldra

28 - Von Herleshausen nach Heldra

Die heutige Wanderroute (23 km - 881 Höhenmeter)


Start ist der Bahnhof von Herleshausen, der heute u.a. wieder ein Haltepunkt für den Regionalverkehr nach Bebra und Eisenach ist.


Bekannt wurde Herleshausen nach dem Zweiten Weltkrieg, als mit dem Grenzübergang Wartha / Herleshausen einer der wenigen mit Auto zu passierenden Übergänge in die DDR eingerichtet wurde. 

Einen kurzen Abstecher kann man in den kleinen Fachwerk-Ort mit seiner großen Schlossanlage Augustenau von 1539 machen. Das Anwesen befindet sich heute noch im Privatbesitz der Hessischen Linie Phillipstahl-Barchfeld  .


Interessant ist die Ausstellung eines Kieferknochens eines Urwals im Eingangsbereich, der in der Nähe von Willershausen im Muschelkalk gefunden worden sein soll. Tatsächlich handelt es sich um einen Kieferknochen eines im 19. Jahrhunderts harpunierten Pottwals, den ein Verwandter des Hessischen Landgrafen mitbrachte, als er zur See fuhr.


Einen kurzen Blick kann man noch in die engen Gassen von Herleshausen mit seinen schmucken Fachwerkhäusern werfen, ehe man sich wieder zurück Richtung Grenzweg aufmacht.



Auf der Kielforststraße gelangt man nach einem Links-Rechts-Schwenk und nach einem Kilometer zur Unterführung unter der Bundesautobahn A 4. Rechts entlang am Parkplatz führt der Weg weiter, stets leicht ansteigend. Nach weiteren 2 Kilometern größtenteils durch den Wald erreicht man den Siegelshof.
Bereits 1368 erwähnt existierte hier ein Einzelhof, 1423 gehörte die Feldmark zu 5/6 dem Kloster Kaufungen und zu 1/6 denen von Buttlar (siehe: Forstgut Berlitzgrube, Etappe 27). Ab 1678 war dieser Vierseiten-Hof im Besitz der Landgräflichen Hessischen Gutsverwaltung.
Bis 1966 war dieser Hof eine Schäferei.
Ab 1971 diente das Haus und die umliegenden Teiche dem Angelverein Herleshausen.


Mehr ist der "Historischen Rückblende" über den Siegelhof leider nicht zu entnehmen, die an einem Hofpfosten angebracht ist. Eins ist jedoch gewiss: alles andere an diesem Anwesen ist derzeit wesentlich besser als dieses Schild.

Der Siegelhof - Wohnhaus (links)



Beachtenswert ist der kleine Erker an der Rückseite des Wohnhauses im ersten Stock; er diente früher einmal als "Plumpsklo".

Der Weg steigt allmählich aber stetig, bis man nach knapp einem Kilometer (4 km gesamt) den vorerst höchsten Punkt erreicht. Berab geht es nun etwa 2 Kilometer bis nach Willershausen.
Die Treusch von Buttlar waren 1383 Herren von Willershausen und den angrenzenden Orten.

Beachtenswert ist hier das Wasserschloss Willershausen.


Es wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut; das alte Gutshaus (links) stammt von 1591.



Selbst die alten Wappen sind noch deutlich zu erkennen.


Der Wassergraben und der Eckrundturm sind weitesgehend die letzten Reste einer einstigen Wasserburg.
Das gesamte Areal befindet sich in Privatbesitz, bietet allerdings Aufenthaltsmöglichkeiten an.

Den kleinen Ort verläßt man nach Norden auf der Iftaer Straße. Nach 500 m passiert man einen links befindlichen Gedenkstein, der erst am Volkstrauertag 2003 eingeweiht wurde, 58 Jahre nach dem Tod von Siegfried Schulz.

Grund: der Unteroffizier war Jagdflieger und stürzte hier in unmittelbarer Nähe mit seiner Machine am 02.04.1945 ab. Er gehörte der 2. Staffel des Jagdgeschwaders 301 an, die versuchten, amerikanische Soldaten am Übergang über die Werra bei Creuzburg zu hindern.
Seine beschossene Maschine hatte sich mit ihm tief in den Boden gebort. Erst nach 51 Jahren wurden die Absturzstelle ausfindig gemacht, seine sterblichen Überreste geborgen und identifiziert. Seine letzte Ruhestätte fand Schulz auf dem Friedhof in Herleshausen.
Quelle und weitere Detailinformationen hierzu in:
Nach weiteren 1,1 Kilometern auf der Iftaer Straße erreicht man wieder thüringisches Terrain und damit auch den Kolonnenweg, dem man nach links folgt.
1,5 Kilometer später (insgegesamt 9,5 km bisher) kommt man auf den Hagenberg mit 415 Höhenmetern; dahinter fällt das Gelände weiterhin auf dem Kolonnenweg steil ab. 

Nach wiederum 1,5 Kilometern kann man 600 m nach links gehen und einen Abstecher zum ehemaligen Observation Point India machen.
Hier steht der restaurierte ehemalige Aussichtsturm der US-Soldaten im ehemaligen „Camp auf dem Sohlberg“. Der Turm wurde aus Beton-Fertigteilen im Jahr 1984 errichtet.


Dieser Turm ist baugleich mit dem vom Point Alpha.
Nach der deutschen Wiedervereinigung und der friedlichen deutsch-deutschen Grenzöffnung, hier am 18.11.1989, gab es zwar keinen Grund mehr „den Osten“ weiterhin zu beobachten, doch die hier stationierten US-Soldaten des 3rd Squadron 11th ACR Blackhorse mit dem Spitznamen „Workhorse“ schlossen ihr Camp erst 1991 endgültig. 
Der Versuch der Gemeinde Ringgau, diese vollkommen autarke Liegenschaft zu verkaufen, blieb ohne Erfolg. Letztendlich wurde nach 10 Jahren durch das Land Hessen der komplette Rückbau des US-Camps angeordnet und 2001 renaturiert.



Von der Aussichtsplattform des Turms hat man einen weiten Blick ins Thüringische, den ehemaligen direkten Grenzverlauf "vor einem" kann man jedoch leider nicht mehr sehen, da Bäume und Buschwerk die Sicht mittlerweile erheblich einschränken.
Dafür ist am Horizont ein Turm zu erkennen (gelber Pfeil), der auch auf der heutigen Tour noch erwandert und erstiegen sein will: der Heldraturm.

Der Heldra-Turm, per Zoom vom Point India aus gesehen.

Man geht wieder zurück auf den Kolonnenweg, quert nach 800 m den Bach Ifta und erreicht nach weiteren 600 m einen Teil des ehemaligen Grenzzaunes. Hier (nach bisher 13,6 Tageskilometern) befindet sich das Iftaer Baumkreuz.
Es wurde am 16. und 17. November 1990 mit 140 Bäumen auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, als „Start-Skulptur“, für eine West und Ost verbindende Allee zwischen Kassel und Eisenach gepflanzt. Das Baumkreuz besteht aus einer Eschenallee auf dem früheren Grenzstreifen, die eine Lindenallee entlang der Bundesstraße 7, die Thüringen mit Hessen verbindet, kreuzt. 



In den „Spurensicherung- und Kontrollstreifen“ neben dem original erhaltenen Zaun wurden zwei Reihen Bäume gesetzt. Mitarbeiter des verstorbenen Künstlers Joseph Beuys hatten die entscheidende Idee zur Errichtung dieses Baumkreuzes.


Im weiteren Verlauf der Grenzwanderung orientiert man sich tatsächlich wieder am ehemaligen Grenzverlauf und bleibt nun auf thüringischer Seite.
Nach 2,8 Kilometern kommt von links ein Wanderweg, der WDE „Weg der deutschen Einheit“.

Knapp 3 Kilometer sind es nun wieder und man kann 200 m nach links abbiegen zum Dreiherrenstein.
Hier trafen die Fürstentümer des Königreichs Preußen (KP), das Großherzogtum Sachsen-Weimar (GSW) und das Kurfürstentum Hessen (KH) zusammen .


Natürlich gehört hier auch eine Grenzssäule der ehemaligen DDR zum Ensemble.



Natürlich hat man von hier auch eine schöne Aussicht in die Werralandschaft, da der Kalksteinfelsen, auf dem man steht, jäh nach Norden hin abbricht. 



Auf dem weiteren Weg passiert man wieder mehrere alte Grenzsteine.



Auch eine weitere Stelle tut sich auf, von der man erneut in die Werraauen sehen kann.


Etwa 800 m nach dem Dreiländerstein erreicht man den Heldrastein, der 503,8 m hoch liegt.


Bis in die  frühen 1950er Jahre existierte am Heldrastein ein gutes gastronomisches Angebot. Nach dem Krieg war er Sperrgebiet; niemand durfte auf diesen Bergsporn mehr hinauf.
Anfang 1990 gründete sich eine Interessengemeinschaft, die umgehend mit der touristischen Wiedererschließung des Heldrasteines begann. Wanderwege wurden wiederhergestellt und 1996 wurde der Turm der Abhöranlage in einen Aussichtsturm, den Turm der Einheit, umgebaut. Verbunden damit sind eine Schutzhütte und eine Ausstellung über die Grenzanlagen, die ganzjährig zu besichtigen ist.



Es handelt sich um einen 30 m hohen Holzturm mit 165 Stufen als Wendeltreppe. An sehr klaren Tagen ist selbst der Brocken in 82 km Entfernung zu sehen. Der Turm der Einheit ist das ganze Jahr geöffnet und begehbar.
Oben im Turm, in der "Aussichtskanzel", sind Zeitungsausschnitte zu sehen, die an die zum Glück längst vergangenen Zeiten erinnern.
Am Fuß des Turmes erinnern Bilder an die Zeiten der Grenzöffnung.



In unmittelbarer Nähe zum Turm befindet sich die Florian Henning Hütte.
Geöffnet: Mai - Oktober immer sonntags ab 10 bis ca. 16 Uhr (oder feiertags).
Florian Henning aus Heldra soll als Räuber um 1750 in einer der Kalkstein-Höhlen unterhalb gelebt haben, bis man ihn fangen und hinrichten konnte.


Auch findet man nur unweit dieser Stelle Informationen zur Geologie dieser Region.


Das nahe am Weg befindliche Gestein zeigt deutlich Spuren seiner geschichteten Entstehungsgeschichte, aber auch die Instabilität, insbesondere im Kantenbereich.



Bevor man den Weg ins Tal einschlägt kann man noch einen etwa 200 m langen (eine Richtung) "Umweg" zur Hüneburg anschließen.
Ab 1962 entstand auf dem durch Wachposten und zusätzlicher Umzäunung gesicherten Gelände der Hüneburg eine Funkaufklärungsstation der Staatssicherheit mit dem Tarnnamen KONDOR.
Unmittelbar nach der Grenzöffnung 1989 wurde diese Überwachungsstation aufgegeben und die technischen Anlagen demontiert oder unbrauchbar gemacht.
Wieder frei zugänglich, hat man auch von hier bei schönem Wetter weite Aussichten.


Blick auf Treffurt, ein Ort nach dem heutigen Etappenende

Nicht nur Grenzsteine, Informationstafeln und Hinweise findet man entlang eines Wanderweges, sondern auch hin und wieder ein Kreuz aus besonderem Anlass. Hier verstarb Wilfried Mand im Kreise seiner Wanderkollegen während einer gemeinsamen Wandertour.


Die folgenden 2,5 Kilometer fällt der Wanderweg um 350 Höhenmeter. Dementsprechend steil geht es abwärts, zum Teil auf vielen Stufen.


Fast "unten" angekommen, erhält man rückblickend diese Information (steiler Anstieg!).


Nach gut einem Kilometer passiert man einen Parkplatz mit einer Schutzhütte. In ihr gibt es weder Tische noch Sitzgelegenheiten, dafür haben sich Ameisen in und vor ihr breit gemacht.


Weiter abwärts führt der Weg; dabei überschreitet man erneut die Grenze nach Hessen.
Jetzt sind es nochmals 2 Kilometer, ehe man die Werra überquert und am Etappenziel ankommt, im Ort Heldra, im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.


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