Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 43 - Von Hornburg nach Heeseberg

43 - Von Hornburg nach Heeseberg

Die heutige Wanderroute (26 km - 382 Höhenmeter)


Aus Hornburg führt der Wanderweg zuerst in östlicher Richtung über die Pfaffenhofstraße in den Bruchweg. Ihm folgt man und nach 3,3 Kilometern verlässt man Niedersachsen und kommt nach Sachsen-Anhalt. Dem von rechts kommenden Kolonnenweg folgt man nach links bis kurz vor den Schiffersgraben, der für viele Jahre die innerdeutsche Grenze bildete. Parallel verläuft zu ihm der Kolonnenweg, dem man anschließend gut 8 Kilometer durch offene Wiesen nach Osten folgt.
In dieser Region befindet man sich im Großen Bruch, eine aus Feuchtgebieten bestehende Talniederung. Die Niederungs-Wiesenlandschaft mit zahlreichen schilf- und weidengesäumten Gräben ist ein bis vier Kilometer breit. Sie erstreckt sich entlang des Schiffgrabens und des Großen Grabens zwischen den Flussgebieten von Bode und Oker.
Entlang beider verlief während der deutschen Teilung auf 15 km Länge die mehrfach gesicherte Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Von ihr ist nichts mehr zu sehen.
Das ehemalige Niedermoor wurde 1990 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.
Der Braunschweiger Herzog Heinrich Julius verbesserte um 1580 die Entwässerungsmöglichkeiten des Großen Bruchs, indem er den Schiffgraben anlegen ließ. Das geplante Vorhaben, ihn zu einem schiffbaren Kanal auszubauen (von dem Orte Hessen bis nach Oschersleben war dies bereits möglich) und mit ihm somit die Weser und die Elbe zu verbinden, scheiterte an zu hohen Kosten.


Abwechslungslos wandert man auf dem ehemaligen Kolonnenweg schnurgerade und parallel zum Flutgraben. Hin und wieder kreist ein Greifvogel in der Nähe oder man selbst scheucht einen anstehenden Reiher auf.


Etwa nach 12 Kilometern, davon 8,5 km auf dem Kolonnenweg, erreicht man an der B 79 (Mattierzoll-Hessen) den zum Grenzdenkmal Hessendamm gehörenden ehemaligen Führungsturm.


  • 1953 baute man an dieser Stelle bereits einen 10 m hohen hölzernen Turm.
  • 1963 wurde er durch einen 11 m hohen Betonturm ersetzt.
  • 1976 wurde der heute noch existierende 9 m hohe Turm der "Führungsstelle Hessendamm" gebaut.
  • 1997 sanierten die Landkreise Halberstadt und Wolfenbüttel diesen Turm, letztmalig!
Eigentlich könnte man gleich von dieser Stelle aus seine Wanderung Richtung Osten fortsetzten, doch wenn man sich vom Turm auf dem geteerten Fahrrad- bzw. Fußgängerweg nach Norden wendet, passiert man zuerst die Hinweistafel zur Grenzöffnung sowie einen Gedenkstein.



Weitere 300 m nörlich entlang der B 79 steht auf niedersächsischem Gebiet ein ehemaliger Grenzinformationspavillon. Es handelt sich um ein kleines Gebäude des Bundesministeriums für innerdeutsche Angelegenheiten. 


Die wenigen Ausstellungsstücke wirken alt und sind schlecht zu lesen. Sie berichten vom Grenzzustand bzw. von den Geschehnissen "am Tag vor der Grenzöffnung". 


In unmittelbarer Nähe zum Gebäude stehen rekonstruierte Grenzbefestigungen (ein Teilstück des Streckmetallsperrzauns) sowie zwei davor gesetzte Nachbauten von DDR-Grenzsäulen.


Geschichtlich interessant ist auch der Preußische Meilenstein (Rundsockelstein).

Wolfenbüttel / Halberstadt

Von hier muss man wieder 350 m zurück zum Führungsturm gehen, um dann links auf dem Kolonnenweg erneut durch flaches Land weiter zu laufen.


Sehr eintönig verläuft auch hier der Weg, diesmal am begleitenden Graben "Oberer Beiläufer", der sich nun weiter ostwärts nahe des Großen Grabens orientiert, der den Schiffgraben "ablöst".


Nach weiteren 9 Kilometern auf dem Kolonnenweg erreicht man die B 244, der man nach links folgt.
Ehe man den „Großen Graben“ quert, befindet sich nach etwa 300 m linker Hand ein Hinweis zur Grenzöffnung.

Ein weiteres Schild zieht die Aufmerksamkeit an, doch sein Text ist nur aus der nächsten Nähe zu entziffern.


Lesen kann man:
Zum Gedenken dem
Gasthof zum Kiebitzdamm
Hier stand einst das Zollhaus Braunschweig-Preußen, "Gasthof-zum Zoll". 1714 lt. Katasteramt Magdeburg. Handelsleute spannten damals ihre Pferde aus und übernachteten damals daselbst im Gasthaus.
Seit 1899 im Besitz unserer Familie, von Dedeleben. ...
Der Gasthof zum Kiebitzdamm, benannt durch den 3. Übergang des Großen Grabens, wurde nach dem Krieg durch die Teilung Deutschlands (Zonengrenze) in den 50er Jahren zerstört und abgerissen.
Zerstört wurde auch somit eine romantische Lage, eine Idylle, Gesellschaftsgarten, Fischteiche, Wiesen, Wäldchen, die die Gäste anzog.
Frohes Lachen ist verschwunden, Erinnerungen bleiben.
Möge diese Stätte ein Gedenken der Vergangenheit, ein Mahnmal der Zukunft sein und bleiben.
Es nimmt Abschied die letzte Besitzerin Ilse Maus geb. Bode im Jahr 1991.

Die frühere Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Hochstift Halberstadt verlief durch die Wohnstube dieser Gaststätte, mitten durch den Ofen!

Nachdenklich führt einen der Weg von dem ehemaligen Gasthaus weiter auf der B 244 nach Norden, über den Großen Graben.



Bald kommt Jerxheim in Sicht.


500 m hinter dem großen Graben erreicht man das ehemalige Bahnhofsgelände von Jerxheim.
Man läuft entlang der Straße, die einmal Schienen querten.


An dieser Stelle existierte einmal ein richtiger Bahnübergang mit Schranken und Wärterhäuschen.
Dahinter ein Großer Bahnhof mit mehreren Gleisanlagen.
Als die Straße asphaltiert wurde, hat man die Schienen entfernt, erst einmal zur Seite gelegt (auf die anderen Schienen). Dort ruhen sie noch immer.


Ab 1847 existierte eine Bahnlinie mit durchgehenden Zügen von Köln-Dusiburg-Dortmund-Hannover-Braunschweig-Jerxheim-Magdeburg-Dessau-Wittenberg-Berlin.
Lesenswerte Literatur zu diesem Thema:

Zumindest erinnerswert das Empfangsgebäude des Bahnhofes, das 1869 fertig gestellt wurde. Bis 1945 war Jerxheim bedeutender Eisenbahnknotenpunkt und das Empfangsgebäude ein willkommener Halt. 
Mit Kriegsende wurde die Bahnlinie nach Oschersleben unterbrochen, ebenso die Nebenbahn nach Nienhagen. Am 31. Dezember 1975 verkehrte der letzte Reisezug in Richtung Börßum. Es verblieb in Jerxheim nur noch der Zugverkehr von Wolfenbüttel – Jerxheim nach Helmstedt. In der Folge wurde ein Großteil der Gleise im Bahnhof abgebaut. Ende 1984 wurde der Bahnhof Jerxheim von der Deutschen Bundesbahn zu einem Haltepunkt zurückgestuft.
2009 wurden die letzten Streckenanbindungen stillgelegt. Seitdem sind die Jerxheimer Bahnanlagen ungenutzt.

Das ehemalige große Empfangsgebäude des Bahnhofes

Gut 900 m steigt der weitere Weg zum Teil heftig Richtung Jerxheim an, fällt dann wieder etwa 500 m, ehe man jetzt im Ort Jerxheim angekommen nach links abbiegt und dann etwa 1,6 Kilometer erneut  aufsteigt zum Aussichtsturm auf dem Heeseberg.


Den Grenzwanderer erwartet ein ca. 20 m hoher Aussichtsturm, den der Reichstagsabgeordnete und Jerxheimer Gemeindevorsteher Karl Kleye allein aus eigenen Mitteln im Jahr 1912 errichten ließ. Heute gehört der Turm der Gemeinde Jerxheim.


Vom Turm hat man im Herbst (an einem trübern Tag) diesen Blick gen Norden.

Der Blick gen Süden bis zum Brocken (am Horizont in der Bildmitte).


In unmittelbarer Nähe des Turmes stehen auch Informationstafeln. Eine zeigt die Geologie der Region auf.
Der Heeseberg entstand vor rund 140 Millionen Jahren durch aufsteigende Zechsteinsalze, welche die darüber liegenden Schichten zu einem „Schmalsattel“ aufwölbten. Seine Geologie und seine Lage ziehen heute nicht nur Urlauber, sondern neben Geologen auch Botaniker an.



Eine Gastwirtschaft wurde 1967 errichtet, derzeit das "Hotel Restaurant Heeseberg". Von seiner Terasse aus bietet sich dieses Bild gen Süden. Auch von hier aus ist der Brocken am Horizont zu erkennen.


Zwischen Turm und Gaststätte befindet sich ein Erinnerungsstein von 1913 an Ernst August, Herzog von Braunschweig-Lüneburg.
Er war vom 1. November 1913 bis zu seiner Abdankung am 8. November 1918 der letzte regierende Herzog des Herzogtums Braunschweig und der letzte regierende Monarch des Hauses Hannover.



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