Auf dieser Seite werden Cookies und andere Technologien genutzt. Cookie - Konfigurationsbox öffnen 1.364 km entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze: 25 - Von Vacha nach Dankmarshausen

25 - Von Vacha nach Dankmarshausen

Die heutige Wanderroute (18 km - 511 Höhenmeter)


Der heutige Wandertag beginnt beim Einheitsmann an der Werrabrücke in Vacha. (Der Tag wird auch wieder an einer Brücke über die Werra enden!)

Bereits 1996 wurde in Vacha ein etwa 14 Kilometer langer Rundweg, der Gedächtnisweg, eingeweiht. Er soll an 11 Häuser und Höfe erinnern, die, im ehemaligen Sperrgebiet liegend, im Rahmen der Grenzsicherungsmaßnahmen geschleift wurden. Ihm kann man auf der heutigen Tour über weite Strecken folgen.


Gleich links hinter der geschichtsträchtigen „Brücke der Einheit“, die für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, steht ein Grenzstein (das Hersfelder Kreuz) mit ebenso wechselvoller Geschichte.
Allerdings ist sein derzeitiger Standort, links  - direkt hinter der Brücke -  nicht der originale.
Der Stein stand einmal direkt vor dem Anwesen Hoßfeld, also auf der anderen Straßenseite. Dadurch steht er heute seitenverkehrt!


 
Eine besondere Kuriosität ergab sich im Rahmen der Grenzsicherungen durch die DDR mit dem Haus am Ende der Brücke, von Vacha kommend, jetzt schon in Weidenhain, in einem Ortsteil vom hessischen Philippsthal (Werra) gelegen.


Der rechte Längsanbau des Hauses lag auf DDR-Gebiet

Obwohl die Grenze damals seitlich durch das Gebäude der Hoßfeldschen Druckerei verlief, gehörte das gesamte Anwesen zur DDR, da sich die Haustür im Ostteil des Hauses befand.
Dennoch: 11/12 des Hauses lagen im "Westen", aber nur 1/12 im "Osten".  Bereits 1890 wurde das Haus unmittelbar an der Landesgrenze zum Königreich Preußen und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar von Adam Hoßfeld errichtet. Er war Drucker, und seine Druckerei versorgte von 1893 bis 1941 den benachbarten Thüringer Raum mit der "Rhönzeitung". Aus steuerlichen Gründen wurde das Anwesen 1928 um einen Ausbau über die hessische Landesgrenze hinaus nach Thüringen erweitert.
In der Silvesternacht 1951 / 1952 jedoch mauerte die Familie Hoßfeld die Eingangs- bzw. Verbindungstür zum thüringischen Teil des Hauses zu und baute eine neue Haustür auf westdeutscher Seite ein. Somit verloren sie zwar durch Enteignung den thüringischen Teil des Hauses, unterstanden aber aufgrund des Ein-und Ausgangs auf hessischer Seite von nun an den amerikanischen Truppen.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1976 war das "Haus auf der Grenze" in Philippsthal-Weidenhain nicht mehr geteilt.  Die Grenzkommission beider deutscher Staaten war hier aktiv geworden.
Die Familie Hoßfeld erhielt das Recht zur uneingeschränkten Nutzung des vorher auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik liegenden, zugemauerten Ostteils der Druckerei zurück, die innerdeutsche Grenze wurde in einer gedachten Linie rechts außen um das Haus herum gelegt.
Nach der Wende wurde der Betrieb aufgegeben.
Quelle:

Ein sehenswerter Film über die Brücke, die Grenze und die Hoßfeld´sche Druckerei:

Hinter der Brücke wandert man etwa 100 m nach links auf der Straße. Rechts, in dem stattlichen Haus Nr. 5 der Familie Clute-Simon, soll sich nach Kriegsende vorübergehend die sowjetische Kommandatur befunden haben. 

Eine erfolgreiche Flucht spielte sich in unmittelbarer Nähe am 17. Juni 1961 ab. An diesem Tag wird in der Bundesrepublik der Tag der deutschen Einheit gefeiert, um an die Opfer und den Mut der Menschen zu gedenken, die am 17. Juni 1953 in vielen ostdeutschen Städten gegen das Unterdrückungsregime der SED rebellierten. Mithilfe sowjetischer Soldaten und Panzer wurde der Volksaufstand aber niedergeschlagen .
Die Flucht erregte auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil zahlreiche Bewohner des Zonengrenzgebietes die Flucht direkt miterlebten. Aus einem Fußgängerbereich der Stadt Vacha sprang der Mann direkt in die Werra, deren Strömung ihn fast wieder an das Ufer auf der DDR-Seite trieb. Nachdem er es auf die Westdeutsche Seite der Werra schaffte, wurde er von der Philippsthaler Bevölkerung mit trockener Kleidung versorgt und später in das Auffanglager nach Gießen verbracht.
Quelle: „Dramatische Flucht durch die Werra, 17. Juni 1961“, in: Zeitgeschichte in Hessen https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4245   (Stand: 2.7.2020) 

Es gab einige weitere Fluchtversuche, speziell in dieser Region; jedoch nur wenige gelangen.

Nach weiteren 100 m erreicht man wiederum rechts den Wanderweg, ausgeschildert als Grenz-Gedächtsnisweg und mit dem "Grünen Band". Etwas weiter, auf der linken Straßenseite - zur Werra hin -  war einmal in dem lang gestreckten Haus das ehemalige Casino, heutige Hausnummer 2.


Man passiert rechts die fast übersehbare Schrift „Bergpark Weidenhain Anno 1810“ an einem roten Sandsteintor. Dieses Areal gehörte einmal zu dem „Bergpark“, der von Ernst I. Constantin, Landgraf von Hessen-Philippsthal (1771–1849), angelegt wurde.
Etwas weiter, bereits auf dem Grenz-Gedächtnisweg, kann man ebenfalls einen aus Sandstein gemauerten Eingang sehen, den Eingang eines ehemaligen Felsenkellers, auch aus der Zeit des Bergparks. Hier lagerte Bier u.a. für das nahe Casino.


Zuerst folgt man dem Grenz-Gedächtnisweg, der von der Leiterin des Museums in Vacha konzipiert wurde. Nach einem Kilometer erreicht man das Kaffeehaus. Es handelt sich um ein Vereinshaus der Freunde der Heimat e. V.
Der Weg steigt permanent leicht an. Auf der Allee wandert man bis zum Waldbeginn und dort rechts an eimem Sendemast vorbei und kommt nach etwa 300 m zur Thüringer Hütte. Hier ist der Hausherr der Verkehrs- und Verschönerungsverein Philippsthal.
Auch wenn sie nicht bewirtschaftet wird, bietet diese Hütte Rastmöglichkeiten.
Mit 390 Höhenmetern hat man noch immer nicht den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht.
Es bedarf dazu weiterer 2,5 Wanderkilometer. Obwohl der ehemalige Kolonnenweg rechts auf der thüringischen Seite verläuft, folgt man dem ausgeschilderten Wald-Wanderweg weiter auf hessischem Gebiet.
So passiert man nach weiteren 1,5 Kilometern durch hohen Wald die Schutzhütte "Am Schwarzen Stock".
Hier soll einmal die "Hohe Straße" verlaufen sein oder besser, die VIA REGIA. Als Teilstück führte sie von Mainz über Frankfurt, Fulda, Geisa, Vacha, Oberellen, Clausberg, Eisenach, Gotha nach Erfurt.
[Ein Servitenmönch aus Vacha verfasste gar eine Wegebeschreibung nach Santiago, die als
Büchlein im Jahre 1500 erstmals aufgelegt wurde.]
Ab dem Hochmittelalter verlagerte sich der Verkehr in die nun besser befahrbaren Tallagen. Die alte Route wurde zum "verbotenen Weg", zum Diebespfad also, während sich die Trasse der heutigen B 84 langsam zur wichtigsten Straßenverbindung zwischen Leipzig und Frankfurt entwickelte.
Entlang dieser Hohen Straße gab es verschiedene Wegmarken.
Nach etwas mehr als weiteren 2 Kilometern passiert man den rechts liegenden Steinberg (453 m) und hat damit den höchsten Punkt der heutigen Wanderetappe erreicht.
Gut 1,5 Kilometer hinter dieser Kuppe verlässt man endlich den Wald und es tut sich dem Wanderer eine weite Aussicht ins Werratal auf.
Wieder einmal ist die Aussicht umwerfend: am Horizont das Werrabergland, davor die Schwemmlandebene der Werra und links Heringen mit der riesige Abraumhalte "Monte Kali".
















An dieser Stelle quert man wieder einmal die ehemalige Grenzführung, geht aber am links folgenden Kolonnenweg weiter geradeaus, wenn man noch zum Vitzeröder Kreuz möchte. 


Ansonsten folgt man dem Kolonnenweg rechts Richtung Erdgasübernahmestation.


Hätte man auf dem Weg zum Vitzeröder Kreuz den Wald bereits etwas vorher in Richtung Südosten verlassen, wäre man durch den ehemaligen Standort des Guts Heiligenroda gelaufen, das 1974 endgültig geschleift wurde.


Bald ist das Vitzeröder Kreuz erreicht. Es war ursprünglich ein hölzernes Hochkreuz und zugleich eine alte Straßenabschnitts- und hersfeldische Grenzmarkierung.


Als Ersatz für das Holzkreuz setzte man 1791 den heute noch anzutreffenden Stein, der den Namen „Vitzeröder Kreuz“ erhielt. 


Es steht unmittelbar an der Hohen Straße bzw. der Via Regia. Hier war ein Grenzübertritt und hier trennen sich zwei Straßenäste: der östliche führt im Bogen an (Kloster) Frauensee vorbei nach Marksuhl und über Förtha nach Eisenach, der westliche führt als "Napoleonstraße" zunächst nördlich nach Berka/Werra, dann an der einstigen Burg Hausbreitenbach vorbei nach Oberellen und über den Clausberg ebenfalls nach Eisenach.
In südlicher Richtung sind Vacha und Fulda die nächsten Ziele, schließlich konnte man in westlicher Richtung nach Friedewald und Hersfeld Richtung Mittelhessen (Schwalm-Eder-Kreis oder Marburg) 
weiterziehen.

Die vier Seiten tragen folgende Inschriften:

Osten: Norden: Westen: Süden:
Frauen Berk Frede VACHA
See         1 ½ Stund Wald 1 ½ Stund
1 ½ Stund 3 Stund     
1791
Vogtey
Creutz
Berg

Im Sockel der Südseite befindet sich im Relief ein Kreuz mit doppeltem Querbalken ( = Hersfelder Kreuz).

Geradeaus Richtung Erdgasübernahmestation führt nun der Wanderweg, dann ein kurzer Links-Rechts-Schwenk und man befindet sich wieder auf dem ehemaligen Kolonnenweg, dem man nun weiter folgt.
Dabei passiert man einen ehemaligen Beobachtungsbunker.

Nach insgesamt 11 Kilometern kommt man an den Teich von Gasteroda.
Eine Informationstafel berichtet von 5 Höfen, die hier einmal standen und ihm Rahmen der Grenzsicherungsmaßnahmen geräumt und abgerissen wurden.


Nach einem weiteren halben Kilometer schwenkt der Wanderweg wieder scharf nach rechts, bergwärts, sehr bergwärts!.
Wer es etwas gemächlicher angehen möchte und nicht unbedingt der ehemaligen Grenzlinie folgen will, kann geradeaus gehen und sich Richtung Grundmühle / Leimbach orientieren.
Der Weg über die Grundmühle ist etwa 700 m kürzer und spart 80 Höhenmeter!

An der Landstraße L 3172 angekommen folgt man dieser für gut einen Kilometer auf Asphalt, passiert erneut die ehemalige innerdeutsche Grenze und umgeht somit aber auch das Naturschutzgebiet Rohrlache.

Nach 15 Wanderkilometern biegt man links von dieser Landstraße (jetzt L 1023) ab und folgt dem ehemaligen Kolonnenweg bis zur Werra. Hier wird auch wieder an die Grenzöffnung erinnert.


Irgendwann hatte man aber auch hier wahrscheinlich ein Mahnmal errichtet, dass sich die Natur mittlerweile wieder zurück erobert. Eine Pyramide aus Streckmetall-Zaunelementen und Stacheldraht, auf aufgeschichteten Vierkanthölzern.


An Kiesgruben der Firma „K+B Kies & Beton GmbH“ entlang kommt man so zur Landstraße L 2117, der man sogleich nach links in den thüringischen Ort Dankmarshausen hinein folgt.
Zuerst gilt es jedoch, wieder eine Brücke über die Werra zu überqueren.

Baggersee mit dahinterliegendem "Monte Kali".


Die evangelische St.-Kilian-Kirche in Dankmarshausen gehört zu den ältesten im Werratal.
Von hier hat man auch noch einen schönen Blick auf das Naturschutzgebiet Rohrlache, um das man auf dem Weg hierher im weiten Boden entlang wanderte.



Zur 24. Etappe                  Zur 26. Etappe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot - einem Googleprodukt - erstellt und wird von Google gehostet.